Österreich

Nach Suizid von Sohn: Papa schreibt ein Buch für ihn

Die größte Angst aller Eltern wurde für Golli Marboe zur erschütternden Gewissheit: Er verlor seinen Sohn Tobias. Nun schrieb er ein Buch darüber.

Sandra Kartik
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Golli Marboe schrieb das Buch "Notizen an Tobias" für seinen Sohn, der sich das Leben nahm.
Golli Marboe schrieb das Buch "Notizen an Tobias" für seinen Sohn, der sich das Leben nahm.
Helmut Graf

Am 26. Dezember 2018 setzte Tobias Marboe seinem Leben mit 29 Jahren ein Ende. Mit seinem Suizid endete auch das bisherige Leben seiner Familie. In seinem berührenden Buch "Notizen an Tobias" (Residenz Verlag) teilt Golli Marboe "Gedanken eines Vaters zum Suizid seines Sohnes" nun mit der Welt.

Der Journalist und Filmemacher setzt seinem Sohn damit ein liebevolles Denkmal. Er will, dass man seinen Zweitgeborenen als begabten Künstler kennenlernt, der mehr Aufmerksamkeit für seine Arbeit verdient hätte. "Man soll sich nicht nur an den Tag des Todes von geliebten Verstorbenen erinnern, sondern an ihr ganzes Leben. Mein Sohn Tobias hat ein volles Leben gehabt", erzählt Marboe im "Heute"-Gespräch.

"Pass auf, dass niemand so traurig wird, wie ich"

Für den 56-Jährigen war das Buch nicht nur Selbsttherapie. "Mein Sohn hat mich am Tag bevor er starb noch innig umarmt und mir gesagt: 'Pass auf, dass niemand so traurig wird, wie ich'. Es war in Wahrheit ein Abschied, aber das habe ich erst später begriffen." Marboe will auch Solidarität mit Hinterbliebenen zeigen. Er glaubt an den sogenannten "Papageno-Effekt", der an der Meduni entdeckt wurde: Durch angemessene Berichterstattung kann man "einen Beitrag zur Enttabuisierung von Angst, Depression und Suizid leisten."

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    Am Mittwoch präsentierte Golli Marboe das Buch über seinen Sohn Tobias, der auch am Cover abgebildet ist.
    Am Mittwoch präsentierte Golli Marboe das Buch über seinen Sohn Tobias, der auch am Cover abgebildet ist.
    Helmut Graf

    Viele Betroffene haben sich inzwischen bei ihm gemeldet und ihre erschütternden Suizid-Erfahrungen mit ihm geteilt. Sie baten ihn danach meist, das vertraulich zu behandeln. "Ich glaube aber, dass es besser ist, über Dinge zu sprechen, die einen belasten, als sie zu verschweigen. Wir brauchen noch mehr Offenheit beim Thema Suizid." Je mehr man darüber spreche, desto eher könne man Menschen helfen, die sich in einer psychischen Krise befinden. "Man muss Depression ernstnehmen."

    Auch knapp drei Jahre nach seinem tragischen Verlust fühlt sich Marboe seinem Sohn nahe. "Er fehlt mir wahnsinnig, aber er ist ja nicht weg. Ich bin mit Tobias genauso im Dialog, wie mit meinen drei lebenden Kindern. Verstorbene bleiben in unserem Leben weiter präsent."

    Hilfe bei Suizidgedanken: Rufen Sie die Nummer der Telefonseelsorge 142.