Österreich

Medikamenten-Engpass in Österreich, auch Aspirin

Heute Redaktion
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In Österreich gibt es derzeit einen Arznei-Engpass: 210 Medikamente sind nicht lieferbar, darunter auch Aspirin. Die Apothekerkammer fordert eine Systemänderung.

Apotheker kämpfen in Österreich gegen einen Arznei-Engpass an: 210 Medikamente sind derzeit nicht lieferbar, darunter etwa auch Aspirin Kautabletten (siehe Diashow oben). Dabei gäbe es für die meisten einen guten Ersatz: Medikamente von einem anderen Hersteller mit dem selben Wirkstoff.

Mit der derzeitigen Gesetzeslage ist aber nur die Verschreibung eines Namens möglich, nicht eines Wirkstoffes. Und das bedeutet viel Aufwand für die Patienten. Sie brauchen etwa ein neues Rezept oder müssen Rücksprache mit ihrem Arzt halten.

"Die Patienten müssen so viele Umwege zurücklegen und auch die Apotheker verbringen bis zu zwei Stunden pro Tag mit Bürokratie und Telefonaten, um für die Kunden das jeweilige Medikament aufzutreiben oder nach Alternativen zu suchen", sagt Wolfgang Müller von der Apothekerkammer gegenüber "Heute.at".

Dabei gebe es eine einfache Lösung. Die Apothekerkammer fordert nun von der Politik eine Vereinfachung und Änderung des Systems. So sollen in Zukunft nur Wirkstoffe und nicht die Markennamen eines Medikaments verschrieben werden.

Wirkstoff statt Marke?

Für die Ärzte ist dieses Anliegen nicht umsetzbar. Nur sie wüssten, welches Medikament wie wirkt. "Es gebe identische Präparate, jedoch könne die Aufnahme des Medikaments unterschiedlich sein. Es könne auch zu Wechselwirkungen kommen", erklärt Ärztekammer-Chef Thomas Szekeres.

Die Präsidentin der österreichischen Apothekerkammer, Ulrike Mursch-Edlmayer kann diese Argumente nicht nachvollziehen: "Durch das Studium der Pharmazie werden unsere Mitarbeiter bestens zu Arzneimittel-Experten ausgebildet. Die österreichischen Apotheken besitzen hochtransparente Warenwirtschaftssysteme und wir wissen, welches Produkt lieferbar ist und welches nicht. Nur durch geringe Änderungen im Rezeptpflichtgesetz könnte man die Patientenversorgung verbessern", erklärt sie im Ö1-Journal.

Produktion in Europa rückläufig

Arzneimittel-Engpässe sind laut Mursch-Edlmayr "eine fatale Folge der scheinbar grenzenlosen globalen Liberalisierung." Die Präsidentin fordert die Politik dazu auf, der ungeregelten Marktliberalisierung im Gesundheitsbereich aktiv entgegenzutreten.

In Europa gibt es schon fast keine Medikamentenproduktion mehr. Auch die Lagerbestände werden zunehmend reduziert. China und Indien liegen an der Spitze der Arzneimittelherstellung. (str)