"Terrornacht in Amsterdam"
Nach Jagd auf Juden: Israel schickt Rettungsflieger
Nach der Jagd auf Juden hat die Polizei 62 Personen inhaftiert, darunter zwei Minderjährige. Israels Premier lässt die Betroffenen ausfliegen.
Schwere antisemitische Ausschreitungen am Rande eines Fußballspiels in Amsterdam. Nach dem Match zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv machten propalästinensische Gruppen Jagd auf Israelis. Die niederländische Polizei meldet 62 Festnahmen, zehn Menschen seien verletzt worden, "Heute" berichtete.
Laut Medienberichten werden drei Israelis weiter vermisst. Mit ihnen konnten weder Familienangehörige noch Behörden bisher den Kontakt aufnehmen. Geprüft wird dabei laut niederländischen Angaben auch die Möglichkeit, dass diese entführt und als Geiseln genommen worden sein könnten.
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu hat zwei Rettungsflüge in die Niederlande geschickt, um die Fans auszufliegen. Man "betrachtet den schrecklichen Vorfall mit größtem Ernst", erklärte sein Büro. Er fordere "die niederländische Regierung und die Sicherheitskräfte auf, energisch und schnell gegen die Gewalttäter vorzugehen und die Sicherheit unserer Bürger zu gewährleisten."
Das ist passiert
Am Freitagmittag gab Amsterdams Bürgermeisterin Femke Halsema, die Polizei und die Staatsanwaltschaft Details zu den Vorfällen bekannt. "Amsterdam blickt auf eine stockfinstere Nacht zurück. Hasserfüllte und antisemitische Randalierer griffen israelische Gäste an und verprügelten sie. Junge Menschen auf Motorrollern zogen kreuz und quer durch die Stadt und suchten nach Anhängern von Maccabi Tel Aviv", beginnt Bürgermeisterin Halsema die Konferenz.
Man tue alles, um zu klären, was passiert ist. "Der Antisemitismus war nie weit weg. Gestern kam es zu einem Ausbruch, wie wir ihn in Amsterdam hoffentlich nicht mehr erleben werden – es herrscht Wut und Bestürzung", so Halsema weiter.
Man habe aufgrund der Risiken am Rande des Spiels Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv zusätzliche Maßnahmen ergriffen. "Mehr als 800 Polizisten und sechs Züge der Bereitschaftspolizei waren vor Ort, darunter Pferde, Hunde und Friedenseinheiten", sagt die Bürgermeisterin. Der Vertreter der niederländischen Polizei, Hauptkommissar Peter Holla, bezeichnet die letzten 36 Stunden als "Schock".
Zwei Minderjährige unter 62 Festgenommenen
Social Videos in den sozialen Medien zeigen, wie dunkel gekleidete und vermummte Personen Fans des israelischen Vereins Maccabi Tel Aviv angreifen und verprügeln. Die israelische Botschaft in den USA teilte mit, dass "Hunderte" von Maccabi-Fans in Amsterdam beim Verlassen des Stadions überfallen und angegriffen worden seien. Im Onlinedienst X sprach die Botschaft von einem "Mob, der auf unschuldige Israelis losgegangen ist".
Bei den Zusammenstößen wurden laut dem Hauptkommissar fünf Personen so schwer verletzt, dass sie ins Spital gebracht werden mussten. Von den insgesamt 62 Personen, die festgenommen wurden, befinden sich laut der Staatsanwaltschaft noch zehn in Haft, darunter auch zwei Minderjährige. Gegen alle vorläufig Festgenommenen werde unter anderem wegen Antisemitismus ermittelt.
Medien: Gab konkrete Warnungen
Während die meisten Fans am Morgen zurückgeflogen seien, gilt wegen der verbleibenden Maccabi-Anhänger in Amsterdam bis auf Weiteres eine Notstandverordnung: Sämtliche Demonstrationen sind verboten, zudem gilt ein vorübergehendes Verhüllungsverbot und von Gegenständen, die die öffentliche Ordnung stören könnten.
Laut israelischen Medienberichten hatte der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet drei Hinweise auf bevorstehende Attacken auf die Fans – in einem Fall auf eine konkrete Person – abgefangen. Diese seien am Mittwoch auch den niederländischen Behörden weitergeleitet worden, so die Berichte. Im Raum steht damit die Frage, wieso es trotzdem zu den Angriffen auf die Israelis kommen konnte.
Auf den Punkt gebracht
- In Amsterdam kam es am Rande eines Fußballspiels zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv zu schweren antisemitischen Ausschreitungen, bei denen propalästinensische Gruppen Jagd auf Israelis machten
- Die niederländische Polizei meldete 62 Festnahmen und zehn Verletzte, während drei Israelis weiterhin vermisst werden; der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu schickte Rettungsflüge, um die Fans auszufliegen, und forderte energisches Vorgehen gegen die Gewalttäter