Sarrazin, am Donnerstag noch Trainings-Schnellster auf der Stelvio, erlebte im zweiten Training am Freitag einen Horror-Abflug. Über einen Sprung war der Super-G-Zweite von Beaver Creek in Rücklage gekommen und bekam Luft unter die Ski. Es drehte den Franzosen aus, ehe er auf die pickelharte Piste krachte, den Steilhang regungslos hinunterrutschte und ins Fangnetz flog.
Mittlerweile werden immer mehr Details des heftigen Abflugs bekannt. Denn der 30-jährige Speed-Star wurde nicht vom Sicherheitszaun aufgefangen. Diesen hatte der Franzose mit der Kante seines Skis aufgeschnitten, war dann hindurchgerutscht und erst dahinter im Schnee liegen geblieben.
Sarrazin musste schließlich mit dem Rettungshubschrauber geborgen und ins Krankenhaus geflogen werden. Der Vorjahressieger von Bormio blieb lange liegen, was die Befürchtungen, er habe sich schwerst verletzt, nur befeuerte. Laut "Eurosport" sei Sarrazin jedoch bei Bewusstsein, klage aber über Schmerzen in einem Bein. Weitere Untersuchungen finden zurzeit statt.
Der unmittelbar hinter Sarrazin gestartete ÖSV-Star Vincent Kriechmayr wurde gestoppt, das Training unterbrochen. Rund 25 Minuten dauerte es, bis Sarrazin geborgen war, der Oberösterreicher konnte danach seine Fahrt fortsetzen.
An der exakt gleichen Stelle waren auch der Amerikaner Kyle Negomir und der Schweizer Josua Mettler zu Sturz gekommen. Beide schienen glimpflich davongekommen zu sein. Auch wenn Mettler, der selbst ins Ziel rutschte, Schmerzen hatte. Ebenso gestürzt, allerdings an einer anderen Stelle, war der Italiener Pietro Zazzi, auch der 30-Jährige hatte mit dem Hubschrauber abtransportiert werden müssen.
Im Ziel wuchs der Unmut der Fahrer jedenfalls von Sturz zu Sturz an. So meinte etwa Sarrazins Landsmann Nils Allegre bei "Eurosport": "Diese Piste ist schlecht vorbereitet. Es ist kein Respekt vor den Fahrern da, das Tempo gehört rausgenommen."
Sarrazin feierte vor einem Jahr auf der Stelvio seinen Premierensieg im Weltcup, gewann wenige Wochen später beide Abfahrten auf der Streif in Kitzbühel.