Österreich
Monster-Prozess gegen "Rotlicht-Boss"
Die Anklage reicht vom Mafia-Paragrafen über Erpressung und Gewalttaten bis zu Krida. Ab Montag rechnet die Justiz mit Gürtel-Capo Richard Steiner (43) und Gefolge ab.
Der Mann hat das Zeug zur Filmfigur: Vladimir Barisic, vor 43 Jahren in Kroatien geboren, als Fremdenlegionär zu "Richard Steiner" mutiert, 1998 ins Wiener Nachtleben eingewandert. Und in der Gürtel- Szene stieg der Neuling rasant auf.
Denn Steiner setzte nicht nur auf Kraft und Protz (Ferrari), sondern hob sich schillernd von Strizzi- Stereotypen ab: Er isst vegan, liest Schopenhauer und Voltaire, kann mitreden, wenn es um Stoa oder Buddhismus geht. Der Mix aus Halbseide und Halbbildung faszinierte offenbar. Denn in Steiners Bar "Pour Platin" feierten Politiker Feste.
Vor allem aber kam der Rotlicht- Boss einigen Spitzencops verdächtig nahe, bis 2007 deren Karrieren abrupt endeten ("Polizei-Affäre"). Ein großer Lauschangriff des Bundeskriminalamts brachte dann auch Steiner zwei Jahre lang in U-Haft.
Prozessbeginn: Montag
Und ab Montag will Staatsanwältin Susanne Kerbl-Cortella dem mutmaßlichen Capo und fünf Mitangeklagten in einem Monster- Prozess (41 Tage) Schauriges nachweisen: Als kriminelle Organisation ("Nokia-Club") sollen sie jahrelang Schutzgelder erpresst haben. Die angeblichen Mittel dazu: Gewalttaten, Nötigung, Anschläge. Die Angeklagten werden sich "weitgehend nicht schuldig" bekennen. Ihnen stehen gleich drei Top- Anwälte zur Seite.