Wien

Nach Rücktritts-Gerüchten hält Blümel in Wien Rede

Gernot Blümel hält am Mittwoch eine Wien-Rede. In der Vorwoche gab es Rücktritts-Gerüchte. "Heute" recherchierte, was Wiens VP-Chef ansagen möchte. 

Louis Kraft
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Bei der Wien-Rede von Gernot Blümel wird's morgen philosophisch. Die Bandbreite ist groß: Blümel spricht über die "rote Selbstzufriedenheit", "trügerische Twitter-Blasen" und "kleine, selbsternannte Meinungseliten".
Bei der Wien-Rede von Gernot Blümel wird's morgen philosophisch. Die Bandbreite ist groß: Blümel spricht über die "rote Selbstzufriedenheit", "trügerische Twitter-Blasen" und "kleine, selbsternannte Meinungseliten".
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Mitten im Durcheinander nach den Hausdurchsuchungen im Umfeld der ÖVP, dem Rückzug von Sebastian Kurz als Bundeskanzler und dem Nachrücken des ehemaligen Außenministers Alexander Schallenberg, flatterte eine Einladung der ÖVP Wien in die "Heute"-Redaktion.

Darin wird zu einer "Wien-Rede" von ÖVP Wien-Chef Gernot Blümel gebeten. Am Mittwoch um 17 Uhr wird der Finanzminister im Festsaal des Schottenstifts seine mit Spannung erwartete Rede halten. Wie berichtet, kursierten in der Vorwoche Rücktrittsgerüchte. Über den genauen Inhalt herrscht noch Stillschweigen, einen Rücktritt vom Chefsessel der Stadt-Türkisen oder gar dem Finanzministerium wird es aber nicht geben.

Stattdessen wird der studierte Philosoph Blümel philosophisch. Laut "Heute"-Informationen will er genau ein Jahr nach der Verkündung des endgültigen Endergebnisses der Wien-Wahl 2020 seine Sicht auf Wien darlegen: Probleme und Lösungen inklusive.

Türkiser Minimalismus: Ein Mann, eine Bühne, eine Rede

Wie "Heute" erfuhr, will sich Blümel mit grundlegenden Fragen beschäftigen, etwa "worum geht es heute", "womit beschäftigt sich Politik" und "womit sollte sie sich beschäftigen?" Eine "große Show" oder gar Entertainment soll es nicht werden, viel mehr pflegt Blümel den Minimalismus: Ein Mann, eine Bühne, eine Rede.

Ein Teil soll der "Wien-Rede" soll auch ein Appell gegen die "rote Selbstzufriedenheit in Wien" sein, dabei will der VP-Chef der Unzufriedenheit als Mittel gegen Selbstzufriedenheit auf den Grund gehen. Daneben nimmt sich Blümel den "generellen demokratiepolitischen Pessimismus des 21. Jahrhundert" vor und analysiert dessen Auswirkungen. Danach stellt der Finanzminister seine Betrachtungen zu Selbstkritikfähigkeit (man darf gespannt sein), und Diskursfähigkeit sowie zu seinem Verständnis von Opposition in einer gelebten Demokratie in den Fokus.

Blümels Abrechnung mit "kleiner selbsternannten überlegenen Meinungselite"

Wer jetzt schon nach philosophischen und politikwissenschaflichen Wörterbüchern sucht, darf beruhigt sein, wenn er keine findet. Laut "Heute"-Informationen soll Blümels Wien-Rede vor allem aktuelle sozialen Frage unserer Zeit behandeln, sowohl in finanzieller als auch in kultureller Hinsicht. In Zeiten von Social Media-Fake News will Blümel auch dazu aufrufen, die trügerische Twitter-Blase zu verlassen und zurück ins echte Leben zu kommen. Es soll um "Meinungsechokammern" gehen und um die Gefahr, dass durch übertriebene politische Korrektheit, die Freiheit der Meinung zur Freiheit von Meinung wird.

"Es geht auch um ein immer stärkeres Auseinanderdriften zwischen dem, was die Bevölkerung in unserem Land bewegt und dem, was die Menschen bewegen sollte, wenn es um eine kleine selbsternannte, moralisch überlegene Meinungselite geht", heißt es gegenüber "Heute". Die Meinung, wer genau mit der "selbsternannten, moralisch überlegenen Meinungselite" gemeint ist, hängt wohl von der persönlichen Parteisympathie ab. Schuld sind ja bekanntlich immer die anderen.