Tiere
"Mein Hund frisst gerne benutzte Taschentücher"
Helgas Tibet-Terrier (12) schnappt sich gerne benutze Taschentücher oder kleine Ästchen, die er auf der Straße findet. "Was kann ich tun?", fragt Helga.
Frage von Helga
Hallo, ich habe einen Tibet-Terrier, zwölf Jahre. Meine Frage - was tun wenn er benutzte Taschentücher von der Straße frisst oder kleine Ästchen? Vielen Dank für Ihre Antwort.
Die Antwort
Das Kauen oder Fressen von Taschentüchern und kleinen Ästchen kann ein Hinweis darauf sein, dass Ihr Hund sich in dem Moment auf einem zu hohen Erregungsniveau befindet, sprich ziemlich aufgeregt ist. Möglicherweise versucht er durch dieses Verhalten, den Stress zu reduzieren oder er möchte einfach nur Ihre Aufmerksamkeit haben. Fressen, Kauen und Knabbern bauen Stress ab und entspannen.
Piroska Stechauner
Hundeverhaltenstrainerin
Web: www.schlawienerhund.at
FB: fb.me/schlawienerhund
Senioren haben besondere Bedürfnisse
Mit 12 Jahren gehört Ihr Tibet-Terrier zu den rüstigen Rentnern. Das ein oder andere Wehwehchen kündigt sich an, das Hörvermögen und die Sehfähigkeit lassen langsam nach.
Die Bedürfnisse des Hundes ändern sich.
Waren früher ausgiebige Spaziergänge, gemeinsame Cafébesuche oder ein ausgelassenes Spiel mit vertrauten Hunden Tagesprogramm, ziehen die meisten Senioren gemütliche Spaziergänge, ein kuscheliges Plätzchen zum Schlafen und Kontakt mit ruhigen Hunden oder vielleicht sogar gar keinen Hundekontakt vor.
Wie vorbeugen?
Werfen Sie einen Blick auf die Gesundheit und den Tagesablauf Ihres Hundes. Wann waren Sie zuletzt beim Tierarzt mit Ihrem Hund? Hunde sind Meister darin, Schmerzen zu verbergen. Trotz nachlassendem Seh- und/oder Hörvermögen finden sich unsere Hunde oftmals recht gut in ihrer Umgebung zurecht, sodass es uns Menschen erst sehr spät auffällt. Beides birgt jedoch, wenn es nicht berücksichtigt wird, ein enormes Stresspotential.
Hat er ausreichend Ruhephasen? Ältere Hunde benötigen bis zu 20 Stunden Ruhe bzw. Schlaf am Tag, um den Alltagsstress abzubauen. Wie sehen Ihre Spaziergänge aus? Machen Sie mit Ihrem Hund lieber mehrere kürzere und gemütliche Spaziergänge, bei denen er ausgiebig schnüffeln darf.
Bieten Sie ihm geistige Auslastung? Auch Senioren möchten noch etwas erleben. Halten Sie Ihren Senior geistig fit und beschäftigen Sie Ihn mit Leckerlisuch- oder Intelligenzspielen. Diese Spiele bieten mentale Beschäftigung und vertiefen die Mensch-Hund Beziehung.
Managementmaßnahmen
Beobachten Sie die Körpersprache Ihres Hundes und achten Sie darauf, was geschieht, kurz bevor Ihr Hund beginnt, Taschentücher oder Ästchen zu fressen, um potenzielle Auslöser für das Verhalten zu erkennen.
Zeigt Ihr Hund eindeutige Stresssignale, holen Sie ihn bitte frühzeitig aus der Situation heraus und/oder bieten Sie ihm Möglichkeiten zur Entspannung, wie zum Beispiel ein Leckerlisuchspiel. Manche Hunde tragen auch gerne etwas im Maul oder kauen zur Entspannung auf einem dafür geeigneten Ball. Finden Sie heraus was ihrem Hund draußen Entspannung bietet.
Alternativen für das unerwünschte Verhalten
Ästchen und Taschentücher sind natürlich keine geeigneten „Nahrungsmittel" für Ihren Hund. Wenn Sie den Eindruck haben, dass es sich um aufmerksamkeitsheischendes Verhalten handelt, dann empfehle ich Ihnen, Ihren Hund frühzeitig anzusprechen und ihn an dem jeweiligen Gegenstand vorbei zu führen.
Hat Ihr Hund bereits das Objekt der Begierde im Maul, dann streuen Sie ein paar Leckerchen und tun Sie so, als wenn diese Leckerchen auf dem Boden furchtbar interessant für Sie wären. Die meisten Hunde lassen das, was sich im Maul befindet, sofort fallen. Was der Mensch in dem Moment so interessant findet, wird auch für den Hund spannend.
Außerdem empfehle ich Ihnen, Ihrem Hund das Tauschen beizubringen.Tauschen Sie immer ein höherwertiges Objekt, wie zum Beispiel einen Kauartikel oder ein Spielzeug gegen das Objekt, dass Ihr Hund im Maul trägt. Bevor Sie draußen das Tauschen anwenden können, üben Sie es zunächst gut in ablenkungsarmer Umgebung zu Hause und steigern Sie den Ablenkungsgrad langsam.
Sollte Ihr Hund generell draußen Essbares aufnehmen, empfehle ich Ihnen ein Anti-Giftköder-Training bei einer/einem gut ausgebildeten und modern arbeitenden HundeverhaltenstrainerIn.
Die Frage wurde beantwortet von: Piroska Stechauner, Hundeverhaltenstrainerin
Piroska Stechauner absolvierte ihre Ausbildung zur Hundetrainerin und Verhaltensberaterin mit dem Schwerpunkt Tierheimhunde bei Sheila Harper. Sie war mehrere Jahre für eines der modernsten Tierheime Europas tätig und befindet sich derzeit in Ausbildung zur akademisch geprüften Kynologin an der Veterinärmedizinischen Universität in Wien.
Als mobile Hundeverhaltenstrainerin betreut sie mit „Schlawienerhund" ihre KundInnen in Einzelstunden und ist spezialisiert auf ängstliche und unsichere Hunde.
+++ Hast du auch eine Frage zu einem Vierbeiner? Dann schick sie per Mail an: [email protected]. +++