Österreich
Mehr als 5 Krätze-Fälle täglich in Wien
Die Krätze ist in Österreich am Vormarsch. Wie ein neuer Bericht zeigt, wurden 2018 alleine in Wien pro Tag im Schnitt fünf Fälle von Ärzten behandelt.
Zwischen 2017 und 2018 hat sich laut ORF die Zahl der Krätzefälle in Wien fast verdoppelt. 2.000 Mal seien Krätzefälle bei Wiener Ärzten behandelt worden, im Schnitt fünf Fälle jeden Tag. Die Zunahme erklärt sich auch dadurch, dass die Krätze auslösenden Milben immer resistenter gegen die Behandlung würden. Am Wiener AKH setzt man deswegen laut Bericht auf eine Kombinationstherapie aus Medikamenten und Salben.
Viele Jahre war es still geworden um die Krätze (Skabies oder Scabies). Doch jetzt kehrt die juckende Hautkrankheit (siehe Infografik unten) zurück. Vor allem Großstädte in Österreich sind betroffen – alleine das Wiener AKH meldete in Rekordzeiten Anfang 2019 20 Personen, die sich täglich wegen Krätze in Behandlung begaben. Dafür gibt es laut den Dermatologen mehrere Gründe, und sie haben kaum etwas mit dem "Sündenbock Flüchtling", der die Krankheit angeblich ins Land schleppt, wie rechte Kreise behaupten, zu tun.
Krätze
Verursacher des immer häufiger auftretenden Leidens sind Krätzmilben. Die befruchteten Milbenweibchen graben kleine Gänge in die Haut und legen dort ihre Eier ab. Krätze breitet sich in Windeseile aus - besonders dort, wo Kinder und Jugendliche oder alte, pflegebedürftige Menschen auf engem Raum zusammen sind, ist das Ansteckungsrisiko besonders hoch. Die Krätze ist auch eine sexuell übertragbare Erkrankung.
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Bei der Krätze handelt es sich um eine parasitäre Hautkrankheit, die durch die Krätzemilbe (Sarcoptes scabiei) verursacht wird. Die Milbenweibchen bohren sich dabei in die Haut und legen dort Kotballen und ihre Eier ab, was zu einer Irritation führt. Krätzmilben leben als Parasiten in der Haut von Säugetieren, und das weltweit.
Einige Menschen behaupten, die Krätze würde wegen der Flüchtlinge, die nach Österreich und Europa kommen, wieder aufleben. Das deutsche Robert Koch-Institut, die zentrale Einrichtung der deutschen Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention, spricht von einer "Sondersituation". Demnach würden Asylsuchende häufig aus Ländern mit hohen Erkrankungsraten stammen, andererseits seien sie aber kaum für die Ausbreitung verantwortlich. Der Grund: Für einen Ausbruch ist ein intensiver, mehrminütiger Hautkontakt zwischen Personen notwendig – und dessen Wahrscheinlichkeit zwischen Asylwerbern und nicht erkrankten Personen sei gering. Heißt: Ein normaler Kontakt zu Erkrankten in Flüchtlingsheimen würde nicht ausreichen, um die Krätze in Österreich weiter zu verbreiten. Demnach ist die Behauptung, die Krätze trete in Österreich wegen Flüchtlingen wieder auf, falsch.
Nein, die Krätze ist in Österreich und weltweit nie ausgestorben. Es liegt in der Natur der Erkrankung, in Wellen aufzutreten. So ist etwa alle sieben Jahre mit einer steigenden Anzahl von Fällen zu rechnen. Vielmehr scheint sich die Krätzmilbe zu einem Tarnungskünstler zu wandeln – und wird so schwerer erkennbar. Ist eine "Welle" behandelt und ebbt ab, besteht die Krätze in Wirklichkeit weiter, wird nur vielfach nicht erkannt. Bei Erkrankten kann sie sich oft kaum äußern oder eher wie ein Hautekzem auftreten. So dauert es mehrere Wochen und Monate, bis sich neue Fälle äußern sowie festgestellt werden – und noch einmal länger, bis sich Symptome bei jenen zeigen, die sich angesteckt haben. Dann kommt es wiederum zu einem sprunghaften Anstirg.
Die Skabies kommt weltweit vor und betrifft Personen jeden Alters – und Hygiene spielt dabei nicht die Hauptrolle bei der Erkrankung. Vielmehr ist es für die Ansteckung vollkommen egal, wie es um die Hygiene eines Menschen bestellt ist. Im Gegenteil: Ausbrüche treten vor allem in Umgebungen wie Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Altersheimen auf – eben, wo viele Menschen eng zusammenleben und ein enger Haut-zu-Haut-Kontakt üblich ist. Hygiene-Härtefälle sind eher Hotelbetten mit schnellen Nutzerwechsel, Hauptfälle sind aber Übertragung durch Familienmitglieder, den Partner und Freunde, mit denen enger Hautkontakt besteht. Die Krätzmilbe wird auch sexuell übertragen.
Ein Händeschütteln, ein Kuss oder ein Griff an die Haltestange der U-Bahn reichen nicht aus, um sich mit Krätze anzustecken. Übertragen wird die Krätze bei innigem, länger andauerndem Körperkontakt (länger als fünf bis zehn Minuten), etwa wenn man im gleichen Bett schläft. Ein Befall mit den Milben zeigt sich vor allem an typischen Hautstellen wie den Zwischenräumen der Finger, an Handgelenken, Leisten, Ellenbogen und Knien, aber bevorzugt auch im Genitalbereich.
"Bei der gewöhnlichen Skabies sollten die Maßnahmen vor allem auf Textilien und Gegenstände fokussiert werden, zu denen die Erkrankten längeren oder großflächigen Hautkontakt hatten", so das Robert Koch-Institut. Kleidung, Bettwäsche, Handtücher und Co. sollten bei mindestens 50 Grad für wenigstens zehn Minuten gewaschen werden, Betten frisch bezogen werden und Polstermöbel, Sofakissen oder textile Fußbodenbeläge abgesaugt werden. Danach sollten die Gegenstände 48 Stunden nicht genutzt werden.
Haben Sie einen Krätze-Verdacht, führt der erste Weg zum Arzt. Der quälende nächtliche Juckreiz, die Milbengänge und der mikroskopische Nachweis einer Krätzmilbe oder ihrer Eier führen zur eindeutigen Diagnose, so "Netdoktor.at". Die Krätze heilt von alleine nicht ab und verschlimmert sich mit der Zeit und Sie stecken immer mehr Personen damit an. Daher ist eine Behandlung unabdingbar. Die Therapie der Krätze besteht in einer Ganzkörperbehandlung mit einem geeigneten Anti-Skabies-Mittel. Partner und symptomlose Familienmitglieder sollten mitbehandelt werden.