Das starke Erdbeben trifft das vom seit 2021 andauernden Bürgerkrieg gebeutelte Myanmar besonders hart. Mehr als drei Millionen Menschen sind im Land bereits auf der Flucht. Laut UNO benötigen über ein Drittel der Bevölkerung humanitäre Hilfe. Die Militärjunta hat den Notstand in sechs Regionen ausgerufen. Das weitgehend isolierte Land hat erstmals seit langem um internationale Unterstützung gebeten, wie die BBC berichtet.
Die Militär-Junta von Myanmar hat eine zwischenzeitliche Bilanz veröffentlicht: Bei dem verheerenden Beben sind laut neusten Angaben mindestens 144 Menschen ums Leben gekommen. Außerdem wurden 732 Verletzte gezählt. Die Zahl der Opfer dürfe jedoch noch steigen. Das Epizentrum des Bebens liegt im Zentrum des Landes – in jenem Gebiet, das Amnesty-Experte Joe Freeman als das "Herz des laufenden Konflikts" beschreibt.
Dort kommt es immer wieder zu Kämpfen zwischen dem Militär und Widerstandsgruppen. Militärangriffe und wechselnde Kontrolle über Städte erschweren laut Freeman schon jetzt die Lage für die Zivilbevölkerung massiv. "Es gibt so viele Probleme, die die Zivilbevölkerung dort bereits betreffen – Luftangriffe, Gefechte und verschiedene Städte unter wechselnder Kontrolle", sagte Freeman. Das Erdbeben verschärfe die Situation zusätzlich: "All das wird die Lieferung von Hilfsgütern noch komplizierter machen."
Freeman kritisierte zudem die Blockadehaltung des Militärs: "Das Militär in Myanmar hat eine gut dokumentierte Geschichte, Hilfe in Gebiete zu verweigern, in denen Widerstandsgruppen aktiv sind." Er fordert: "Das Militär muss ungehinderten humanitären Zugang zu den betroffenen Regionen erlauben und die Bedürfnisse der Zivilbevölkerung in den Vordergrund stellen."
Nach dem Beben zeigte sich erstmals auch die Militärführung öffentlich. Junta-Chef Min Aung Hlaing besuchte ein Spital in Naypyidaw und rief zur internationalen Unterstützung auf: "Wir wollen, dass die internationale Gemeinschaft so schnell wie möglich humanitäre Hilfe schickt." Die Lage wird zusätzlich erschwert, weil die USA einen Großteil ihrer Auslandshilfe für Myanmar eingefroren haben – darunter auch Mittel für Menschenrechte und humanitäre Programme.
In den vom Erdbeben betroffenen Ländern herrschte weiter Angst vor möglichen Nachbeben. Mit solchen sei zu rechnen, sagte der Geophysiker Oliver Heidbach vom Deutschen Geoforschungsinstitut (GFZ) in Potsdam der Deutschen Presse-Agentur. "Das ist von großer Bedeutung, weil dann die seismischen Wellen, die durch starke Nachbeben erzeugt werden, schon auf vorgeschädigte Gebäude treffen."
Rettungsarbeiten könnten dadurch erschwert oder sehr gefährlich werden. Das Epizentrum hat nach Angaben des Wissenschaftlers an einer sogenannten Störung gelegen, die die Bewegung der indischen Platte abfängt. Dort gebe es etwa alle 100 Jahre ein starkes Beben im Magnitudenbereich 7.