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Mirror's Edge Catalyst im Test: Lauf, Faith, lauf!

Unverhofft kommt oft. Nun ist Mirror's Edge Catalyst da und es wird gerannt, geklettert und gesprungen.

Heute Redaktion
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Selbst eingefleischte Mirror's Edge Fans dürften nach der Veröffentlichung im Jahr 2008 nicht mehr an eine Fortsetzung geglaubt haben, nachdem es ab 2013 still ums Spiel wurde. Nun ist sie doch da und es wird gerannt, geklettert und gesprungen, was das Zeug hergibt. Ob Mirror's Edge Catalyst für PlayStation 4, Xbox One und PC ein großer Sprung oder ein tiefer Absturz ist, zeigt unser Test.

Wir finden uns in der 14 Millionen Einwohner zählenden Stadt Glass wieder, in der 13 skrupellose Unternehmen das tägliche Leben und jede Tätigkeit kontrollieren. Der Großteil der Bewohner ist über den "Grid", einem elektronischen Netzwerk der Regierung, erfasst. Außer natürlich die Runner, die dem System auf den Dächern der gläsernen Stadt entkommen wollen. Der Spieler schlüpft in die Rolle der frisch aus dem Gefängnis entlassenen Faith.

Kenner des ersten Titels werden merken, dass es sich bei Catalyst weniger um eine Fortsetzung, als um die Vorgeschichte handelt. Ärger bleibt Faith also nicht erspart, sie wird, gegen ihren Willen, in den Machtkampf in Glass hineingezogen. Wer den ersten Teil gezockt hat, wird sich dabei sofort zurechtfinden - Faith springt, klettert und rennt über Wände, Mauern, Gerüste und Wolkenkratzer, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Aber auch Anfänger lernen die Steuerung in Windeseile, was Catalyst-Zockern schnell zu Spielfreude verhilft.

Vieles gleich, manches anders

Was in Mirror's Edge gefallen hat, hat Electronic Arts auch in Catalyst beibehalten - etwa zum Großteil die Steuerung und die Fortbewegung durch Glass mit Entdeckungsmöglichkeiten der Metropole in Verbindung mit Parkour-Manövern. Wieder müssen Missionen erledigt oder der Feind in luftiger Höhe abgehängt werden. Entscheidende Elemente sind aber neu. Der größte Brocken davon ist, dass Catalyst eine offene Spielewelt bietet. Und: Waffen nimmt Faith nicht mehr in die Hand (oder, da es sich um die Vorgeschichte handelt, "noch nicht").

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Aber zurück zu Faith: Raus aus dem Knast, wird sie von Freunden in Empfang genommen, die gleich mal ihre Verbindung zum Grid killen und sie in das "Beat" einklinken, das Netzwerk der Runner. Geplagt von Erinnerungen an ihre toten Eltern und ihre vermisste Schwester kommen schnell Probleme mit den Megakonzernen, Aufständischen und Kriminellen dazu. So schnell sich Catalyst steuert, so atemlos wird auch die Story vorangepeitscht. Platt wirkt die Geschichte nie, aber oft durchaus vorhersehbar und nur bedingt emotional.

Beim Gameplay steigt der Puls

Was bei der Story nur manchmal glückt, klappt beim eigentlichen Spielen umso besser: Balanciert Faith auf kleinen Vorsprüngen, springt in schwindelerregenden Höhen auf Gerüste und rutscht über schräge Glasflächen, dann steigt der Puls des Spielers in gewaltige Höhen. Dass einem dabei oft die Gewehrkugeln der Gegner um die Ohren pfeifen, trägt nicht gerade zur Entspannung bei. Wäre Mirror's Edge Catalyst ein Virtual-Reality-Titel, wäre man wohl nach jeder Spiel-Session schweißgebadet.

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Für eine noch präzisere Steuerung gegenüber den erstem Teil sorgt die Länge des Tastendrucks. Je nach Dauer springt Faith höher oder schlittert weiter über den Boden, als es beim einfachen Antippen der Fall ist. Die Parkour-Manöver sind auch um einiges dreckiger und ungeplanter als in Mirror's Edge - Faith landet dabei schon mal mit dem Gesicht im Staub. Der zusätzliche Greifhaken von Faith ärgert den Nutzer dafür, weil er sich aus unerfindlichen Gründen manchmal nicht auslösen lässt - für das richtige "Runner"-Erlebnis ist er aber ohnehin unnötig, da er die Rennpassagen eher unterbricht als unterstützt.

Lahme, sich wiederholende Prügeleien

Bis auf kleinere Schnitzer hat EA gemeinsam mit DICE Mirror's Edge konsequent weiterentwickelt. Bemängeln kann man neben dem nervigen Greifhaken den generell eher leichten Schwierigkeitsgrad sowie Auftraggeber und anderen Figuren, die einfach den ganzen Tag lang starr in der Gegend herumzustehen scheinen oder in Kämpfen einander fast lächerlich anmutend behindern.

Apropos Kämpfe, die mutieren leider schnell zu Massen-Prügeleien, bei denen nach und nach Gegner um Gegner ausgeknockt werden. Hier wäre mehr drinnen gewesen, als müde Wiederholungsschlägereien. Echte "Runner" werden zudem Faiths "Runner Vision", eine Visualisierung einer möglichen Route zum Ziel, schnell ausschalten. Nicht nur, weil sie nie den besten Weg zum Ziel anzeigt, sondern weil sie den Open-World-Faktor konterkariert.

Fazit

Die genannten Schnitzer tun weh, denn anderswo zeigt der Titel sein Potenzial. Umso schöner sind in Mirror's Edge Catalyst nämlich die positiven Weiterentwicklungen gelungen: Das Chipsammeln aus Datenspeichern gerät nie zur Frustrationsarbeit, die Kämpfe laufen viel physischer ab, der Verzicht auf Feuerwaffen bei der Hauptfigur wurde überzeugend umgesetzt, die Steuerung reagiert auf den Punkt genau und die Grafik raubt dem Spieler den Atem.

Hinzu kommen die kleinen Details, die Catalyst groß machen: Beim Laufen über Gebäude merkt schon einmal ein Beobachter an, dass gerade jemand vorbeigehuscht ist, beim Kämpfen halten sich Gegner am Abzug zurück, wenn man hinter einem ihrer Kumpanen Deckung sucht. Schade, dass dieses Einbauen von wunderbar gestalteten Elementen nicht durch das ganze Spiel konsequent passiert. Bleibt ein grafisch imposantes Spiel, dessen Schwächen in den Kampfpassagen liegen. Die Stärken ist die frei durchlauf-, überspring- und durchkletterbaren Umgebung. Absturz erleidet Faith keinen, den Gipfel - pardon, Wolkenkratzer - der Videospielwelt erklimmt sie aber auch nicht, obwohl sie spielerisch hoch hinauskommt.