Schneller unters Messer

Monatelang warten auf OP: "Gehe lieber in Privatklinik"

Christian S. (57) ließ eine Knie-OP in einer Privatklinik durchführen. Der Grund: In einem städtischen Spital hätte er monatelang warten müssen.

Christine Ziechert
Monatelang warten auf OP: "Gehe lieber in Privatklinik"
Christian S. (57) wollte nicht monatelang auf die Knie-OP warten, ließ den Eingriff in der Atomos Privatklinik durchführen.
Denise Auer

Monatelanges Warten auf einen geplanten Eingriff, stundenlanges Ausharren in überfüllten Ambulanzen oder in Kassen-Ordinationen: Immer mehr Patienten weichen – sofern sie es sich finanziell leisten können bzw. die entsprechende Zusatzversicherung haben – auf Privatkliniken aus.

Dass Privatspitäler immer mehr Zulauf haben, verwundert wenig. So beträgt etwa im Orthopädischen Spital in Speising (Hietzing) die durchschnittliche Wartezeit auf eine Knie-OP derzeit 234 Tage – so lange wollte und konnte Christian S. (57) seinen Eingriff nicht aufschieben.

Am Tag der Operation wieder nach Hause

"Es hat bei mir mit Knieschmerzen begonnen. Sie sind gekommen und gegangen. Dann ist mein Knie angeschwollen. Ein MRT hat dann ergeben, dass der äußere Teil meines Meniskus ausgefranst ist. Es war die Gefahr, dass das am Knorpel reibt. Also habe ich mir gesagt, warum warten, es wird ja nicht besser", berichtet der Niederösterreicher.

Der 57-Jährige entschied sich aufgrund seiner privaten Zusatzversicherung zu einem Arthroskopie-Eingriff in der Atomos Klinik in der Kreuzgasse (Währing): "Die OP wird ambulant gemacht, nach drei, vier Stunden kann ich das Knie schon belasten und dann heimgehen. Zum Glück ist dieser Eingriff durch meine Versicherung abgedeckt", meint Christian S.

Ambulanz-Besuch kostet 85 Euro

Auch Brigitte M. (75) hat Probleme mit ihren Knien: "Ich habe Arthrose und komme daher alle vier bis fünf Wochen in die Ambulanz. Ich bekomme hier dann eine Aufbauspritze für die Gelenke und Medikamente", erzählt die Wienerin. Leisten kann sich die 75-Jährige den Ambulanz-Besuch nur, weil sie bei der KFA (Krankenfürsorgeanstalt der Bediensteten der Stadt Wien) versichert ist – diese übernimmt die Kosten.

Brigitte M. (75) sucht alle vier bis fünf Wochen die Ambulanz der Atomos Klinik auf.
Brigitte M. (75) sucht alle vier bis fünf Wochen die Ambulanz der Atomos Klinik auf.
Denise Auer

Aber auch, wer etwa bei der ÖGK (Österreichische Gesundheitskasse) versichert ist, kann die allgemeinmedizinisch-internistische Ambulanz der Atomos Klinik aufsuchen – Kostenpunkt: 85 Euro (die Rückerstattung beträgt 80 % des jeweiligen Kassentarifs, Anm.). Der Besuch ist nach telefonischer Voranmeldung noch am selben Tag möglich – ohne stundenlanges Warten. Geöffnet ist die Ambulanz von 8.30 Uhr bis 14 Uhr und von 20 bis 23 Uhr (Mo, Di, Do, Fr).

Mit unserer Ambulanz entlasten wir auch die Zentralen Notaufnahmen
Florian Valach
Geschäftsführer Atomos Klinik Währing

"Wir sind aber keine Notfall-Ambulanz, sondern hier geht es um kleine Verletzungen, Hautausschläge, Husten, Schnupfen usw. Der große Vorteil bei uns ist, dass man nicht sechs Stunden warten muss, sondern einmal anruft, einen Termin vereinbart und dann garantiert noch am gleichen Tag drankommt. Damit entlasten wir auch die Zentralen Notaufnahmen", erklärt Atomos-Geschäftsführer Florian Valach im Gespräch mit "Heute".

