Erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko

Nächstes Organ: Mikroplastik nun auch hier nachgewiesen

Mikro- und Nanoplastik wohnen bereits in jedem von uns. Neben Gehirn, Plazenta und Muttermilch wurde es nun auch in der Carotis gefunden.

Heute Life
Nächstes Organ: Mikroplastik nun auch hier nachgewiesen
Der Carotis-Ultraschall ist eine wichtige Vorsorgemaßnahme.
Manfred Weis / Westend61 / picturedesk.com

Wir leben in einer Plastikwelt. Der Plastik-Boom, der in den 1950er Jahren begann, beginnt erst jetzt – 70 Jahre später – in Mikroschritten abzuebben und die Industrie sucht nach umweltverträglichem Ersatz. Nicht zuletzt, weil der weltweite Plastikmüll längst überhandgenommen hat und Meere und Tierwelt bedroht.

Mikroplastik ist nur ein Teil eines umfassenderen Problems der Plastikverschmutzung. Auf der Mülldeponie kann es bis zu 500 Jahre dauern, bis es sich zersetzt und Schadstoffe in den Boden und das Wasser gelangen. Und da wir in einem Kreislauf leben, landen diese Plastikpartikel auch in Tieren, Pflanzen, Obst und Gemüse. Neunzig Prozent der Proben von tierischen und pflanzlichen Proteinen wurden positiv auf Mikroplastik getestet. Man kommt dem Plastik also nicht aus. Infolgedessen reichert es sich auch im menschlichen Körper an. Studien belegten bereits das Vorkommen von Mikroplastik in unseren Gehirnen, der Plazenta und der Muttermilch.

Mikroplastik und Nanoplastik 

Mikroplastik ist mit 0,001 bis 5 Millimeter teilweise noch mit freiem Auge sichtbar. In die Nahrungskette gelangt Mikroplastik etwa aus Verpackungsabfall. Dem Österreichischen Umweltbundesamt zufolge trägt Reifenabrieb am meisten zur Freisetzung von Mikroplastik in die Umwelt bei, gefolgt von Abfallentsorgung und Textilwäsche.
Es wurde bereits nachgewiesen, dass Mikroplastik von Meerestieren wie Fischen, Muscheln und Garnelen mit Plankton verwechselt und dieses als Nahrung aufgenommen wird. Durch den Verzehr von Meerestieren landet das Plastik im menschlichen Körper und wird ins Abwasser ausgeschieden. In Kläranlagen wird zwar das Abwasser von Mikroplastik befreit, allerdings gelangt es bei der Verwendung von Klärschlamm als Dünger in die Böden.
Alles was kleiner als 0,001 Millimeter ist, wird als Nanoplastik definiert und ist für das menschliche Auge unsichtbar.

Plastik in der Carotis

Laut einer Studie aus dem Jahr 2022 nehmen Menschen jede Woche versehentlich bis zu fünf Gramm Mikro- und Nanoplastik zu sich. Dies entspricht in etwa einer Kreditkarte. Nicht ausgeschlossen werden kann außerdem, dass sie an der Entstehung von Krebs mitverantwortlich sind.

Jetzt zeigt eine österreichische Studie, dass Mikro- und Nanoplastik sogar schon in den Halsschlagadern (Carotis) von Atherosklerose-Patienten nachweisbar ist. Das könnte zu vermehrten akuten Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen, wie die Studienautoren, Friedrich Hoppichler (Krankenhaus der Barmherzigen Brüder) und die Gesundheitspsychologin Julia Schätzer (Special Institute for Preventive Cardiology And Nutrition/Sipcan), in der Ärztezeitschrift "Cardio News" schreiben.

foodwatch-Test: 3 von 10 Salzen mit Mikroplastik verunreinigt

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    Am stärksten verunreinigt war das gemahlene Meersalz aus der Einwegmühle von Kotányi. Bei der nicht gemahlenen Probe wurden 240 Partikel pro Kilo gefunden. Bei der gemahlenen Probe wurden 66.000 Mikroplastik-Partikel pro Kilo nachgewiesen. Da das nachgewiesene Mikroplastik großteils aus demselben Plastik wie das Mahlwerk war, ist davon auszugehen, dass das Mikroplastik während des Mahlvorgangs in das Salz gekommen ist.
    Am stärksten verunreinigt war das gemahlene Meersalz aus der Einwegmühle von Kotányi. Bei der nicht gemahlenen Probe wurden 240 Partikel pro Kilo gefunden. Bei der gemahlenen Probe wurden 66.000 Mikroplastik-Partikel pro Kilo nachgewiesen. Da das nachgewiesene Mikroplastik großteils aus demselben Plastik wie das Mahlwerk war, ist davon auszugehen, dass das Mikroplastik während des Mahlvorgangs in das Salz gekommen ist.
    foodwatch

    Mikroplastik erhöht Risiko 4,5 Mal

    Basis für diese Erkenntnisse ist eine Untersuchung der Universität von Neapel (Italien). Dort mussten sich 257 Studienteilnehmern zwischen 18 und 75 Jahren einer Entfernung sogenannter Plaques (Ablagerungen an den Wänden der Blutgefäße) in der Halsschlagader unterziehen. In 58 Prozent der Gewebeproben konnten Polyethylen und PVC (Polyvinylchlorid) nachgewiesen werden.

    Im Vergleich zeigte sich, dass bei 30 von 150 Patienten, in deren Plaques Mikroplastik gefunden wurde, ein nicht-tödlicher Schlaganfall oder ein nicht-tödlicher Herzinfarkt oder ein Todesfall auftrat. Damit hatten jene ein 4,5 Mal höheres Risiko für eine akute Herz-Kreislauf-Erkrankung. Bei Patienten, in deren Proben kein Mikroplastik gefunden wurde, waren nur 7,5 Prozent von einem kardiovaskulären Ereignis betroffen.

    Offene Fragen

    Wichtig ist anzumerken, dass durch die Studie nur ein Zusammenhang zwischen Mikro- und Nanoplastik in Plaques der Halsschlagader und dem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen festgestellt werden konnte. Es ist noch unklar, ob die Partikel an der Bildung der Plaques beteiligt waren.

    Hoppichler und Schätzer teilen die Hypothese, dass Mikro- und Nanoplastikpartikel offenbar entzündungsfördernde Eigenschaften haben. Ebensolche unterschwelligen chronischen Entzündungen sind ein anerkannter Risikofaktor für Atherosklerose und die Entstehung von Ablagerungen in den Arterien. Diese Ablagerungen können sich schließlich zu einer Thrombose verdichten und infolge zu lebensgefährlichem Herzinfarkt, Schlaganfall etc. führen.

    red
    Akt.
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