Nach Festnahme verschollen
Nackt-Protest: Studentin wird zur Internet-Sensation
Die Protest-Aktion einer iranischen Studentin hält die Welt seit Samstag in Atem. Auf Social-Media wird sie als Heldin gefeiert, aber auch kritisiert.
Mit dieser Aktion wurde die junge Frau für viele zur Heldin, doch die Konsequenzen sind schlimm. Am Samstag spazierte die iranische Studentin, die im Netz als Ahoo Daryaei (30) identifiziert wurde, in Unterwäsche über den Campus der Islamic Azad Universität in Tehran. Eine schlimme Tat in diesem Regime.
Medienberichten zufolge, sei die Frau von einem Mitglied der paramilitärischen Basidsch-Truppe angehalten worden, da sie kein Kopftuch trug. Danach verschwand sie.
Die Menschrechtsorganisation Amnesty Iran fordert die Freilassung der Studentin, sowie eine "unabhängige und unparteiische" Untersuchung des Vorfalls: "Die iranischen Behörden müssen die Studentin sofort und bedingungslos freilassen, die gewaltsam verhaftet wurde, nachdem sie sich aus Protest gegen die missbräuchliche Durchsetzung der Zwangsverschleierung durch die Sicherheitsbeamten entkleidet hatte", heißt es auf X.
Widersprüchliche Medienberichte
Minuten nachdem sich die Frau aus Protest ausgezogen hatte, wurde sie festgenommen, indem sie von Männern in ein Auto gezerrt wurde, wie ein Video zeigt. Ein Sprecher der Universität habe erklärt, die Frau habe "unter erheblichem mentalen Druck" gestanden und leide an einer "psychischen Störung" – ihre Unterstützer bezweifeln das.
Laut dem "Guardian" berichtete die konservative iranische Nachrichtenagentur "Fars" hingegen, die Studentin habe "unangemessene Kleidung" getragen und sich "ausgezogen", nachdem sie vom Sicherheitspersonal aufgefordert worden war, die Kleiderordnung einzuhalten. Zudem wies das Medium Vorwürfe über aggressives Verhalten zurück.
Hashtag Research Science Girl
Auf Social-Media wird die Studentin Großteils als Heldin gefeiert, die sich kämpferisch gegen die Unterdrückung der Sittenpolizei stellte. Unter dem Hashtag "Research Science Girl" wird ihr Handeln geteilt, bejubelt und analysiert. "Ich finde es toll" und "mutig" schrieben einige unter die Illustrationen und Posts, die sie als Ikone darstellen.
Doch auch die Kritik an ihrer Aktion und deren Fans wird lauter. "Nacktheit gilt heutzutage also als mutig?" fragt sich ein Instagram-User, während andere bemängeln, dass auf einigen Illustrationen Frauen mit Hijab dargestellt werden, was einen glauben ließe, diese sollen Schuld an dem Schicksal der 30-Jährigen tragen.
Wurde sie bereits eingewiesen?
Laut Berichten seien aktuell keine Informationen über ihren Zustand und Aufenthaltsort verfügbar. Auch jetzt ist ihr derzeitiger Aufenthaltsort nicht bestätigt. Amnesty Iran fordert: "Bis zu ihrer Freilassung müssen die Behörden sie vor Folter und anderen Misshandlungen schützen und den Zugang zu ihrer Familie und ihrem Anwalt sicherstellen."
Beobachter fürchten, dass die Studentin gegen ihren Willen in eine Anstalt eingewiesen wird. Unbestätigten Quellen nach sei dies tatsächlich bereits passiert: "Das #ScienceResearchGirl wurde unter dem Namen Frau #Ahoo_Daryaei in das 'Psychiatrische Krankenhaus Iran' an der 'Special Road' (neben dem Eingang von Azadegan North) eingeliefert.", teilten User auf X mit.
Auf den Punkt gebracht
- Die iranische Studentin Ahoo Daryaei wurde zur Internet-Sensation, nachdem sie aus Protest gegen die Zwangsverschleierung in Unterwäsche über den Campus der Islamic Azad Universität in Tehran spazierte und daraufhin festgenommen wurde
- Während sie auf Social Media als Heldin gefeiert wird, gibt es auch Kritik an ihrer Aktion; Amnesty Iran fordert ihre sofortige Freilassung und eine unabhängige Untersuchung des Vorfalls