Nach ZIB2-Interview
"Nazi-Partei", Goebbels – Shitstorm für ORF-Star Wolf
Der bekannte TV-Journalist erlebt gerade einen Shitstorm auf X, weil SPD-Vorsitzende Saskia Esken die AfD im ORF als "Nazi-Partei" bezeichnet hatte.
Für Sozialdemokraten in Österreich und Deutschland ist der 1. Mai, der Tag der Arbeit, ein wichtiges Datum. An diesem Staatsfeiertag hatte Armin Wolf dazu die Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) in die ZIB2 geladen.
Saskia Esken (62) sorgte mit ihren Aussagen im ORF auch gleich für ordentlich Sprengkraft: "Die AfD ist eine Nazi-Partei. Das ist eine Partei, die uns auch wirklich in größte Schwierigkeiten stürzen würde." Der starke Wählerzulauf besorge sie: In einer Zeit großer Verunsicherung, multipler Krisen und Veränderungen seien die "Scheinantworten und Sündenböcke", die die AfD zu bieten habe, "für viele eine Ausflucht".
Auf allen Ebenen bekämpfen
Die Aufgabe der deutschen Sozialdemokratie sei es nun, die AfD inhaltlich zu demaskieren. Man müsse zeigen, "dass sie eben nicht an der Seite der 'kleinen Leute', Arbeiterinnen und Arbeiter, steht." Vielmehr sei es eine "reiche Eliten-Partei", die mit einem EU-Ausstieg "volkswirtschaftlichen Wahnsinn" begehen wolle.
Neben dem politischen Kampf will sie auch alle rechtsstaatlichen Möglichkeiten ausschöpfen. Sollte der Verfassungsschutz gesichert feststellen, dass die AfD verfassungsfeindlich agiere, dann müsse ein Verbot der Partei vorangetrieben werden, betonte die 62-Jährige.
"Vergleichen Sie die AfD mit Goebbels?"
Für die SPD-Vorsitzende ist aber auch so klar: Die AfD dürfe weder in Bundesländern noch im Bund selbst in eine Regierung kommen, selbst wenn sie mit Abstand stimmenstärkste Partei werden sollte. Ihre folgende Kampfansage wurde zum Paukenschlag: Hitlers Reichspropagandaleiter Joseph "Goebbels hat 1935 eine Rede gehalten über die Dummheit der Demokratie, denn die habe der NSDAP damals alle Mittel an die Hand gegeben, um sie selbst abzuschaffen. Wir werden nicht bereit sein, der AfD die Mittel an die Hand zu geben."
Da musste selbst der routinierte Moderator Armin Wolf schlucken: "Vergleichen Sie jetzt die AfD mit Goebbels?" Esken: "Ja! Das ist eine Nazi-Partei." Ungläubig hakte der TV-Journalist nach: Ist eine solche Aussage nicht maßlos übertrieben? "Nein!", die SPD-Vorsitzende bliebt dabei: "Die AfD ist völkisch, grenzt aus und spaltet."
"Gehe in Aggro-Tweets unter"
Mehr brauchte es nicht für einen ausgewachsenen Shitstorm. Die Windrichtung: hart von Steuerbord. Mit seinem Teaser zum ZiB2-Interview sei er auf X in "deutschen Troll-Blasen" gelandet, beklagte Armin Wolf am Donnerstag: "Sapperlot, ist das mühsam. [...] Ich geh seit heute früh in rechtsextremen Aggro-Tweets unter und komm mit dem Blocken kaum hinterher. Und so viele deutsche Fahnen…"
Darunter auch Kommentarschreiber, die jegliche guten Sitten über Bord geworfen haben. Die Bandbreite reichte von Beschimpfungen ("Abschaum", "Knie f*cken") bis hin zu haarsträubenden Holocaust-Verleugnungen.
"Der Laden hier ist echt unglaublich"
Letztere ließen auch Armin Wolf wiederum toben, allerdings über die Plattform X selbst: "Der Laden hier ist echt unglaublich", ärgerte er sich. Der Grund: er hatte einen Tweet gemeldet, in dem offen der Holocaust geleugnet wurde, doch Elon Musks X daraufhin "entschieden, dass […] keine Verstöße gegen die X Regeln vorliegen."
Wolf wütet: "Dann adaptiert eure Regeln endlich auf einen zivilisatorischen Mindeststandard!"
Entweder wurde das von X gehört, oder andere User hatten mit dem Melden des betreffenden Beitrags mehr Erfolg als der ORF-Anchor. Inzwischen ist die Holocaust-Leugnung – zumindest in Österreich – nicht mehr abrufbar.
"Lebenszeit erspart"
Als nächsten Studiogast hatte Armin Wolf eigentlich in der kommenden Interview-Serie mit EU-weiten Spitzenkandidaten zur Europawahl AfD-Mann Maximilian Krah in die ZIB2 geladen. Der Sachse hält trotz Spionage-Affäre in seinem engsten Umfeld an seiner Kandidatur fest, ins ORF-Studio wagt er sich offenbar aber doch nicht.
"Heute hat das Büro von Maximilian Krah seine Zusage für Montag wieder zurückgezogen", enthüllte Wolf Donnerstagmittag. Er hätte dem China-affinen AfD-Abgeordneten selbst die Fragen gestellt, seine Recherchen dazu waren bereits voll im Gange.
Eine Absage "vor ein paar Tagen wäre mir lieber gewesen", schrieb der TV-Journalist: "Ich hätte mir sechs Stunden Lebenszeit für Krahs völkische Fantasien im Gespräch mit Tilo Jung erspart und das Geld für sein Buch." Sichtlich erleichterter Nachsatz: "Zumindest muss ich es jetzt nicht mehr lesen."