Coronavirus
Neue Corona-Mutation direkt vor den Toren Österreichs
Die Meldung über das Vorkommen der indischen Doppelmutante in der Schweiz ist kaum verhallt, da ist schon von einer Schweizer Virusvariante die Rede.
Das Coronavirus Sars-CoV-2 entpuppt sich als besonders mutationsfreudig. Mittlerweile sind weltweit schon zahlreiche Varianten des Ursprungsvirus aufgetaucht. Doch nur einige werden als "variant of concern" beschrieben und gelten als "besorgniserregend". Die britische Variante zählt dazu, aber auch die südafrikanische oder die brasilianische. Die indische Doppelmutante wird derzeit noch als "variant of interest" bezeichnet und steht damit unter Beobachtung. Sie wurde mittlerweile auch hierzulande nachgewiesen.
Seit dem 24. April 2021 ist bekannt: Auch die Schweiz hat ihre eigene Mutante. Entdeckt haben sie Forscher des medizinischen Instituts IRCCS in Candiolo nahe Turin in Zusammenarbeit mit Bioinformatikern des Italian Institute for Genomic Medicine. Sie wurde in den Proben eines 57-jährigen Italieners aus dem Raum Turin nachgewiesen. Zu welcher Virus-Kategorie sie zählt, ist noch offen. Doch es gibt bereits Anhaltspunkte, womit wir es zu tun haben.
In Italien entdeckt, aber Schweizer Mutante genannt. Warum?
Das ist darauf zurückzuführen, dass diese Variante des Coronavirus bisher mit Abstand am häufigsten in der Schweiz nachgewiesen wurde. Laut der Pangolin-Datenbank (Phylogenetic Assignment of Named Global Outbreak LINeages), in welcher alle bislang bekannten Varianten von Sars-CoV-2 dokumentiert sind, traten 69 Prozent aller Infektionen mit B.1.1.39 hierzulande auf. Das mit 14 Prozent am zweitstärksten betroffene Land ist Deutschland.
Wie gefährlich ist die Schweizer Mutante?
Die Variante B.1.1.39 wird von Forschenden als ebenso ansteckend wie die britische Mutante beschrieben. Zudem scheinen sich auch bereits von Covid-19 Genesene damit infizieren zu können, darauf deutet der Fall des 57-jährigen Italieners hin. Laut verschiedenen italienischen Medien war dieser nämlich bereits im November 2020 schon einmal an Corona erkrankt und steckte sich jetzt erneut an.
Allerdings gehen Fachleute wie Christian Garzoni, Gesundheitsdirektor an der Clinica Luganese im Tessin, davon aus, dass "sie über unsere Impfungen gedeckt ist." So ist bekannt, dass Impfungen eine bessere Immunität triggern als Infektionen. So stimulieren die Vakzine nicht nur die Produktion von neutralisierenden Antikörpern sondern auch die T-Zell-Antwort des Immunsystems.
Wird Mutante Überhand nehmen?
Nein, damit ist nicht zu rechnen. Laut der Pangolin-Datenbank war B.1.1.39 in der zweiten Welle zwar relativ weit verbreitet. Aber seit spätestens Ende Januar scheint die Virusvariante stark rückläufig zu sein. Auch Andreas Cerny, Infektiologe am Moncucco-Spital in Lugano, schätzt das Risiko, dass B.1.1.39 andere vorherrschende Varianten verdrängt, als minimal ein, wie ihn Blick.ch zitiert: "Diese Variante ist bereits seit Anfang April 2020 im Umlauf. Sie hat zwar einige Länder erreicht, aber immer nur in kleinen Stückzahlen." Und sie habe es in dieser Zeit nie geschafft, andere Varianten zu verdrängen.
Wie weit verbreitet ist B.1.1.39?
Weltweit sind – Stand: 26. April 2021 – 1624 Infektionen mit der Schweizer Mutante bekannt. Fast alle wurden in europäischen Ländern nachgewiesen.
In der Schweiz gibt es 1123 Fälle, die auf diese Mutation zurückgeführt werden können. An zweiter Stelle liegt Deutschland mit insgesamt 225 bekannten Fällen, an dritter Großbritannien mit 79, an vierter Dänemark mit 38, gefolgt von Finnland mit 26 Infektionen. In Italien, wo die Schweizer Mutation nun nachgewiesen wurde, sind bisher neun Fälle entdeckt worden.
Warum tauchen derzeit so viele Mutanten auf?
Grundsätzlich werden Mutationen wahrscheinlicher, je häufiger das Erbgut des Virus kopiert wird – also je mehr menschliche Zellen infiziert werden. Das heißt: Je mehr Menschen sich anstecken, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit von Mutationen. Daher appellieren Expertinnen und Experten weltweit, von Durchseuchungsstrategien Abstand zu nehmen und die Fallzahlen so gering wie möglich zu halten. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass irgendwann nicht nur eine ansteckendere oder tödlichere Mutante entsteht, sondern eine sogenannte Super-Mutante, die gegen Impfungen resistent ist.