Captagon-Fabrik in Syrien
Milliarden mit Drogen gemacht – wo ist Assads Bruder?
Syriens Machthaber Assad hat Milliarden durch den Verkauf der Droge Captagon verdient. Drahtzieher hinter den Geschäften war sein Bruder Maher.
Die Droge der gestürzten Herrscher brennt. Auf dem Gelände des syrischen Luftwaffenstützpunkts Masseh lodert ein Feuer aus Captagon, im Gebäude dahinter lagern noch mehr der Aufputsch-Pillen neben schlecht gefälschten 100-Dollar-Blüten. Der Handel mit Captagon machte Syrien unter Baschar al-Assad zum größten Drogenstaat der Welt. Nach seinem Sturz wird das Ausmaß des schmutzigen Geschäfts offenbar.
"Als wir hier reinkamen, haben wir eine riesige Menge Captagon entdeckt. Wir haben es zerstört und verbrannt, weil es den Menschen schadet", erklärt ein Kämpfer der islamistischen HTS-Miliz, die den siegreichen Aufstand gegen die Machthaber anführte. Er stellt sich mit seinem Kampfnamen Chattab vor und zeigt Reportern der Nachrichtenagentur AFP den Fund. "Es ist wirklich eine riesige Menge, Bruder", sagt er.
Jeden Tag machen die Rebellen neue Produktionsstätten und Verteilzentren für das amphetaminartige Mittel ausfindig, von denen aus der gesamte Nahe Osten mit Captagon überschwemmt wurde. Die Pillen waren das mit Abstand wichtigste Exportgut Syriens und stellten alle legalen Ausfuhren in den Schatten, wie Recherchen von AFP auf der Grundlage offizieller Daten 2022 ergaben.
Assad-Bruder leitete Drogengeschäfte
Am Mittwoch führten HTS-Kämpfer AFP-Journalisten in ein Lagerhaus in einem Steinbruch am Stadtrand von Damaskus. Hier sind die Tabletten in elektrischen Bauteilen für den Export versteckt. "Nachdem wir das Lager durchsucht hatten, stellten wir fest, dass es sich um eine Fabrik von Maher al-Assad und seinem Partner Amer Chiti handelt", sagt der schwarz maskierte Kämpfer Abu Malek al-Schami.
Maher al-Assad ist der Bruder des gestürzten Machthabers. Er leitete die gefürchtete Vierte Division, eine Eliteeinheit der syrischen Armee, und gilt als einer der Köpfe des Captagon-Netzwerks. Wo er sich derzeit aufhält, ist unklar. Der Abgeordnete Chiti steht unter Sanktionen von Washington und London, die ihn beschuldigen, "die Produktion und den Handel mit Drogen zu fördern".
In einer höhlenartigen Garage unter dem Lager und den Laderampen stehen Spannungsregler. In den Kupferspulen der weißen Kästen sind tausende der beigen runden Pillen verborgen. "Die sollten aus dem Land geschmuggelt werden", sagt al-Schami. "Es ist unmöglich zu sagen, wie viel Captagon das ist." Oben im Lager stapeln sich Pappkartons, in denen die Schmuggler ihre Fracht als Standardwaren getarnt außer Landes brachten.
Im Nahen Osten ist Saudi-Arabien der größte Markt. Dort ist Captagon die Partydroge der reichen Elite und weit weniger tabu als Alkohol. Aber auch einfache Arbeiter putschen sich damit auf, um dem höllischen Arbeitstempo standhalten zu können. Ursprünglich wurde Captagon als Medikament gegen Narkolepsie und Aufmerksamkeitsstörungen verwendet.
Milliarden mit Drogengeschäften
Die Machthaber in Damaskus verdienten Milliarden mit der Droge. Doch Assad "nutzte den Captagon-Handel auch, um Druck auf die Golfstaaten auszuüben, um Syrien wieder in die arabische Welt zu integrieren", schreibt Hesham Alghannam von der Denkfabrik Carnegie Middle East Center. Captagon habe eine Epidemie des Drogenmissbrauchs in den wohlhabenden Golfstaaten ausgelöst, während Assad nach Wegen suchte, seine diplomatische Isolation zu beenden. Die Strategie war offenbar erfolgreich: 2023 wurde Syrien trotz des anhaltenden Bürgerkrieges wieder in die Arabische Liga aufgenommen.
Dennoch produzierte Syrien weiterhin Millionen von Captagon-Pillen. Damit solle jetzt Schluss sein, geloben die Rebellen. (AFP)
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Auf den Punkt gebracht
- Auf dem Gelände des syrischen Luftwaffenstützpunkts Masseh brennt ein Feuer aus Captagon, einer Droge, die Syrien unter Baschar al-Assad zum größten Drogenstaat der Welt machte.
- Nach dem Sturz Assads entdecken Rebellen immer mehr Produktionsstätten und Verteilzentren für Captagon, das als wichtigstes Exportgut Syriens galt und dessen Handel von Assads Bruder Maher al-Assad geleitet wurde.