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Mit The Division 2 startet eine neue Spiele-Ära
Mit "The Division 2" geht die Anarchie in die nächste Runde. Der Ubisoft-Titel läutet auch eine neue Generation der Action-Games ein.
Downloader aufgepasst, denn "The Division 2" ist etwas für schnelle Leitungen: Der neue Titel aus dem Hause Ubisoft jagt zuerst einmal mit beinahe 90 GB zumindest auf die PS4-Platten – und ein Day-1-Patch dürfte das um weitere zweistellige GB erweitern. Gewaltig ist das Spiel aber nicht nur aufgrund der Dateigröße. Wie unser mehrtägiger Test vor der Veröffentlichung zeigt, läutet "The Division 2" eine neue Videospiel-Ära ein.
"The Division 2" knüpft an das Ende des ersten Teils an. Wir erinnern uns: Ausgehend von New York legte ein mysteriöser Virus weite Regionen lahm, Tausende erkrankten oder starben. Der Spieler schlüpfte damals in die Rolle eines Schläferagenten der Strategic Homeland Division, kurz "The Division". Solche Agenten wurden als geheime Spezialeinheit platziert, um im Falle eines Zusammenbruchs der Gesellschaft noch handlungsfähig zu sein. Im der Anarchie verfallenen New York geht man dabei gegen Plünderer, Kriminelle, abtrünnige Agenten und die Drahtzieher der Virus-Epidemie vor.
"The Division 2" setzt rund sieben Monate nach dem ersten Teil ein. Schauplatz ist dieses Mal Washington, D.C., wo sich der "Dollar-Virus" ebenfalls ausgebreitet hat und terroristische Organisationen die Kontrolle übernommen haben. Feindliche Fraktionen kämpfen um die Macht in der einstigen Polit-Zentrale und Zivilisten wurden sich selbst überlassen. Als Agent versucht man wiederum ein Stück Kontrolle zurückzugewinnen, denn fällt Washington, fallen die gesamten Vereinigten Staaten.
Fehler sollen sich nicht wiederholen
Was bei "The Division" der Fall war, soll sich beim zweiten Teil jedenfalls nicht wiederholen. Zwar hat der Originalteil noch immer eine große und treue Fangemeinde, einige Spieler wurden aber auch von Update-Bugs vergrämt. So zeigten sich Figuren und Geschehnisse nach Updates teils zeitweise nicht ausbalanciert und Spieler konnten durch immer wieder auftauchende Gegner die besten Waffen und Gegenstände des Spiels sammeln, die zuvor hart in seltenen Gelegenheiten erarbeitet werden mussten.
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Letztlich bügelte Ubisoft die zumindest diskussionswürdigen Update-Entscheidungen aus, bei "The Division 2" sollen sie aber von Anfang an gar nicht für Aufregung sorgen. Man habe das Ohr an den Spielern gehabt, so das Versprechen der Entwickler. Am Kern-Gameplay des Open-World-Loot-Shooters ändert sich aber nichts – und das ist gut so. Spieler versuchen anfangs, in der anarchischen Welt so gut es geht zu überleben und leveln sich nach und nach über Charakterwerte, aber auch bessere Ausrüstung hoch.
Sommer statt Winter
Statt dem winterlichen New York steht nun das sommerliche Washington im Mittelpunkt, was nach netter Atmosphäre klingt. Tatsächlich macht es die Stimmung im Spiel aber noch bedrückender, denn neben Gewalt und Überlebenskampf dominiert im brennenden und zerstörten Washington nach sieben vergangenen Monaten auch schon die Natur. Gebäude sind teils überwachsen, üppiges Grün kämpft sich zurück und bildet einen starken Kontrast zu den deutlichen Zerstörungen.
Wie auch der Vorgänger entwickelt "The Division 2" seine eigene Suchtspirale. Anfangs kommen Einzelspieler stark auf ihre Kosten, wenn sie sich in der eindrucksvollen Kampagne behaupten und nach und nach spürbar stärker werden. Das Endgame wiederum gebührt den Mehrspielern, die sich in vielen verschiedenen Modi und fast unzählbar vielen Missionen und Aufgaben mit anderen Spielern messen können. Tatsächlich ist "The Division 2" wieder ein attraktiver Multiplayer-Titel geworden, der sich aber auch in Einzelspieler-Bezug mit stundenlangem Spielspaß nicht verstecken muss. Gut 40 Stunden nimmt alleine die Kampagne ein.
Langsamer, aber viel besser
Auch wenn wieder in Third-Person-Perspektive erkundet und gekämpft wird, hat "The Division 2" einigen großen Shooter-Reihen etwas voraus. Vor allem das Kampfgeschehen zeigt sich aufgeräumter und irritiert nicht mehr mit Dutzenden verschiedenen Einblendungen. Lebenspunkte, Munition und Missionsaufgaben werden in einem kleinen, abgetrennten Bereich am Bildschirm übersichtlich dargestellt, der Rest des Bildschirms gehört dem Action-haltigen Geschehen. Ebenfalls nachgebessert hat man beim Deckungs- und Kampfssystem, das perfekt auf Knopfdruck funktioniert. Das merkt man auch, da man es so gut wie jederzeit braucht. Einerseits wurde der Kampf langsamer, andererseits taktischer.
