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Millionen glauben, dass wir noch nie am Mond waren

Am 21. Juli 1969 betrat Neil Armstrong als erster Mensch den Mond. Doch einige zweifeln die Geschichte seit jeher an.

Heute Redaktion
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"Ein kleiner Schritt für den Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit" - es gibt wohl kein Kind, das nicht den Spruch von Neil Armstrong kennt, den er sagte, kurz bevor er die Oberfläche des Mondes betrat. Zumindest ist das die offizielle Version der Geschichte.

In den Tiefen des Internets finden sich dubiose Foren, in denen man an der Mondlandung zweifelt. Mehr noch: Man legt vermeintliche Beweise vor, um zu zeigen, dass der Mensch nie auf dem Erdtrabanten war. So soll die ganze Sache inszeniert worden sein. Eine Show, die in Fernsehstudios gedreht wurde. Der Regisseur soll kein geringerer gewesen sein als Stanley Kubrick. Er habe im Auftrag vom damaligen Präsidenten Richard Nixon gearbeitet.

Skepsis in der Bevölkerung nährte Theorien

All diese Verschwörungstheorien basieren auf Bill Kaysings Buch "Wir waren nie auf dem Mond: Amerikas 30-Milliarden-Dollar-Betrug". Darin beruft er sich auf Fakten. In den Fünfzigern galt eine bemannte Mondlandung als aussichtslos. Die Chance auf einen erfolgreichen Flug lag lediglich bei 0,0017 Prozent. Gerade einmal zehn Jahre später stieg Neil Armstrong aber doch aus seiner Kapsel. Ohne jegliche Probleme. "Schwindel", meint Kaysing. Und mit ihm Millionen andere.

Grund für den Erfolgslauf der abstrusen Theorien ist wohl der Zeitpunkt. Die USA befand sich in den Sechzigern im Vietnamkrieg. Auch veranstaltete man einen Wettlauf mit der Sowjetunion. Die Landung auf dem Mond sollte die Frage nach der Weltmacht ein für alle mal beseitigen.

Teile der Bevölkerung standen jedoch nicht mehr hinter ihrer Regierung. Vor allem nach der Watergate-Affäre im Jahr 1972 brach das Vertrauen in die Politik weg. Man war plötzlich skeptisch. Politiker waren auf einen Schlag keine Visionäre mehr, sondern korrupte Schurken, die nach Macht lechzen.

"Beweise", die gar keine sind

Und dann war da Bill Kaysing. Der Mann, der die da oben kritisierte und auf den ersten Blick vielleicht auch gute Beweise lieferte. So zeigt er in seinen Thesen auf, dass die Fotos zu professionell aussehen, wenn man bedenkt, dass sich lediglich drei Astronauten auf dem Mond befanden. Da erwarte man sich eher verschwommene und verrauschte Aufnahmen als stechend scharfe Fotos. Auch sind auf den Bildern keine Sterne zu erkennen. Und wieso flattert eigentlich die US-Flagge auf dem Mond, obwohl es dort oben keine Atmosphäre gibt?

Blöderweise können alle seine Fragen mit ein wenig Logik beantwortet werden: So brachten die drei Astronauten einen Haufen von Fotos wieder zurück zur Erde. Die Weltraumbehörde NASA veröffentlichte jedoch nur wenige gute Bilder. Die meisten waren zu dunkel, überbelichtet, unscharf oder zeigten einfach nichts. Wermutstropfen für den ersten Menschen am Mond: Buzz Aldrin knipste kein einziges gutes Foto von seinem Kollegen Neil Armstrong.

Wer sich auf dem Mond ein Firmament aus Sternenbildern erwartet, der muss enttäuscht werden. Denn die Mondoberfläche ist so hell und reflektiert das Sonnenlicht so stark, dass man keine Sterne sehen kann. Mit einer Belichtungszeit von mehreren Stunden hätte man vielleicht einige Himmelskörper einfangen können. Jedoch hätte man ansonsten nichts erkannt, da die Bilder überbelichtet gewesen wären.

Und die Fahne flatterte gar nicht. Also nicht so wirklich. Die Flagge war mit einer Querstange so befestigt, damit sie auf den Bildern auch ja zu sehen ist. Sonst wäre sie einfach schlaff gehangen. Ein wenig wehte sie aber doch. Kurz bevor die Fotos geknipst wurden, berührten die Astronauten die Fahne. Aufgrund der geringen Gravitation auf dem Mond schwingt sie deshalb um einiges länger. Auch ohne Atmosphäre.

Bis zum Schluss an Fake geglaubt

Für Kaysing und seine Anhänger sind das alles nicht belegbare Ausreden. Der Verschwörungstheoretiker behauptete jahrzehntelang, dass die Raketen nicht zum Mond sondern in die Antarktis flogen. Nach einigen Tagen hätte ein Militärflugzeug die Astronauten über dem Pazifik abgeworfen, um das Schauspiel perfekt zu machen. Kaysing hätte auch Zeugen für seine Thesen gehabt – doch die Namen jener entfielen ihm leider.

Bis 2005 blieb Kaysing bei seiner Überzeugung. Im April starb er im Alter von 82 Jahren. Was bleibt sind die Verschwörungstheorien, die in Zeiten von Social Media wieder an große Reichweite gelangen. Und damit finden sich auch wieder immer mehr Anhänger. Ob diese jemals vom Gegenteil überzeugt werden können, bleibt wohl für immer ein Rätsel. (slo)