Niederösterreich

Mehr Kosten und Tiere! Tierheime in ganz NÖ unter Druck

Zum Welttiertag zog auch der St. Pöltner Tierschutzverein Bilanz: Durch die Kosten und Anzahl der Tiere sieht die Zukunft nicht rosig aus. 

Bilanz des TSV St. Pölten
Bilanz des TSV St. Pölten

Waren im Jahr 2012 noch rund 900 Tiere in der Obhut des TSV St. Pölten, sind es mittlerweile an die 1.300, Tendenz steigend. Vor allem Fundtiere, behördlichen Beschlagnahmungen und Animal-Hoarding-Fälle häufen sich in den letzten Jahren. Auch die Zahl der Wildtiere (wie Igel, Vögel, Marder, Schwäne, …), die gebracht wird, nimmt massiv zu.

Zuständig für 8 Amtstierärzte

Das Tierheim St. Pölten ist als einziges in Niederösterreich für insgesamt 8 Amtstierärzte zuständig (St. Pölten, Amstetten, Lilienfeld, Melk, Scheibbs, St. Pölten Land, Tulln, Waidhofen).

1/4
Gehe zur Galerie
    Obmann Willi Stiowicek mit NÖ Verbandspräsidentin Andrea Specht
    Obmann Willi Stiowicek mit NÖ Verbandspräsidentin Andrea Specht

    Obmann Willi Stiowicek erläutert anhand eines praktischen Beispieles: "Beispiel: Abnahme einer Mastino Napoletano-Hündin mit zwei Rüden, alle drei Tiere aufgrund Erbkrankheiten und Inzucht schwer krank: Das bedeutet kostenintensive Mehrfachoperationen, insgesamt sechs OPs, tierärztliche Betreuung, intensive Nachversorgung."

    Tierheim platzt

    Derzeit platze das Tierheim buchstäblich aus allen Nähten. Und es gäbe zahlreiche Probleme, wie das 45 Jahre alte Katzenhaus. "Unser Tierheim hat pro Jahr rund 770.000 Euro an Ausgaben, rund 60% davon entfallen auf Personalkosten (8 TierpflegerInnen, 3 im Verwaltungsbereich). Unsere MitarbeiterInnen sind am Limit: Resozialisierung der Hunde, Vermarktung und Vergabe der Tiere wird immer aufwendiger - es bräuchte dafür dringend drei Mitarbeiter mehr, um professionell agieren zu können", so Stiowicek.

    Auch die Teuerung habe das Tierheim stark getroffen: "Auch das Tierheim blieb von der COVID-Wirtschaftskrise nicht verschont: Wir sehen uns seit 2021 mit stark gestiegenen Kosten konfrontiert, darunter fallen Energiepreise, Personalkosten, tierärztliche Versorgung und Operationen. (Auch die Zahl an schwerverletzten Unfallkatzen mit Beckenbruch oder komplizierten Knochenbrüchen nimmt zu)".

    Mehr Tiere in ganz NÖ

    In ganz NÖ stehen acht Tierheime (Baden, Bruck, Brunn, Krems, Mistelbach, St. Pölten, Ternitz und Wiener Neustadt), die für das Land NÖ tätig sind, rund um die Uhr im Einsatz.

    Im Jahr 2022 wurden von diesen acht Tierheimen fast 4.700 Tiere betreut: Etwa 1.200 Hunde, 2.200 Katzen, 800 Wildtiere und rund 500 andere Kleintiere. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren lag die Zahl bei knapp 4.000 Tieren, 2018 bei ca. 4.400 Tieren.

    4 von 5 Tieren sind nach §30

    Davon sind etwa 80% "§ 30-Tiere", also ausgesetzte, zurückgelassene, beschlagnahmte und abgenommene Tiere. Da Tierschutz Ländersache ist, muss das Land NÖ dafür Sorge tragen und bedient sich bei der Aufnahme, Versorgung, Resozialisierung sowie Vermittlung der Tierheime des NÖ Tierschutzverbandes. 2018 betreuten die NÖ Tierheime rund 2.400 dieser Tiere, 2022 waren es bereits 2.800.

    Große Sorgen bereitet den Tierheimen dabei die steigende Zahl der abgenommenen, meist aufgrund ihrer vorherigen Haltungsbedingungen „schwierigen“ Hunde. Im Vorjahr waren dies in NÖ insgesamt 265 Hunde, um 96 mehr als noch vor 5 Jahren. Hier sind TierpflegerInnen besonders gefordert, es müssen viele Stunden für Resozialisierungs-Maßnahmen aufgewendet werden, um diese Hunde wieder fit zur Adoption zu machen.