Die Atomos-Gruppe übernahm im Juli 2023 die ehemalige Privatklinik Währing. Monatelang wurde renoviert, im Spätherbst 2023 fanden bereits die ersten Eingriffe statt. Derzeit arbeiten rund 50 Belegärzte in der Klinik, es gibt vier OP-Säle und sogar eine eigene Intensivstation (ICU). Das breite Angebot reicht etwa von Orthopädie und HNO über Schilddrüse und Magenbypass bis hin zu Nierensteinen und Venenchirurgie.

Großteil der OPs kostet 3.000 bis 6.000 Euro

"Unser Ziel sind 250 Operationen pro Monat. Wir verstehen uns aber nicht als Konkurrenz zu bestehenden öffentlichen oder privaten Strukturen, sondern als Ergänzung und Brückenbauer. Angesichts des derzeitigen Versorgungsdefizites brauchen wir für eine sichere und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung jeden einzelnen Akteur", ist Valach überzeugt.

Für den Atomos-Geschäftsführer sind die Ambulanzgebühr und die OP-Kosten leistbar: "80 Prozent der Eingriffe kosten bei uns zwischen 3.000 und 6.000 Euro. Wir halten das für erschwinglich. Zudem relativieren sich die Kosten, wenn sich die Wartezeit auf einen orthopädischen Eingriff oder eine HNO-OP von einem Jahr im öffentlichen Spital auf nur eine Woche bei uns verkürzt."

Atomos-Geschäftsführer Florian Valach mit seiner Mutter und Atomos-Gründerin Angela Valach.
Atomos-Geschäftsführer Florian Valach mit seiner Mutter und Atomos-Gründerin Angela Valach.
Denise Auer

Laut Valach hat die Atomos Klinik Verrechnungsverträge mit fast allen Privatversicherungen Österreichs, ab Februar 2025 gibt es auch eine Kooperation mit dem Versicherungsverband. Zudem ist für das kommende Jahr auch eine Kassen-Radiologie in der Klinik geplant.

Neben der Atomos Klinik bietet auch die Privatklinik Döbling eine Akutversorgung an: Ein diensthabender Arzt (Allgemeinmediziner mit Notfalldiplom) führt eine Erstbegutachtung durch, auch diagnostische Untersuchungen wie Röntgen, MRT oder Labor sind möglich. Laut einer Sprecherin der zuständigen PremiQuaMed Group kommt die Erstbegutachtung durch den Allgemeinmediziner auf rund 220 Euro. Hinzu kommen dann mögliche Facharzt-Honorare sowie Kosten für Untersuchungen – alle Leistungen sind privat zu zahlen.

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    Auch in der Rudolfinerhaus Privatklinik (Döbling) können Patienten in der Privatambulanz "fast jedes gesundheitliche Problem schnell und unkompliziert abklären lassen". Es gibt allerdings keine Ambulanzgebühr, sondern der jeweilige Arzt stellt eine Honorarnote aus, die dann über die Privatklinik verrechnet wird. Laut telefonischer Auskunft betragen die Kosten pro Konsultation etwa 250 bis 300 Euro.

    Derzeit im Fokus der Userinnen und User von Heute.at im Ressort "Österreich" ist die aktuell meistgelesene Story "". Ist dir etwas aufgefallen oder hast du einen Input für uns, dann schreib uns ein Mail.

    Auf den Punkt gebracht

    • Immer mehr Patienten weichen aufgrund langer Wartezeiten in öffentlichen Krankenhäusern auf Privatkliniken aus, sofern sie es sich finanziell leisten können oder eine entsprechende Zusatzversicherung haben.
    • Christian S. (57) entschied sich für eine Knie-OP in einer Privatklinik, um die monatelange Wartezeit in einem städtischen Spital zu umgehen, und betont die Vorteile der schnellen und effizienten Behandlung.
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