Ukraine
Militärexperte sagt im ORF, wer Ukraine-Krieg gewinnt
Militärexperte Gady gab in der "ZiB2" einen genaueren Einblick in den Ukraine-Krieg und erklärte, worauf es nun ankommt.
Auch wenn der Winter bereits voll in der Ukraine angekommen ist und mit ihm die "Schlamm-Zeit", wodurch schweres Gerät kaum durchs Feld kann – die Kämpfe gehen weiter. Aktuell ähneln sie den Stellungskriegen des 1. Weltkriegs. Russland bombardiert unterdessen überwiegend zivile Infrastruktur, um so möglichst vielen Menschen zu schaden.
Unter anderem Deutschland hat deswegen am Wochenende neue Waffenlieferungen zugesagt. Auch humanitäre Hilfe ist gefragt wie nie. Russland änderte unlängst seine Taktik, anstelle von Angriffen größerer Einheiten erfolgen nun mehr Attacken kleinerer Gruppen, dabei vor allem der Söldnertruppe "Wagner", unterstützt von Rohr- und Raketenartillerie. Die Ukraine antwortet mit Raketen auf Verwaltungsposten besetzter Städte.
Ukraine ist alarmiert – Russland hat Taktik geändert >>
Wie wird es nun, in den immer kälter werdenden Wintermonaten, für die Bevölkerung und die Soldaten weitergehen? Dazu war der Militärexperte Franz-Stefan Gady vom Londoner internationalen Institut für strategische Studien in der "ZiB 2" bei Martin Thür zu Gast.
Abnützungskrieg
Nach wie vor sei es in erster Linie ein Abnützungskrieg. Heißt: Die Seite, die langfristig mehr Menschen und Material einbüßen muss, verliert und wird zum Aufgeben gezwungen. Es ist aber auch ein Artilleriekrieg, erklärt Gady. Jene Seite wird gewinnen, die mehr Geschütze hat, besser damit schießt und öfter trifft.
Die Moral unter den Soldaten könne aber besonders durch die Qualität der Ausrüstung leiden. Erste Anzeichen davon gibt es auf russischer Seite. Trotzdem sind größere Angriffe und Offensiven nach wie vor möglich. Dass der Krieg über den Winter weniger intensiv wird, sei deswegen nicht zu erwarten.
Die Abnützung ist aber nicht nur militärischer Natur, sondern auch wirtschaftlicher und mentaler. "Das ist eine gezielte Terror-Strategie Russlands." Die Ukraine könne immerhin nicht jede einzelne Einrichtung gleichzeitig verteidigen. Ziel Putins ist es, den Willen der Ukraine zu brechen. Gady glaubt aber, dass Russland langfristig nicht gewinnen wird.
Sehr gefährliche Situation
Die russischen Streitkräfte hätten sich in letzter Zeit adaptiert. Sie greifen in kleineren Gruppen an, die Intensität an Artilleriefeuer habe gleichzeitig abgenommen. Hier gibt es offenbar ein Defizit. "Das große Problem wird sein: Wenn die Ukraine zu wenige Flugabwehrraketen hat, dass die russische Flug Waffe aktiver sogar werden könnte. Das ist natürlich eine sehr gefährliche Situation."
Keiner der beiden Seiten wird jedenfalls die Munition ausgehen. Vor allem Russland ist interessiert daran, den Krieg so lange we möglich hinauszuzögern. Sinkt dann die Unterstützung durch den Westen, wäre das ein verheerendes Problem für die Ukraine.
Fest steht auch: Die große Entscheidungsschlacht wird es nicht geben. Auch wenn die Dauer nicht klar abgeschätzt werden kann, mit Sicherheit wird er noch über einen längeren Zeitraum geführt werden. "Es wird ein langer, zermürbender Konflikt werden. Der kann wirklich noch einige Monate" oder sogar Jahre dauern.