Coronavirus
MedUni-Rektor widerlegt im ORF 4 Thesen der Impfgegner
Bei seinem Auftritt in der ORF-"ZIB2" widerlegt MedUni-Rektor Hellmut Samonigg vier steile Thesen der Impfgegner und sagt, was wirklich Sache ist.
Der Rektor der MedUni Graz, Hellmut Samonigg, gibt sich als Mensch des Dialogs. Er glaubt daran, dass viele Impfgegner durch fundierte und faktenbasierende Argumente in Gesprächen doch noch vom Jauckerl überzeugt werden können. Deshalb wollte Samonigg auch am Sonntag bei der Grazer Impfgegner-Demo vor der versammelten Menge auf der großen Bühne auftreten.
Polizeidirektion und Verfassungsschutz funken aber nun dazwischen. Dem Uni-Chef wurde von einem Auftritt eindringlich abgeraten. "Das Sicherheitsrisiko sei aufgrund der Gemengelage nicht kalkulierbar", berichtet die "Kleine Zeitung". Weit habe man es gebracht in diesem Land, klagt Samonigg in einer ersten Reaktion, trotzdem will er der Empfehlung der Exekutive folgen.
Stattdessen stand für ihn Freitagnacht ein ganz anderer Auftritt vor noch größerem Publikum auf dem Programm. Per Teleschaltung konnte der Rektor in der ZIB2 bei Lou Lorenz-Dittlbacher seine Argumente – ohne Zwischenrufe – darlegen und auch mit einigen Thesen der Impfgegner ausräumen.
"Hoffnung nicht aufgeben"
Er selbst hätte lieber noch mit Anreizen und Argumenten gearbeitet, um möglichst viele Menschen von der Impfung zu überzeugen, erklärt der Onkologe dabei. Die Impfpflicht wäre für ihn nur der "letzte Schritt" gewesen. Bekanntlich ist die Politik nun diesen schon früher gegangen.
"Das ist sicher keine einfache Situation. Aber ich denke, man sollte trotzdem die Hoffnung nicht aufgeben, dass man die doch beträchtliche Gruppe, die aus meiner Sicht ansprechbar ist, die noch überzeugbar ist, die noch suchend ist, die auf Grund von Ängsten und Unaufgeklärtheit noch immer nicht sich impfen hat lassen, gewinnt", so Samonigg. Jene überschaubare Gruppe, die teilweise aus ganz anderen Motiven radikal dagegen auftritt, könne man damit auch "ein Stück isolieren."
Nach dieser Eröffnungsansage konfrontierte ORF-Star Lorenz-Dittlbacher den Mediziner direkt mit diversen Thesen aus den Reihen der Impfskeptiker und -gegner:
1) Die Impfung ist zu wenig erprobt.
"Die Impfung ist in höchster Geschwindigkeit entwickelt worden, aufgrund der wissenschaftlichen Möglichkeiten die wir hatten. Die waren noch nie so gut wie sie bis zum letzten Jahr waren. Sonst hätten wir bis heute keine Impfung", antwortet Samonigg. Die Fakten würden zeigen, dass diese Aussage einfach nicht stimme.
"Weltweit sind, ich glaube, 7 oder 8 Milliarden Impfdosen verabreicht worden. Die Wahrscheinlichkeit, dass man hier Grobes übersehen hat, ist sehr sehr sehr gering bis gar nicht vorhanden."
2) Auf den Intensivstationen liegen gleich viele Geimpfte wie Ungeimpfte
"Das stimmt definitiv nicht! Es ist die aller aller überwiegendste Zahl derer, die mit dieser Erkrankung auf Intensivstationen liegen, nicht geimpft", kontert der Uni-Rektor. "Man sollte auch ganz klar sagen: die, die dort liegen und geimpft sind, sind in der Regel Menschen, die immunsupremierende Erkrankungen haben und bei denen bekannt ist, dass die Impfung gar nicht so gut wirkt."
Dabei wolle er aber nicht unter den Tisch kehren, dass es auch "ganz ganz vereinzelt auch Menschen, die gesund sind, die geimpft sind und sich trotzdem infiziert haben" gebe. Bis heute wisse man aber noch nicht, warum es zu diesen Impfdurchbrüchen komme. "Das ist ganz ganz ganz selten."
3) Auf den Intensivstationen liegen viele Menschen wegen "Impfschäden"
Als Lorenz-Dittelbacher diese laut Herbert Kickl "verunglückte" Aussage der FPÖ-Gesundheitssprecherin Dagmar Belakowitsch wiederholt, kann ihr Studiogast nur den Kopf schütteln: "Am liebsten würde ich das gar nicht kommentieren. Das ist eine absolute Unwahrheit und völlig unwürdig einer Person, die ehemals ein Medizinstudium hinter sich gebracht hat."
4) Kopfweh, Fieber – sind das Nebenwirkungen der Impfung?
"Man muss unterscheiden, zwischen Impfreaktion und Nebenwirkung", führt der Experte aus. Die aufgezählten Symptome seien allesamt Impfreaktionen. "Impfreaktionen sind da und zeigen deutlich, dass die Impfung wirkt. Allfällige Nebenwirkungen, die einige Tage später oder auch schneller auftreten, die gibt es, aber extrem selten."
"Ja, es gibt Extremsituationen, die zum Tod führen, aber im Vergleich zur Wirkung, sind das ganz ganz – prozentuell wie real – wenige Fälle." Heute wisse man besser denn je, welche Nebenwirkungen auftreten können und könne deshalb rechtzeitig darauf reagieren.
Prinzipiell würden die Menschen allgemein dazu tendieren, das Auftreten von Nebenwirkungen zu überschätzen und die schweren Folgen der Erkrankung zu unterschätzen. "Wir wissen, dass bei Covid-Erkrankungen rund zehn Prozent auch Long Covid haben: eine ganz gravierende Einschränkung der Lebensqualität über Monate, über Jahre. Solche Dinge werden üblicherweise nicht so stark im Fokus gesehen wie allfällige Nebenwirkungen."
Und: Nach WHO-Rechnung seien in Europa eine halbe Million Menschen durch die Corona-Impfungen gerettet worden.