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Neue Behandlung – Blinddarm-OPs bald nicht mehr nötig?

Schwedische Forscher sagen, dass Blinddarmentzündungen wirksam mit Antibiotika behandelt werden können und man die OPs maßgeblich reduzieren könnte.

Heute Life
Der Blinddarm ist ein Abschnitt des Dickdarmes. An seinem Ende befindet sich ein kleines Anhängsel, der sogenannte Wurmfortsatz. Dieser entzündet sich wenn wir von einer Blinddarmentzündung sprechen.
Der Blinddarm ist ein Abschnitt des Dickdarmes. An seinem Ende befindet sich ein kleines Anhängsel, der sogenannte Wurmfortsatz. Dieser entzündet sich wenn wir von einer Blinddarmentzündung sprechen.
iStockphoto.com; Collage: heute.at

Entzündet sich der Blinddarm (auch Wurmfortsatz genannt), muss rasch gehandelt werden. Je länger zugeartet wird, desto höher ist das Risiko für Komplikationen. Da der Blinddarm nicht lebensnotwendig ist, galt bislang die operative Entfernung als Standardbehandlung. Das könnte bald der Vergangenheit angehören. Eine neue Studie von schwedischen Forschern des Karolinska-Instituts hat ergeben, dass die meisten Patienten, die bei einer Blinddarmentzündung Antibiotika erhalten und nicht operiert werden, langfristig erfolgreich sind, einige jedoch später operiert werden müssen. Dies könnte das Ende der Routine-OPs bedeuten.

Bei einer Blinddarmentzündung handelt es sich um eine Schwellung des Blinddarms, eines 2 bis 10 Zentimeter langen Organs, das mit dem Dickdarm verbunden ist. Eine Blinddarmentzündung kann starke Schmerzen verursachen und muss schnell behandelt werden. Wenn sich ein Eiterherd (Abszess) bildet oder die Entzündung auf die Bauchhöhle übergreift, kann das ernste Komplikationen wie Kreislaufstörungen und eine Blutvergiftung verursachen.
In den meisten Fällen entfernen Chirurgen den Blinddarm mit einer Operation. Wissenschaftler sind sich nicht sicher, warum Menschen einen Blinddarm benötigen, aber die Entfernung schadet nicht. Auch die Ursachen einer Blinddarmentzündung sind nicht klar. Zu den Symptomen gehören Bauchschmerzen – vor allem im rechten Unterbauch, zu Beginn aber auch häufig im Oberbauch oder um den Nabel herum. Hustet man oder drückt man auf diesen Bereich, können sich die Schmerzen verschlimmern. Weitere Symptome können Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Durchfall und Fieber sein. Oft ist es schwierig, eine Blinddarmentzündung zu erkennen, weil die Symptome so unterschiedlich sein können. Deshalb ist eine ärztliche Abklärung sinnvoll, wenn über einige Stunden lang Bauchschmerzen bestehen.

Mehr als die Hälfte konnte ohne OP erfolgreich behandelt werden

In der schwedischen Studie wurden Daten von 292 Patienten ausgewertet, die in den 1990er Jahren im Rahmen von zwei Studien des schwedischen nationalen Patientenregisters mit Blinddarmentzündung ins Krankenhaus eingeliefert wurden. 40 Patienten wurden in zwei Gruppen eingeteilt: diejenigen, die 10 Tage lang Antibiotika erhielten, und diejenigen, die sich einer Operation unterzogen. Nur eine Person in der Antibiotikagruppe erholte sich nicht erfolgreich. Die zweite, größere Studie wies eine Erfolgsquote von 86 Prozent auf.

Die Ergebnisse beider Studien zeigen, dass 40 Prozent der mit Antibiotika behandelten Patienten später im Leben operiert werden mussten. Das bedeutet gleichzeitig, dass "mehr als die Hälfte der Patienten, die nicht operativ behandelt wurden, kein Rezidiv erlitten und über einen Zeitraum von etwa 20 Jahren nicht operiert werden mussten." "Es gibt keine Hinweise auf langfristige Risiken der nicht-operativen Behandlung, außer dem des Wiederauftretens der Entzündung."

Routineeingriff

Bei einer unkomplizierten Entzündung wird der Blinddarm mittels minimalinvasiver Operation aus dem Körper entfernt, bei dem die Ärzte drei oder vier kleine Einschnitte im Bauch vornehmen. Die Schnitte werden mit Klammern oder Nähten verschlossen. Nach dem Routineeingriff können die meisten Patienten am nächsten Tag nach Hause gehen und nach einer Woche wieder ihren normalen Aktivitäten nachgehen. Aber wie bei jeder Operation gibt es Risiken. Etwa jeder zehnte Patient erleidet durch die Operation selbst Nebenwirkungen, wie zum Beispiel eine Hautinfektion.

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