Niederösterreich
Mobile Sozialmärkte sind für Leute ohne Pkw wichtig
Menschen die ohnehin wenig Geld haben, trifft die Teuerungswelle hart. Mobile Sozialmärkte versorgen Leute in NÖ, die nicht überall hinkommen.
Vor allem trifft die Teuerungswelle Alleinerzieher, Pensionisten und einkommensschwache Familien. Die müssen jeden Cent mehrfach umdrehen, wenn sie derzeit einkaufen gehen. Neben den "soogut" Sozialmärkten gibt es auch fahrende Verkaufswagen. Sie sind für Menschen, die sich kein Auto leisten können oder keines haben enorm wichtig geworden.
"Ohne Sozialmarkt aufgeschmissen"
"Jetzt wo die Lebensmittelpreise so angestiegen sind, wäre ich ohne die mobilen Sozialmärkte aufgeschmissen", berichtet eine Pensionistin. Ältere Menschen sind oftmals in ihrer Mobilität eingeschränkt. Weitere Gründe warum der Weg in den nächstgelegenen Sozialmarkt für manche nicht möglich ist, sind schlechte Verkehrsanbindungen, gesundheitsbedingte, aufgrund des Alters oder weil ein Auto nicht leistbar ist.
Wochentags ist der "soogut" Verkaufswagen im Zentralraum St. Pölten und im Mostviertel unterwegs. Montag und Donnerstag in Melk, Mank und Petzenkirchen. Mittwoch und Freitag in Böheimkirchen, Herzogenburg und Pottenbrunn. Und seit dieser Woche macht er 14-tägig am Dienstag Halt in Kirchstetten, beim Pflegeheim Clementinum und den betreuten Mietwohnungen.
Zivildiener kennt seine Kunden gut
Frühmorgens wird der Verkaufswagen in der "soogut" Zentrale in St. Pölten mit einem möglichst vielfältigen Warensortiment beladen. Zivildiener Klemens verrät, dass er dabei schon die Kundenwünsche ein wenig berücksichtigt. Viele zählen bereits zur Stammkundschaft und er weiß um deren Bedürfnisse. Molkereiprodukte, Wurstwaren, Getränke und eine große Auswahl an Obst, Gemüse, Brot, Gebäck und süßen Backwaren sind immer mit dabei.
An der Haltestelle angekommen, ist die mobile Verkaufsfläche binnen Minuten vorbereitet. Meist wartet schon eine kleine Menschenschar. Denn zu Tagesbeginn gibt’s eine Fülle an Produkten. Da Klemens an allen Verkaufsstellen gleichermaßen anbieten können möchte, teilt er das Warensortiment sorgfältig auf.
Kunden, die selten kommen oder schon lange nicht mehr da waren, kaufen nun wieder regelmäßig ein. All die Teuerungen bringen sie an ihre Grenzen und versetzen sie in große Sorge. „Sie sind so dankbar, hier einkaufen zu können“, erzählt Klemens. „Immer wieder sind sie überrascht, wie wenig sie für ihre Einkäufe hier bezahlen.“ Auch viele neue Gesichter sind in den vergangenen Wochen dazugekommen. Anfangs zeigen sie sich oft ein wenig scheu. Doch diejenigen, die einmal über ihren Schatten gesprungen sind, die kommen wieder.
"Niemand soll sich schlecht fühlen, weil er wenig Geld hat"
Leider fällt es den Menschen in ländlicheren Regionen oft schwer, sich öffentlich einzugestehen, mit wenig Geld auskommen zu müssen. „Die Scham das Angebot eines Sozialmarktes zu nutzen, ist besonders in kleineren Gemeinden oft großes Thema“, weiß Wolfgang Brillmann, Geschäftsführer der "soogut" Sozialmärkte. „Und genau hier bedarf es Aufklärung. Denn niemand soll sich schlecht fühlen müssen, wenn er auf günstige Lebensmittel angewiesen ist. Die Pandemie hat bereits aufgezeigt, dass ein finanzielles Abrutschen schnell und unerwartet passieren kann, ohne selbst darauf Einfluss nehmen zu können“, fügt er ergänzend hinzu.
Die gegenwärtige Inflationswelle lässt vielen Menschen nun keine Wahl mehr. Konnten sie sich noch bis vor kurzem die Einkäufe beim Diskonter leisten, steht einzig nun der möglichst günstige Einkauf im Vordergrund. Dass sie mit ihrem Einkauf wertvolle Lebensmittel retten, ist für sie bedeutungslos. Schade. Denn in Zeiten, in denen der Lebensmittelverschwendung der Kampf angesagt wird, wäre es angebracht, nicht auf jene Menschen zu vergessen, für die die Warenspenden an die Sozialmärkte lebenswichtig sind, die tagtäglich aus wenig viel zaubern, die wissen wie Lebensmittelreste gut zu verwerten sind, die einfach nachhaltig agieren – wenn auch nicht ganz freiwillig.
Buntes Publikum
Ein buntes Publikum schart sich jede Woche erneut um den mobilen Verkaufswagen. „Besonders viel los ist bei der Verkaufsstelle neben dem betreuten Wohnen in Mank“, erzählt Klemens. Für die Mindestpensionisten dort ist der Verkaufstag mehr als nur eine Möglichkeit günstig einzukaufen. Das Gefühl, für sich selbst sorgen zu können, lässt sie für ein paar Augenblicke aufblühen.
Infos zu den mobilen Sozialmärkten:
Nähere Informationen über die Verkaufszeiten des mobilen Marktes finden Sie auf unserer website:
https://www.soogut.at/marktuebersicht