Wien

Nach dieser Umfrage brauchen Wiener Parteien ein Bier

Ein Punkrocker nimmt den etablierten Parteien die Schaumkrone vom Bier. Auch die FPÖ hat süffige Werte. Wie das sein kann – ein "Heute"-Kommentar. 

Clemens Oistric
Marco Pogo und Dominik Nepp stehen vor Zugewinnen; Michael Ludwigs SPÖ verliert sich auf Platz eins, Karl Mahrer muss mit der ÖVP kämpfen.
Marco Pogo und Dominik Nepp stehen vor Zugewinnen; Michael Ludwigs SPÖ verliert sich auf Platz eins, Karl Mahrer muss mit der ÖVP kämpfen.
Denise Auer, Helmut Graf

Österreich entwickelt in letzter Zeit einen ganz eigenen Zug(ang) beim Bier. Der Kanzler trinkt es aufgespritzt mit Wasser auf ex, andere werden sich heute möglicherweise beim Blick auf die aktuellen Daten der Bier-Partei verschlucken. Die neue "Heute"-Umfrage für die Hauptstadt hält für Marco Pogo nämlich ein hochprozentiges Ergebnis bereit.

Meinungsforscher Peter Hajek schätzt den Arzt, der schon bei der Hofburg-Wahl Platz drei geholt hat, auf süffige 12 Prozent hoch. Die Bier-Partei hat damit derzeit auch die ÖVP überholt, wo seit den skurrilen Video-Einlagen im Sommer Hopfen und Malz verloren scheint. Gerade noch zweistellig ist der Wert der Schwarzen um Stadtrat Karl Mahrer; ein Absturz auf Platz vier droht.

Können Pogos 12 Prozent stimmen?

Kann das wahr sein – oder hat da jemand zu tief ins Glas geschaut? Es kann. Schon bei der Bundespräsidentschaftswahl haben 10,7 Prozent der Wiener ihr Kreuzerl bei Pogo aka Dominik Wlazny gemacht. Nun geht es noch ein Stück nach oben.

➤ Zu Marco Pogo bekennen sich derzeit viele Wähler, die von SPÖ und Grünen enttäuscht sind. Vor allem für Junge und Erstwähler ist die Bier-Partei eine ernsthafte Alternative. 

➤ Die SPÖ bekommt derzeit den Frust zu spüren, den Wähler auch in Kärnten, Niederösterreich und Tirol an ihren Landeskaisern abreagiert haben. Dazu schenken die Wähler den Roten auch wegen Kleingarten-Affäre, Mieterhöhungen im Gemeindebau und innerparteiliche Turbulenzen auf Bundesebene ein. Aber: Die Wiener schätzen ihren Bürgermeister mehr als seine Partei – 37 Prozent würden Michael Ludwig ungeschaut wieder ins Rathaus befördern. Dadurch verliert die SPÖ zwar markant, stürzt aber nicht ins Bodenlose ab.

➤ Ein ordentliches Krügerl bekommen auch Grüne und Neos mit. Nach den knapp 15 Prozent vor drei Jahren liegen die Ökos derzeit ebenso wie die Vizebürgermeister-Partei nur noch bei 8 Prozent. Frau Judith Püringer (laut Schnellrecherche leitet sie die Grünen in Wien gemeinsam mit Herrn Peter Kraus, Anm.) sieht nur 1 Prozent (!) als geeignete Bürgermeisterin.

Kantige Oppositionspolitik saniert FPÖ

➤ Und dann wäre da noch die FPÖ. Dominik Nepp – von manchen als verbaler Schaumschläger belächelt – verdreifachte in nur drei Jahren den Wert der blauen Landesgruppe. 2020 lag sie mit nur noch 7 Prozent am Boden, nun scheint Platz zwei in Reichweite, auch, wenn der Durst der Wiener (noch) nicht so ausgeprägt auf die Freiheitlichen ist wie bei Heinz-Christian Strache anno 2015. Es war ein Kuriosum des Corona-Urnengangs, dass Birgit Hebein trotz plus 3 Prozent den Grünen-Chefinnensessel räumen musste, Nepp mit minus 24 Prozent aber bleiben durfte. Die beherzte Oppositionsarbeit (kaum ein Thema, auf das die Wiener FPÖ nicht binnen kürzester Zeit reagiert) dürfte sich nun auszahlen.

Mahrer muss zurück in die Mitte

Fazit: Einige Partei-Strategen werden jetzt kräftig schlucken. Die gute Nachricht: Laut Meinungsforscher Peter Hajek ist in schnelllebigen Zeiten wie diesen noch nichts verloren. Das sollte man vielleicht der ÖVP ganz dick ins Stammbuch schreiben, die dringend ein eigenständiges Profil entwickeln müsste. Wer auch immer dem einst so besonnenen Parade-Bürgerlichen Karl Mahrer empfohlen hat, patschert nach Rechtsaußen auszuscheren, um Obdachlose zu filmen, meint es nicht gut mit ihm.

Dort, wo Hobby-Regisseure bei den Schwarzen derzeit hinschielen, ist Nepp weitaus trittsicherer zuhause. Erkennt Mahrer das, könnte er die ÖVP 2025 sogar zurück in die Stadtregierung führen. Es sieht nämlich so aus, als hätten die Wiener genug vom rot-pinken Punschkrapfen. Und die Blauen schlagen Michael Ludwig bekanntlich seit jeher auf den Magen...

Die Rohdaten der "Heute"-Umfrage

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    Die Rohdaten der großen <em>"Heute"</em>-Umfrage zur aktuellen politischen Lage in Wien
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