Politik
Ministerin sagt, wann der Gas-Alarm in Österreich kommt
Energieministerin Leonore Gewessler war am Mittwoch zu Gast im Ö1-Morgenjournal. Dabei sprach Gewessler über die aktuellen Maßnahmen zur Energiekrise.
Umweltministerin Leonore Gewessler forderte am Dienstag Großverbraucher gegebenenfalls zur Umrüstung von Gas auf Öl auf. Eine deutlich umweltschädlichere Alternative und die zweite kontrovers diskutierte Maßnahme nach der Ansage, im Notfall wieder auf Kohle zu setzen.
Die Industrie zeigt sich laut einem Bericht von Ö1 grundsätzlich damit einverstanden, verlangt jedoch Unterstützung bei den Kompensationskosten. Der ehemalige E-Control-Chef und Energieexperte Walter Boltz rät der Regierung, sich rasch und eng mit den Unternehmen abzustimmen. Laut dem Experten liegt das Sparpotential durch eine Öl-Umrüstung bei geschätzt rund 15 Prozent.
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Das sagt Politikerin über Gas-Warnstufe
Am Mittwoch musste sich die zuständige Ministerin Leonore Gewessler diesen Fragen im Ö1-Morgenjournal stellen.
Sie betonte zuletzt die Ernsthaftigkeit der Lage. Im Ö1-Talk spricht sie von einer "Delle" bei den Gaslieferungen. Man habe darum eine weitere Sicherheitsmaßnahme auf den Weg gebracht. Doch warum ging Gewessler nicht zur Alarmstufe über? "Wir sehen nach der Delle bei der Einspeicherung letzte Woche, dass sich diese Entwicklung nicht verfestigt hat." Die akute Versorgung sei momentan nicht gefährdet, auch das Gas-Einspeicherziel von 80 Prozent bis zum November nicht in Gefahr. "Auch unter Berücksichtigung der anstehenden Wartung bei Nord-Stream-1."
Nachsatz: "Wenn sich das ändert, werden wir selbstverständlich auch die Alarmstufe ausrufen."
Ministerin erklärt, mit was sie nicht gerechnet hat
Die Rückkehr zu fossilen Energieträgern sei für sie als grüne Ministerin keine Niederlage, stellte sie klar. "Ganz im Gegenteil." Man habe jedoch die Versorgungssicherheit zu garantieren. "Es gehört dazu, auch in so einer Situation auch Verantwortung zu übernehmen", so Gewessler. Darum habe man sich zu diesem Schritt entschieden. "Wenn Sie mich fragen: Hätte ich vor einem Jahr eine derartige Maßnahme ergriffen? Nein, natürlich nicht!"
Wäre das Geld für die Umrüstung nicht besser in eine Anpassung auf klimafreundliche Energieträger investiert? "Gerade bei Industriebetrieben ist es oft einfacher, auf einen flüssigen Energieträger umzurüsten." Jedes bisschen Gas, das eingespart werde, könne für andere Bereiche genutzt werden.
Kosten sollen ausgeglichen werden
Zur finanziellen Kompensation der Kosten betonte sie: "Das ist eine Anordnung nach dem Energielenkungsgesetz. Dort ist auch vorgesehen, dass der Staat die zusätzlichen Kosten übernimmt."
Das entsprechende Erdöl soll im Ernstfall unter anderem über eine entsprechende Pipeline aus Italien kommen. Dort habe man "eine deutlich bessere Situation als beim Erdgas und es gibt mehr Lieferanten".
Glaubt Gewessler daran, dass das Speicherziel von 80 Prozent bis zum 1. November erreicht werden könne? "Das ist möglich."