Mitten in Europa
Mysteriöse Brände – sind es russische Sabotage-Akte?
Nach mehreren Bränden und anderen Sabotage-Akten in verschiedenen europäischen Ländern vermuten Geheimdienste russische Drahtzieher.
Anfang Mai warnten verschiedene europäische Geheimdienste vor russischen Plänen zu "gewalttätigen Sabotageakten auf dem gesamten Kontinent".
Nun sehen mehrere europäische Regierungen diese Warnung bestätigt. Mysteriöse Feuersbrünste in den baltischen Staaten, Deutschland und Großbritannien sowie antisemitische Zeichen in Paris sollen allesamt von russischen Saboteuren verursacht worden sein.
Mehrere verdächtige Brandanschläge
Ermittler haben bereits eine mögliche russische Beteiligung an einem Brandanschlag in Ostlondon, einem Inferno, das das größte Einkaufszentrum in Polen zerstörte, einem Sabotageversuch in Bayern und antisemitischen Graffiti in Paris festgestellt. Zuletzt vermutete der polnische Premierminister Donald Tusk, dass das Feuer in einer IKEA-Filiale in Litauen von einem ausländischen Saboteur verursacht sein könnte.
Es gebe zwar keine Beweise dafür, dass diese Vorfälle auf dem Kontinent allesamt durch Russland koordiniert wurden, die Sicherheitsdienste glauben aber, dass sie Teil eines systematischen Versuchs Moskaus sein könnten, den Westen und damit die Unterstützung für die Ukraine zu destabilisieren.
Social Media vereinfacht Sabotage
Anders als noch im Kalten Krieg, als Netzwerke von Spionen und Agenten in fremden Ländern aufgebaut werden mussten, um solche Akte durchzuführen, geht es heute um einiges einfacher. Im Zeitalter der sozialen Medien können Vandalen angeheuert werden, die nur wenige Verbindungen zu anderen Angreifern haben und für ihre illegalen Machenschaften mit ein paar Hundert Euro oder in Kryptowährung bezahlt werden, wie der Guardian schreibt.
Französischen Ermittler prüfen, ob die Graffiti von roten Händen am Pariser Holocaust-Denkmal in der vergangenen Woche von russischen Sicherheitsdiensten in Auftrag gegeben wurden. Verdächtig sind drei Bulgaren, die während der Tat gefilmt wurden und noch in derselben Nacht aus Frankreich ausgereist sind. Ähnliches passierte bereits im Herbst, als Davidsterne an Hauswände in Paris gesprayt wurden. Damals nahm die Polizei zwei Moldauer fest, die Ermittler vermuten einen russischen Auftrag dahinter.
Zermürbung der Bevölkerung als Ziel
Joseph Fitsanakis, Professor für Spionage und Nationale Sicherheitsstudien an der Coastal Carolina University, ist der Meinung, dass die Sabotage-Akte auf die "Erzeugung von politischem Druck auf die Regierungen, damit diese sich für den Kriegsstopp einsetzen", abzielen. Er bezeichnet dies als "massenpsychologische Ziele".
Auch Andrea Kendall-Taylor, eine ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiterin, sagte, Russlands Plan könnte darin bestehen, die europäische Entschlossenheit zu schwächen. Dabei würde Russland so vorsichtig wie möglich vorgehen. "Sie wollen den Krieg nach Europa tragen, aber sie wollen keinen Krieg mit der NATO. Also tun sie all diese Dinge, die weniger als konventionelle Angriffe sind."
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Anfang Mai haben Geheimdienste vor vermehrten Sabotage-Akten Russlands in Europa gewarnt
- Europäische Regierungen sehen diese Warnungen in mehreren mysteriösen Bränden und symbolischen Akten bestätigt
- Untersuchungen, ob Russland tatsächlich involviert ist, laufen noch
- Social Media ermöglicht es inländische Saboteure anzuheuern, was den Rückschluss auf russischen Einfluss erschwert