Kugeln richten mehr Schaden an, die Deckung ist selbst mit höheren Charakterleveln zwingend. Beides macht aus dem guten einen grandiosen Shooter. Es bieten sich neue Möglichkeiten, sich hinter gegnerische Einheiten schleichen zu können oder sie geschickt in eine Engstelle zu leiten, um einen kämpferischen Vorteil zu erhalten. Neu ist zur Lebensanzeige eine Rüstungsanzeige dazugekommen. Während Kopftreffer weiter verheerend sind, schützt eine Rüstung etwa den Torso. Diese Rüstung muss auch immer wieder repariert werden, wozu man die Deckung noch öfter nutzen wird. Ein geschickter Kreislauf, der sich realistisch und trotz langsamerem Ablauf nicht minder Adrenalin-geladen spielt.
Grandiose Grafik, viele Überraschungen
Grafisch trumpft "The Division 2" groß auf. Das tat zwar auch schon der erste Teil, doch die Welt ist nun viel lebendiger und tatsächlich offen geworden. Schon die Anfangsmission ist großer Kino: Vor dem zerfallenen Weißen Haus kämpft man sich in einer Straßenschlacht nach vorne, sprintet zwischen Leichen und Gegnern umher und wird trotz Kugelhagel immer wieder von den Details gepackt. In Pfützen spiegeln sich Explosionen, achtlos liegengelassene Weihnachtsgeschenke zeugen von den Schrecken, Rauch sah in einem Spiel noch nie so gut aus und Regen sowie Wind treffen jedes kleinste Stück der Spielwelt. Hastete man in Teil 1 noch von Mission zu Mission, kann man sich nun nicht satt sehen und unternimmt immer wieder Erkundungsgänge in der Spielwelt.
Das führt zu einem weiteren Phänomen in "The Division 2". Zwar gibt es noch immer die Dutzenden Missionen, die abgearbeitet werden sollen, streift man aber einfach so durch die Gegend trifft man immer wieder auf gut eingefädelte Ereignisse wie die Rettung von Zivilisten, eine Material-Beschaffungsmöglichkeit oder einen Rekrutierungsauftrag. Schön umgesetzt: Man weiß nie so wirklich, wie eine Mission endet. Der Auftrag, Batterien für das eigene Lager zu beschaffen kann schnell zu einem Hinterhalt werden, ein Angriff auf eine gegnerische Truppe zu einer Rettung eines Bürgers. Und: Zahlreiche Figuren, die man beispielsweise rettet, verschwinden nicht einfach im Nirgendwo. Dem einen oder der anderen läuft man etwa im eigenen Lager über den Weg, wo er oder sie zu einem wichtigen Experten zur Waffenherstellung oder Rohstoffbesorgung geworden ist. Crafting hat nun generell einen höheren Stellenwert, denn – die seltenen Materialien vorausgesetzt – man kann sich zahlreiche Waffen und Items nun selbst basteln.
So muss ein Action-Titel sein
Bis man Maximallevel 30 erreicht hat, vergehen Dutzende Stunden, in denen uns keine Minute langweilig wurde. Doch selbst dann wird "The Division 2" nicht langweilig, denn einige Elemente wie eine starke Gegner-Fraktion schaltet sich erst im Endgame frei und wie in Teil 1 geht es dann auch in die am stärksten umkämpften Gebiete des Titels, die Dark Zones. So grandios "The Division 2" auch im Singleplayer ist, richtig außergewöhnlich macht das Spiel der Koop mit bis zu vier Spielern und der Multiplayer-Modus. Lobenswert ist ebenso, dass Ubisoft auf eine spielverändernde Loot-Box-Strategie verzichtet hat. Bisher lassen sich ausschließlich kosmetische Veränderungen für die Figuren kaufen. Experimentieren kann man indes mit den Game-Gegenständen genug.
Waffen und Ausrüstungen sind nun "Brands" zugeordnet, die verschiedene Stärkevorteile bieten und sich je nach getragener Zahl der gleichen "Brands" stapeln lassen. Spieler können so noch freier entscheiden, ob sie schleichender Fernkämpfer, gepanzerter Nahkämpfer oder generell Allrounder sein wollen. Und: Schon jetzt funktioniert sowohl Kampagne als auch Multiplayer beinahe fehlerfrei. Bis auf einzelne Grafik-Flimmereien fiel weder ein Gameplay-, noch eine Story- oder Loot-Element negativ auf. Spielerisch mag "The Division 2" nah am ersten Teil sein. Die aufgemotzte Grafik, die hammermäßigen Sondeffekte, die nun wirklich offene Spielwelt, die taktischeren Gefechte und die starken Koop- sowie Online-Features machen "The Division 2" zu einem Spiel, das anderen Vertretern des Genres eine Generation voraus ist.