Politik
Nach Kritik: 24 Stunden-Pflege wird verbessert!
Die Grünen brachten die Debatte über Mängel in der 24-Stunden-Pflege ins Rollen. Nun kündigt das Sozialministerium eine Verbesserung der Qualität an.
Die Grünen kritisieren etwa fehlende Qualitätskontrollen und eine Überlastung des Pflegepersonals im Bereich der 24-Stunden-Betreuung im eigenen Haushalt, wie "Heute" berichtete. Sie fordern einen Ausbau von Alternativen, eine Zertifizierung der vermittelnden Agenturen und klare Qualifikations-Vorgaben für das Personal.
Boomendes Geschäft
Das Geschäft boomt: 21.900 Pflegebedürftige sind aktuell in 24-Stunden-Betreuung, 78.325 Betreuerinnen (meistens Frauen aus Osteuropa) sind im Einsatz, 421 Vermittlungs-Agenturen schneiden am Geschäft mit.
Nun schaltet sich das zuständige Sozialministerium in die aufgeflammte Debatte ein: Das Ressort von Alois Stöger (SP) hat dabei eine Verbesserung der Qualität in Aussicht gestellt. Man will jedoch noch die derzeit laufende Prüfung des Rechnungshofes abwarten.
24-Stunden-Betreuung, Fakten:
Personen in 24-Stunden-Betreuung (Stand Ende 2015): 21.900
Anzahl der Betreuerinnen (Stand 29.9 2016): 78.325
Anzahl der Vermittlungsagenturen (Stand 29.9 2016): 421
Fördergeld, jährlich, von Bund und Ländern (Stand Ende 2015): 138,6 Millionen Euro
Der Rechnungshof soll seinen Bericht Mitte des Jahres vorlegen. Der Bericht soll Basis sein für weitere Verbesserungen im Bereich der 24-Stunden-Betreuung, heißt es aus dem Sozialministerium. Gemeinsam mit dem für das Gewerbe zuständigen Wirtschaftsministerium (Koalitionspartner Mitterlehner von der VP) will man dann konkret Punkte umsetzen.
"Schwarze Schafe"
Das Sozialministerium klärt angesichts der Kritik auf, dass bereits jetzt schon eine Qualitätskontrolle passiere – und zwar in Form von Hausbesuchen. Im Vorjahr waren es 4.950 Hausbesuche bei rund 23.500 Betreuenden. Dabei sei klar geworden, dass grundsätzlich eine sehr hohe Qualität und hohe Zufriedenheit auf beiden Seiten (Betreuerin, Betreuender) bestehe.
Dass es angesichts der hohen Anzahl von Vermittlungsagenturen (421) auch schwarze Schafe gäbe, gestand das Ministerialbüro ein. Schon Ende 2015 seien im Zuge der Trennung des Gewerbes der Personenbetreuung von der Vermittlung auch Verbesserungen bei der Qualität der Verträge (Aufklärungspflichten, Transparenz etc.) vorgenommen worden.
Auf diese Trennung weist auch die Wirtschaftskammer als Verbesserungsmaßnahme hin. "Klare Spielregeln bei der Vermittlung sind bereits gesetzlich vorhanden", stellt WKÖ-Leiter Martin Gleitsmann klar. Jetzt müsse man die Leistbarkeit der Personenbetreuung durch höhere Förderungen sicherstellen.
Viel Steuergeld
Bereits jetzt schießen Bund und Länder gemeinsam 138,6 Millionen Euro jährlich zu. Abzüglich Förderung und Pflegegeld kostet dem Bedürftigen die Pflege im Monat rund 1.000 Euro. Der Betreuerin bleiben für den klassischen Zwei-Wochen-Einsatz im Monat 600 bis 1.000 Euro.
Arbeitslose zum Kartenspielen?
Im Rahmen der geplanten "Aktion 20.000" zur Beschäftigung älterer Arbeitsloser denkt Sozialminister Stöger auch darüber nach, in Kooperation mit Anbietern von Betreuungsdiensten leistbare mehrstündige Alltagsbegleitungen zu etablieren. Dabei soll es sich nicht um Betreuung oder Pflege als solche handeln. Denkbar wären etwa gemeinsame Spaziergänge, Kartenspielen oder Gespräche als Lückenschluss zwischen einstündiger und 24-Stunden-Betreuung. Damit könnten Angehörige ebenfalls nachhaltig entlastet werden. (uha)