Glyphosat als Krebserreger

Naturschützer kämpfen vor Gericht gegen EU-Unkrautgift

Krebs, Hirnschäden, Parkinson und Autismus – die möglichen Auswirkungen des Unkrautvernichters Glyphosat sind erschreckend. Die EU sieht das anders.
Bernd Watzka
11.12.2024, 11:35

Es ist ein Kampf David gegen Goliath: Mehrere Umweltverbände sind gegen die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat in der Europäischen Union vor den Europäischen Gerichtshof gezogen.

EU habe Studien "ausgeschlossen"

Die EU-Kommission habe bei ihrer Bewertung des Pestizids kritische Studien zu Glyphosat "unbegründet ausgeschlossen oder ihre Ergebnisse systematisch heruntergespielt – und dabei Richtlinien der Risikobewertung verletzt", begründete der Pestizid-Dachverband die mit Global 2000 eingereichte Klage.

"Inakzeptables Risiko" für Europäer

"Unser Ziel ist es, die Weichen für ein vorzeitiges Aus von Glyphosat in der EU zu stellen", erklärt Helmut Burtscher-Schaden, Umweltchemiker von GLOBAL 2000. "Die Verlängerung der Zulassung von Glyphosat basierte auf einer Risikobewertung, die weder wissenschaftlichen noch rechtlichen Standards entspricht."

Zudem setze die umstrittene Behörden-Entscheidung die "Menschen in Europa einem vermeidbaren und inakzeptablen Risiko aus", so der Experte.

EU biege sich "Regeln zurecht"

Brüssel hatte die Nutzung von Glyphosat Ende 2023 in einer umstrittenen Entscheidung für weitere zehn Jahre erlaubt. Im Jänner 2024 hatten die NGOs bei der EU-Kommission eine interne Überprüfung der Zulassungsentscheidung von Glyphosat beantragt. Diese wurde von der Kommission zurückgewiesen.

"Die wissenschaftlichen Behörden der EU biegen sich die Regeln zurecht, um zu dem Schluss zu kommen, dass Glyphosat sicher ist", kritisierte Umweltwissenschaftlerin Angeliki Lysimachou.

"Unsicherheiten und Wissenslücken"

Die Umweltverbände verwiesen auf "erhebliche Unsicherheiten und Wissenslücken" mit Blick auf womöglich gesundheitsschädigende Wirkungen des Mittels und warfen den EU-Behörden mangelnde Unabhängigkeit vor.

Gefahren für Umwelt und Mensch

Glyphosat kann die Umwelt beeinträchtigen und steht im Verdacht, krebserregend zu wirken. Verbraucher- und Umweltorganisationen protestieren deshalb seit Jahren gegen den Einsatz des Wirkstoffs. Weltweit ist Glyphosat der am meisten verwendete Inhaltsstoff in Pestiziden.

Drei Argumente der NGOs für die Annullierung der Glyphosat-Freigabe

Neurologische Schäden und Krebsgefahr

  • Ignorierte Neurotoxizität-Risiken: Dokumente belegen, dass renommierte Wissenschafter die EU-Behörden vor einem Zusammenhang zwischen Glyphosat und neurologischen Erkrankungen wie Parkinson oder Autismus sowie vor kognitiven Defiziten bei Kindern warnten.
  • Fehlerhafte Statistiken: Die von EU-Behörden für die Beurteilung von Krebsstudien angewendeten Verfahren entsprachen nicht den Leitlinien und führten dazu, dass die Aussagekraft positiver Tumorbefunde fälschlich herabgestuft wurde.
  • Krebseinstufung durch WHO: Die Bewertung der EU-Behörden von Glyphosat als "nicht DNA-schädigend" und "wahrscheinlich nicht krebserregend" steht in ungelöstem Widerspruch zur Krebseinstufung durch die WHO-Krebsforschungsagentur IARC.
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