Niederösterreich
Millionencoup: Täter räumen Schließfächer von Raika aus
Mega-Coup in Mödling: Eine Bande räumte die Schließfächer der Raika Mödling aus, der Schaden könnte in die Millionen gehen.
Es ist eigentlich kaum zu glauben: Die Schließfächer der Raiffeisenbank Mödling wurden ausgeräumt. In der Regel befinden sich in Schließfächern viel Bargeld (zum Teil auch Schwarzgeld), Gold, Devisen, Diamanten und andere Kostbarkeiten. Und gerade in der Raika Mödling war man auf das moderne Schließfachsystem stolz und das System funktioniert anders als in vielen anderen Banken.
Kassette kommt per Lift
Denn die Schließfächer befinden sich in einem Hochsicherheitsraum im Keller, den der Kunde aber nicht betritt. Er geht lediglich ins Foyer mit Hilfe von Karte und Zugangsdaten. Dann wird die Kassette per Lift in ein Fach geschickt, der Kunde kann so 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr über den Inhalt der Kassette verfügen. Laut "Kurier" zählen zahlreiche Promis zu den Kunden der Mödlinger Raiffeisenbank.
Bei anderen Banken ist das System noch altmodischer, dafür vermutlich sicherer. Hier ist ein Betreten des Saferaumes während der Öffnungszeiten notwendig, der Betreuer und der Kunde haben je einen Schlüssel fürs Schließfach und müssen dann die Gittertüre durchschreiten und dann noch gemeinsam das Fach auf- und dann wieder zusperren. Etwa bei der Oberbank können nur Betreuer und Kunde gemeinsam das Schließfach öffnen. "Das Zwei-Schlüsselprinzip ist hier einfach Standard. Ob dies alle Banken so machen, oder bei anderen Banken ein Schlüssel reicht, weiß ich nicht", so ein langjähriger Banker, der eben bereits bei der Oberbank und anderen Banken gearbeitet hat.
Doch einer internationale Bande dürfte es gelungen sein, die Software der Raika zu überlisten und so unbemerkt die Schließfächer zu stehlen. Dabei hinterließen die Kriminellen nicht mal klassische Einbruchsspuren.
Statt 30.000 € war nichts in Kassette
Aufgeflogen ist der Fall, weil die Kassette eines Unternehmers plötzlich leer war - statt dem Inhalt von rund 30.000 Euro herrschte nur gähnende Leere. Der Kunde reklamierte, die Bank schenkte ihm anfangs keinen Glauben, meinte, vielleicht habe ein Angehöriger die Kassette geleert. Erst die Kripo ging der Sache nach und entdeckte schließlich das ganze Ausmaß des Coups. Laut Ermittlern waren die Diebe absolute Profis. Ob Insider am Coup beteiligt waren, kann auch nicht ausgeschlossen werden.
In den nächsten Tagen müssen alle Inhaber eines Schließfachsafes persönlich zur Raika Mödling und nachschauen, was und wie viel fehlt. Die Exekutive geht von einem sehr hohen Schaden aus, dieser könnte in die Millionen gehen.
Haftungsfrage
Noch am Donnerstag versuchte die Spurensicherung des Landeskriminalamtes die wenigen Spuren am Tatort in der Babenbergerstadt zu sichern.
Ein Problem könnte die Haftungsfrage stellen: Denn üblicherweise ist der Inhalt gegen Diebstahl, Feuer oder höhere Gewalt nur bis zu 3.000 oder 5.000 Euro versichert. Eine Zusatzversicherung in der Höhe von 20 bis 70 Euro im Jahr erhöht die Deckungssumme beträchtich, nur: Nicht alle Inhaber haben vermutlich eine Zusatzversicherung.