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Mega-Panne im Impfbus – Wiener bekamen falsche Spritzen

Verimpft nochmal! Zwei Wiener meldeten sich für die Grippeimpfung an. Wegen einer Unachtsamkeit spritzte man ihnen Pfizer – ein folgenschwerer Fehler.

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Seit November verabreichen Samariterbund-Mitarbeiter in zwei Impfbussen neben dem Vakzin von Biontech/Pfizer auch den Influenzaimpfstoff.
Seit November verabreichen Samariterbund-Mitarbeiter in zwei Impfbussen neben dem Vakzin von Biontech/Pfizer auch den Influenzaimpfstoff.
HERBERT-PFARRHOFER / APA / picturedesk.com

Die 23-jährige Wienerin Diana (Name von der Redaktion geändert) erhebt schwere Vorwürfe gegen den Samariterbund und  die MA 15, dem Gesundheitsdienst der Stadt Wien. In einer Mail an "Heute" schildert sie ihr persönliches Impf-Desaster, das durch fahrlässiges Verhalten des Personals verursacht wurde. Im November machte der Impfbus Halt in ihrem Heimatbezirk Favoriten. Nach langem Warten in der Schlange klärte sie ein Arzt über die Grippeimpfung auf und setzte den Stempel auf ihren Impfpass. Dabei irritierte Diana die heitere Stimmung an Bord: "Als ich rein kam, war die Krankenpflegerin und ihre Kollegin am Lachen."

Offenbar abgelenkt kontrollierte die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin weder den Fragebogen noch suchte sie das Gespräch zur Impfbereiten. Stattdessen griff sie wie ferngesteuert gleich zum COVID-19-Impfstoff und setzte den Stich. Nur weil die 23-Jährige anschließend nachfragte, was ihr gerade gespritzt wurde, flog die Impf-Panne auf. "Ich wollte eine Grippeimpfung! Es handelt sich um einen Eingriff in meine Gesundheit, ohne meine Einwilligung", klagt sie. Dabei soll auch einer weiteren Kollegin aufgefallen sein, dass sie einem Mann versehentlich das falsche Vakzin verabreichte.

Booster zählt nicht

Die Schwestern hätten ihr Missgeschick mit der Begründung schön geredet, dass zurzeit eine Covid-Welle umgehe und das Jaukerl ohnehin gelegen komme. Statt sich zu entschuldigen, sollen sich die beiden herausgeredet haben, dass so ein Fehlgriff bei über 300 COVID-19-Impfungen pro Tag schon passieren kann.

Für Diana eine Farce: "Ich sehe nicht ein, warum ich eine dritte Corona-Impfung bekomme, obwohl mir die zweite Dosis erst Ende August verabreicht wurde. Ich war schon ausreichend geimpft und außerdem auch genesen." Da das Impfzertifikat vor Ort nicht geändert werden konnte, gilt sie nun fälschlicherweise als Grippe-Geimpfte. Was gleichzeitig bedeutet, dass ihre unbeabsichtigte Auffrischungsimpfung nicht im Grünen Pass aufscheint. Der Impfnachweis läuft nun mehrere Monate früher aus, sodass sie bereits im Frühjahr 2022 zum Booster aufgefordert wird. Diana stellt klar: "Ich werde mich auf keinen Fall ein viertes Mal impfen lassen, nur weil die Arbeit nicht professionell erledigt wird."

Im Stich gelassen

In den folgenden Tagen litt die junge Wienerin unter Fieber, Schüttelfrost, Kopfweh, Müdigkeit sowie Arm- und Gelenksschmerzen. Ihre Pläne, sich nun die echte Grippeimpfung zu holen, schob sie zurück, um nicht gleich wieder Symptome durchzumachen. "Mir war einmal sehr kalt und dann wieder heiß. Ich habe mehrere Schmerzmittel genommen." Dazu kommt jede Menge Wut im Bauch und brennende Fragen: "Was war der Zweck, dass ich mich solange in der Kälte angestellt habe? Wer weiß, wie vielen sie noch den falschem Impfstoff verabreicht haben, ohne dass es ihnen bewusst ist?"

Die Wienerin hat in der Folge beim Samariterbund, der MA 15 sowie der Ärztekammer Beschwerde eingereicht und wartete vergeblich auf zufriedenstellende Antworten. Verzweifelt überlegt sie nun, rechtliche Schritte einzuleiten. "Ich weiß einfach echt nicht mehr weiter, bei wem muss ich mich noch melden kann, damit ich endlich ernst genommen werde. Ich fühle mich vom ganzen System im Stich gelassen, da meine Situation von niemanden ernst genommen wird."

Die Aufklärungs- und Dokumentationsbögen der Stadt Wien sehen identisch aus.
Die Aufklärungs- und Dokumentationsbögen der Stadt Wien sehen identisch aus.
MA 15

Fehlereingeständnis

"Heute" hat den Samariterbund und die MA 15 mit den Vorwürfen konfrontiert. In ausführlichen Stellungnahmen haben beide Institutionen den Vorfall bestätigt und Diana um Entschuldigung gebeten. "Im Namen des Samariterbunds möchte ich mich herzlich für den Vorfall entschuldigen. Offenbar scheint hier tatsächlich ein großer Irrtum passiert zu sein. Unsere Teams müssen selbstverständlich genau auf den Aufklärungsbogen sehen und die entsprechende Impfung vorbereiten. Auch im Beratungsgespräch müsste es auffallen, besonders weil hier üblicherweise nach der Reaktion auf die ersten beiden Impfungen gefragt wird", erklärt Samariterbund-Sprecherin Stefanie Kurzweil. "Wir haben den Vorfall mit dem Supervisor und den Diensthabenden im Detail ernsthaft durchgesprochen, um sicherzustellen, dass sich so ein Fehler nicht wiederholt."

MA 15-Sprecherin Sonja Vicht versichert: "Es handelt sich dabei um die einzigen registrierten Fälle dieser Art. Wir werden die Berichtigungen im Impfzertifikat und Impfpass vornehmen. Im Zuge der Inbetriebnahme der Impfbim am 1. Dezember haben wir die Mitarbeiter gebrieft, die Bögen genauestens zu kontrollieren, damit so etwas nicht mehr vorkommt."

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