1,2 Mio. Euro Corona-Hilfe
Nächster Benko-Skandal – Steuergeld für Luxus-Chalet?
Jetzt gerät René Benkos Chalet am Arlberg ins Visier. Hat er dafür unrechtmäßig Corona-Hilfen kassiert?
Rund um René Benkos Chalet N (benannt nach seiner Ehefrau Nathalie) in Oberlech am Arlberg kursieren etliche Geschichten – wie stets, wenn oberste Luxusklasse und höchste Diskretion im Spiel sind.
Mehr als 300.000 Euro pro Woche
Fix ist: Das Chalet N ist eigentlich kein Privathaus, sondern formal als Beherbergungsbetrieb zugelassen. Die Villa mit zehn Suiten, einem riesigen Spa-Bereich und zahlreichen Services auf Wunsch – von Skilehrer bis privater Security – spielt alle Stückln und bietet laut Website "Winterurlaub in Perfektion". Für betuchte Gäste, wohlgemerkt – die Miete für eine Woche soll gut 300.000 Euro betragen.
Im Fokus dürften externe Buchungen für das Chalet N aber nicht gestanden sein. Dass es mehr eine Privatresidenz des Tiroler Selfmade-Milliardärs sei, als ein kommerziell geführter Tourismusbetrieb, macht seit je die Runde. Dass es zumindest kein Hotel im üblichen Sinne ist, zeigt schon allein die Tatsache, dass die Gemeinde vor Jahren darüber informiert wurde, dass Außenstehende das Gebäude nicht betreten dürfen.
ALLE FOTOS – Das ist Benkos Chalet N
Laut Informationen der Grünen Abgeordneten Nina Tomaselli ging ohnehin rund die Hälfte der Nächtigungen im Chalet N auf das Konto der engeren Benko-Familie. "Unsere Recherchen ergeben, Benko war wohl selbst sein bester Gast", so Tomaselli auf "X".
Auch Aufsichtsratssitzungen von Benkos Signa-Konzern und Meetings mit Geschäftspartnern sollen des öfteren im Chalet N stattgefunden haben.
Verpfändet ist das Chalet N indes auch – für einen 200-Millionen-Kredit bekam die Hypo Vorarlberg Pfandrechte eingetragen.
„"Unsere Recherchen ergeben, Benko war wohl selbst sein bester Gast"“
Benko selbst habe im übrigen auch dann im Chalet N genächtigt, "als er gar nicht durfte", so Tomaselli – nämlich während der Corona-Lockdowns, als Hotels geschlossen bleiben mussten. Für März und April 2020 – zu Lockdown-Zeiten – sei ein solcher Aufenthalt Benkos im Chalet N dokumentiert, berichtet Tomaselli.
1,2 Mio. Euro Covid-Förderung
Was nun verwundert: Trotz all dem kassierte die Betreibergesellschaft des Chalet N zwischen 2020 und 2023 satte Corona-Wirtschaftshilfen vom Staat (also dem Steuerzahler) in Höhe von insgesamt rund 1,2 Mio. Euro für den Ausfall während der Lockdowns. Die Frage stellt sich, ob diese Förderungen rechtmäßig erfolgten – wenn das Chalet N vorwiegend als Privat-Domizil genutzt wurde. Die Grünen wollen das im U-Ausschuss zu den Corona-Förderungen ausführlich thematisieren.
Betrieben wird das Chalet N von der Firma Signa Luxury Collection GmbH, die ihren Sitz an der Adresse der Signa-Zentrale in Wien hat.
Mit der Widmung als Hotel ist die Villa N zudem kein Einzelfall im Benko-Imperium. Auch sein Privat-Anwesen in Innsbruck-Igls ist diesbezüglich zumindest umstritten.
„Was wir bis jetzt über die Luftschlösser-Produktion von Benko wissen, ist nur die Spitze des Eisbergs“
"Da wird im U-Ausschuss noch mehr rauskommen. Wir werden uns genau ansehen, ob die schwindlige Hotelkonstruktion eine schwindlige Steuerkonstruktion zur Folge hat", so Tomaselli. "Was wir bis jetzt über die Luftschlösser-Produktion von Benko wissen, ist nur die Spitze des Eisbergs", ist die Grün-Politikerin überzeugt.
Eigentümerwechsel vor Insolvenz
Was ebenfalls Fragen aufwirft: Das Chalet N wechselte innerhalb des Signa-Firmengeflechts erst vor Kurzem den Eigentümer – nämlich am 28. November 2023, genau einen Tag, bevor die Signa Holding (die Dachgesellschaft des Benko-Immobilienreichs) Insolvenz anmeldete.
Die Betreibergesellschaft des Chalet gehört jetzt der Muxel Berggasthof Schlössle GmbH in Innsbruck. Diese wiederum ist Benkos Privatstiftungen zuzuordnen.