Wirtschaft

Mogelpackungen –so tricksen Hersteller die Teuerung weg

Bei Haribo gibt es weniger Gummibärchen, bei Rama weniger Margarine. Verbraucherschützer in Deutschland sind alarmiert.

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Große Aufregung um Haribo
Große Aufregung um Haribo
REUTERS

Lebensmittelhersteller wollen ihre höheren Produktionskosten auf die Kundschaft abwälzen. Falls die Preise nicht steigen, gilt Vorsicht beim Gewicht. So gibt der Süßigkeiten-Riese Haribo in Deutschland künftig elf Gummibärchen weniger in die Packung.

Der 200-Gramm-Beutel wiegt dann noch 175 Gramm – über zehn Prozent weniger. Dafür will das Unternehmen den Preis bei 99 Cent belassen und nicht über die Ein-Euro-Schwelle gehen, wie die "Bild" schreibt.

In der Schweiz reduziert Haribo nicht den Inhalt, dreht dafür aber am Preis. So erhöhte Haribo die Preisempfehlung für Händler, wie eine Firmensprecherin sagt. Wie viel mehr die Händler bezahlen müssen, sagt sie nicht. Bei Coop kosten jetzt einige Haribo-Süßigkeiten laut eigenen Angaben 4 bis 8 Prozent mehr.

"Haribo ist wie alle Unternehmen in der aktuellen Situation stark gefordert", so die Sprecherin. Die Kosten für Zutaten, aber auch für Verpackungsmaterial, Logistik und Energie hätten sich in den letzten Monaten in einem nie gekannten Ausmaß erhöht. "Wir haben uns deshalb entschieden, einen Teil der Kosten weiterzugeben."

Trotzdem Lob für Haribo

Immerhin: Verbraucherschützer loben Haribo dafür, dass die Firma nicht nur den Inhalt, sondern auch den Beutel verkleinert, statt einfach mehr Luft reinzupumpen. Das mache es etwas transparenter. So könnte die Kundschaft die verkleinerte Füllmenge im Laden eher wahrnehmen.

Viele Hersteller sparen beim Inhalt, lassen Preis und Packung aber gleich. Margarine-Produzent Upfield befüllt den Rama-Becher in Deutschland statt mit 500 nur noch mit 400 Gramm. Auch bei den Marken Sanella, Lätta und Becel verknappte Upfield den Inhalt. Es hagelte Kritik von Verbraucherschützern.

"Shrinkflation nennt man das", sagt Preisüberwacher Stefan Meierhans auf Anfrage. Also Inflation durch Schrumpfen des Inhalts. Was auf Deutsch auch Mogelpackung genannt wird, gibt es immer häufiger. Verbraucherschützer in Deutschland haben deswegen so viele Beschwerden wie noch nie bekommen und rechnen mit noch mehr Meldungen im Herbst und Winter.

Auch auf Twitter posten zahlreiche User Beispiele unter dem Hashtag Shrinkflation.

Die Inflation sei ein wesentlicher Treiber des Verpackungstricks, sagt Preisüberwacher Meierhans. Diese fiel in der Schweiz mit zuletzt 3,4 Prozent nicht so stark aus wie in Deutschland oder den USA mit fast zehn Prozent. So habe es in der Schweiz auch noch wenige Meldungen zu Shrinkflation gegeben, so der Preisüberwacher.

Doch auch hierzulande haben laut dem Preisüberwacher viele Getränkehersteller die Trinkflaschengröße auf 0,45 Liter reduziert. Es gebe aber auch Firmen, die nicht mitmachen oder zurückkrebsen. "Letztlich misst sich das am Markt: Wir Kundinnen und Kunden haben es in der Hand, bei solchen Anbietern auf Alternativen auszuweichen – und das sollten wir auch tun!", so Meierhans.

Auch laut Konsumentenschutz sparen die Hersteller vorwiegend im Ausland beim Inhalt. Allerdings muss es dabei nicht bleiben. "Aktuell wäre zu erwarten, dass viele Hersteller auf diesen Trick zurückgreifen", sagt André Bähler, Leiter Wirtschaft und Politik beim Konsumentenschutz.

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