Politik
Anschober kündigt jetzt neue Corona-Maßnahmen an
Gesundheitsminister Rudi Anschober nimmt gemeinsam mit Experten zur aktuellen Lage der Pandemie in Österreich Stellung. Große Gefahr: Die Mutationen.
"Täglich steigende Infektionszahlen und leider auch wieder steigende Hospitalisierungszahlen geben Anlass zur Sorge. Gleichzeitig sind bereits große Teile der vulnerabelsten Bevölkerungsgruppen geimpft", heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Gesundheitsminister Rudi Anschober nimmt deswegen am Donnerstag gemeinsam mit Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien und Herwig Ostermann von Gesundheit Österreich zur gemeinsamen Analyse und Prognose Stellung.
"Wir haben derzeit eine Situation in Österreich, die davon gekennzeichnet ist, dass die Zahlen seit einiger Zeit im Steigen begriffen sind", so Gesundheitsminister Anschober. Die Zahlen sollten jedoch "besser nach Ostern werden, wenn die Menschen mehr Zeit im Freien verbringen" können und man auch bei unserer Impfkampagne weitergekommen sei. Bis dahin, "das habe ich seit Jahresbeginn gesagt", gebe es "die schwierigsten Wochen der Pandemie".
Neue Coronamaßnahmen am 15. März angekündigt
Die Impfungen seien noch nicht durch die Risikogruppen verimpft worden, es gebe eine "Erschöpfung in der Bevölkerung", so der Minister. In den Spitälern sei man über die vergangenen Tage bei einem Plus von 20 Prozent, was ein sehr "alarmierender" Trend sei, so Anschober. Er verglich die aktuelle Situation mit dem Oktober 2020: Damals habe es eine rasante Entwicklung gegeben, "die uns extreme Schwierigkeiten gemacht hat", man habe es "gerade" mal geschafft, Triagen zu verhindern.
Das sei eine Phase, in der man eingreifen müsse: "Wir müssen es schaffen, diese Anstiege zu drücken", so Anschober. Am 15. März komme es zur Evaluierung mit den Fachexperten: Man müsse ganz offen sagen, dass eine solche Entwicklung geplante Öffnungsschritte wie bei der Gastronomie nicht möglich machen würde und es neue Corona-Maßnahmen brauche, so Anschober. Dies wolle man zwar verhindern, man müsse aber auf gegebenenfalls steigende Zahlen reagieren.
Neue Ausreisebeschränkungen kommen
Als "Sicherungsnetz für uns alle" wolle man ab einer Inzidenz von 400 für Bezirke eine Ausreiseregelung ausdehnen: Entweder Ausreiseregelungen für den ganzen Bezirk oder für die Hotspot-Gemeinden. Außerdem werde es in allen Bundesländern Schwerpunktkontrollen der Exekutive in den am stärksten betroffenen Gemeinden geben. Die FFP2-Pflicht soll noch weiter ausgeweitet werden und es soll eine Kontrollpflicht für bestimmte Sektoren geben.
Außerdem sollen laut Anschober die Testungen ausgeweitet werden, "da geht noch mehr". Mehr Zugangstests und Berufsgruppentests sollen kommen. Im Schulbereich müsse es zudem zu einheitlichen Maßnahmen bei positiven Corona-Fällen kommen, so der Minister. "Nehmen Sie es überall dort, wo Sie glauben, Sie brauchen einen zusätzlichen Schutz", sagte Anschober zu den FFP2-Masken und meinte damit, sie auch im Freien bei Menschenansammlungen zu tragen.
Mutation wird dominanter Virusstamm
Redlberger-Fritz sieht in der britischen Mutation die Möglichkeit, dass sie "zum dominanten Stamm in Europa" werden könne. Das sei auch in Österreich der Fall. Die britische Variante habe man vor allem im Osten Österreichs, man sehe jetzt aber eine Welle von Osten nach Westen anhand der Inzidenz-Zahlen. Es sei deswegen wichtig, neu aufgetretene Varianten frühzeitig zu erkennen, damit sie sich bei höherer Ansteckbarkeit nicht unkontrolliert ausbreiten könne.
Das "Schlechteste", was man laut der Medizinerin jetzt tun könne, seien heimliche Treffen mit Freunden und bekannten in Hinterhöfen. Die Gefahr sei viel zu groß, jeder Einzelne müsse sich jetzt an die aufrechten Corona-Maßnahmen halten, ohne Ausnahme. Wichtig sei, dass sich alle impfen lassen und man sich dafür nun anmelde – und natürlich die Maßnahmen wie Händewaschen, Abstand halten und Maske tragen einhalte, so Redlberger-Fritz.
So sehen die neuen Corona-Prognosen aus
Eine "Dynamik im Fallgeschehen, eine Zunahme", habe man in den vergangenen Tagen gesehen, so Ostermann, man habe eine "sehr unsichere Lage". Bei der Ausbreitung der Varianten erinnerte Ostermann an den Jahreswechsel, als bekannt wurde, dass sich Varianten wie die britische Mutation ausbreiten würden. Österreich habe damals relativ rasch ein "Überwachungssystem" etabliert, um das Auftreten der Varianten nachzuvollziehen. Nur in Vorarlberg trete die britische Variante in weniger als 50 Prozent der Fälle auf, im Burgenland seien es bereits 80 Prozent.
Bis zum 10. März wird Österreich ein Fallgeschehen von 3.200 haben, so Ostermann, die 7-Tages-Inzidenz werde dabei auf weit über 200 bis hin zu 300 steigen, so der Experte. Der Anstieg der jetzigen Fälle sei tatsächlich durch eine Ausbreitung des Virus getrieben und nicht etwa durch einen Anstieg der Testungen, so Ostermann. Sowohl auf Normal- als auch Intensivstationen werden die Zahlen ansteigen, so der Experte. Am 17. März wird in der Hauptvariante der Modellrechnung mit 420 Patienten auf den Intensivstationen gerechnet, derzeit sind es rund 300.