Welt
Mutter schleppt Kind (6) zu Klima-Protest mit – Anzeige
Am Wochenende ging die Polizei mit Wasserwerfern gegen Tausende Klima-Aktivisten in Den Haag vor. An der Demo nahm auch eine Mutter mit Kind teil.
Am Montag haben in Den Haag erneut massenweise Klimaaktivisten eine Autobahn nahe des Regierungsviertels blockiert. Schon am Wochenende kam es zu Blockaden, die Polizei setzte Wasserwerfer ein. Da sich die meisten Demonstranten davon nicht beeindrucken ließen, nahmen die Beamten schlussendlich 2.400 Personen vorübergehend fest.
An der Blockade hatte auch Musetta Blaauw teilgenommen. Die Niederländerin hatte sich zuvor bereits an anderen Aktionen der Organisation Extinction Rebellion beteiligt, und auch ihre 16-jährige Tochter war bei einer Blockade dabei. Vor der Demonstration am Wochenende habe nun auch ihre sechsjährige Tochter sie gefragt, ob sie mitkommen dürfe.
Da Blaauw bei der letzten Blockade eine "entspannte Atmosphäre" festgestellt habe, habe sie den Vorschlag der Tochter gutgeheißen. "Bei Extinction Rebellion kann man seine eigenen Grenzen wählen. Bis die Polizei kommt, gibt es die Möglichkeit, zu verschwinden – ich habe meiner Tochter die Wahl überlassen", sagt die Mutter gegenüber der niederländischen Zeitung "AD".
"Tochter wollte trotz Wasserwerfern nicht gehen"
Bei der Blockade am Wochenende fuhr die Polizei dann mit Wasserwerfern auf, trotzdem habe ihre Tochter nicht weggehen wollen. "Ich wollte sie aber nicht den Wasserwerfern aussetzen und suchte einen anderen Weg, wie wir uns der Polizei stellen können", so Blaauw. Als zeitweise Polizisten vor den Werfern standen, begaben sich die beiden schließlich in Gewahrsam, wo ihre Personalien aufgenommen wurden.
Daraufhin informierte die Polizei Musetta Blaauw, dass bei der Kinderschutzbehörde Veilig Thuis Anzeige gegen die Mutter erstattet werde, weil sie ihr Kind zu einer verbotenen Demonstration mitgenommen hatte. "Ich habe irgendwie damit gerechnet, aber das ist reine Einschüchterung", sagt Blaauw zur Anzeige.
Vorgehen der Polizei überrascht Kinderschutzbehörde
Dass sie ihre Tochter zu einer unbewilligten Demonstration mitgenommen hat, sieht Blaauw nicht kritisch. "Es sind keine Hooligan-Aufstände, wir sitzen alleine auf der Autobahn, singen Lieder und essen Kekse", so die Frau. Sie habe keine Angst vor Veilig Thuis und werde der Behörde ihre Sicht der Dinge gerne erklären.
„"Wir sind keine Hooligans – wir sitzen auf der Autobahn, singen Lieder und essen Kekse."“
Auch die Kinderschutzbehörde zeigt sich überrascht über die Anzeige. "Dass die Polizei bei friedlichen Aktionen auf einem Gelände mit einer Anzeige droht, passt nicht zu Veilig Thuis", so ein Sprecher der Organisation. "Eine reguläre Meldung an uns sollte nicht mit der Androhung rechtlicher Schritte verwechselt werden."
Die Polizei Den Haag bestätigt, dass mehrere vorläufig festgenommene Kinder bei Veilig Thuis gemeldet worden seien. Wie die Staatsanwaltschaft schreibt, seien die Minderjährigen identifiziert worden, um ihre Eltern oder Erziehungsberechtigten zu kontaktieren, weil die Regierung eine Fürsorgepflicht habe.