Steiermark
Wohnen teuer wie nie – KPÖ setzt auf Mieternotruf
Der Hörer des Mieternotrufs der Grazer KPÖ ist in den vergangenen Wochen besonders heiß gelaufen. Die Bürgermeister-Partei setzt auf ein offenes Ohr.
Die Teuerungsspirale dreht sich weiter. In den vergangenen Wochen und Monaten hat die steigende Inflation dazu geführt, dass das Leben viele Bürgerinnen und Bürger nur noch schwer leistbar wurde. Vor allem Mieten sind wegen der Erhöhung des Richtwertmietzins zuletzt in die Höhe geschnellt. Die "Heute" hat daher bei der KPÖ Graz nachgefragt, die seit 30 Jahren einen Mieternotruf betreibt, wie man dem entgegenwirken kann.
Vorbild: Französische Kommunisten
Die Idee hinter dem Notruf ist simpel. Wer Fragen zu seinem Mietvertrag hat oder sich mit horrenden Kosten konfrontiert sieht, kann bei der KPÖ anrufen. Zwischen fünf und zehn Personen täglich würden bei den Kommunisten anrufen. Die Anliegen der Anrufer werden den Tag über gesammelt und am Abend von einem Mietrechtsexperten, der auch Parteimitglied ist, abgearbeitet. Dieser telefoniert dann die Hilfesuchenden noch einmal durch und bespricht mit ihnen die nächsten Schritte.
Entstanden ist der Mieternotruf bereits vor 30 Jahren. Der damalige KPÖ-Chef Ernest Kaltenegger hatte die Idee bei Parteikollegen im französischen Lille gesehen, diese gingen jedoch einen etwas anderen Weg. "Das waren damals hochrangige französische Politikerinnen und Politiker, die einfach ihre Immunität dazu nutzten, um Räumungen zu verhindern, in dem sie sich in den Wohnungen verbarrikadierten", erzählt ein KPÖ-Mitglied im Gespräch mit "Heute".
Die Grazer Kommunisten wollten jedoch einen weniger aktivistischen Weg finden, um Mieterinnen und Mietern zu helfen. So entstand die Idee der Hotline, die sich über die Zeit als soziales Erfolgsprojekt etablierte. "Vor allem in den letzten Wochen haben sich vermehrt Mieter bei uns gemeldet, die durch die Mieterhöhungen und steigenden Energiepreise binnen eines Monats gleich zwei Preissteigerungen hinnehmen mussten und sich nicht auskannten", heißt es aus der KPÖ-Bezirkszentrale in Graz.
Generell steht die KPÖ mehr mit Rat zur Seite, doch in Ausnahmefällen überweist die Partei Mieterinnen und Mietern, denen beispielsweise eine Räumung droht, schon einmal Geld. Die Bürgermeisterin der steirischen Landeshauptstadt Elke Kahr und ihre zwei Stadtratskollegen würden demnach monatlich einen großen Teil ihres Gehaltes spenden und sich selbst nur rund 2.000 Euro behalten. "Mehr als 300 Euro schießen wir nicht zu, aber manchmal brauchen Menschen dieses Geld", heißt es von Seiten der KPÖ.
Ansonsten versucht die KPÖ über den Mieternotruf eher, als Vermittlerin aufzutreten. "Wir telefonieren mit Vermieterinnen und Vermietern, um mögliche Aufschübe auszuhandeln und machen die Personen, die bei uns anrufen, auch auf Sozialleistungen aufmerksam, die ihnen finanzielle Sicherheit bescheren", sagt ein Kommunist auf "Heute"-Anfrage.
Auch Eigentümer rufen an
Generell würde der Mieternotruf allen Personen, die Fragen zum Mietrecht haben, zur Verfügung stehen. Ab und an würden auch Eigentümer bei der KPÖ anrufen, dabei handelt es sich jedoch vermehrt um Personen, die ein Haus geerbt hätten und nicht wissen würden, wie man damit umgeht. Auch ihnen hilft die KPÖ mit Beratung. Die Grazer KPÖ ist nicht die einzige Ortsgruppe, die auf dieses Konzept setzt. Sowohl in Wien als auch in Salzburg gebe es ähnliche Modelle.