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"MediEvil" im Test: Sehr klapprige Neuauflage
Das Action-Adventure "MediEvil" sorgte 1998 für Begeisterung auf der ersten Playstation. Die ist leider bei der Neuauflage für die Playstation 4 dahin.
Vor allem jüngeren Gamern wird der Titel "MediEvil" kaum etwas sagen, für Ältere ist er dagegen Kult. Das Playstation-1-Game begeisterte vor genau 21 Jahren mit seinem schwarzen Humor, den gruselig-stimmigen Untoten-Gegnern und für damalige Verhältnisse bahnbrechender Grafik gepaart mit einem eindrucksvollen Sound.
Nun hat Sony Playstation für die vierte Konsolengeneration eine Neuauflage von "MediEvil" veröffentlicht. Wieder schlüpfen Spieler in die Rolle von Sir Daniel Fortesque, der das fiktive Land Gallowmere vom bösen Zauberer Zarok befreien soll. Mythen besagen, dass Fortesque und Zarok schon einmal aufeinander trafen und Fortesque triumphierte. Eine glatte Lüge, weshalb sich unser Held auch als Skelettritter zeigt.
War im Orginal nur der Skelettritter klapprig, ist es nun leider auch die Neuauflage. Zwar gefallen wieder der schwarze Humor des Spiels sowie die gruselige Atmosphäre und die humorigen Gegner von Kürbissen über Zombies bis hin zu Vogelscheuchen, in den anderen Belangen wie Kampf und Rätseln ist das Spiel aber zu sehr am Original gehalten worden.
Gehöriger Herausforderungssprung
Wieder zieht man mit Nah- und Fernkampfwaffen in die Schlacht, wobei diese immer recht kurz ausfällt. Jedes Level ist nach einigen Minuten geschafft und besteht aus der Aufgabe, alle Gegner zu besiegen und die herumliegenden Items und Schilde einzusammeln. Der Kampf ist dabei keine große Herausforderung, in typischer Hack&Slay-Manier marschiert man anfangs durch die Level.
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Ab der Mitte des Spiels macht der Titel aber einen gehörigen Herausforderungssprung. Gar nicht deswegen, weil Gegner sonderlich herausfordernd wären – sie sind meist mit einigen Schwertstreichen und dem Blocken per Schild, das kaputt gehen kann, besiegt. Zu schaffen machen mehr Kamera und Technik. Die Kamera hat eine Angewohnheit, in beengten Umgebungen wild umherzuzuckeln oder einfach starr das Geschehen auszublenden. Und dass es kaum Feedback gibt, wenn der Gegner oder man selbst Schaden nimmt, erschwert die Begegnungen.
Noch zeitgemäß?
Eine kleine Abwechslung zu den Kämpfen bieten kleinere Rätsel. Einerseits werden Runen eingesammelt, um neue Passagen freizulegen, andererseits gibt es Vorrichtung, die zum Weiterkommen bedient werden müssen. Viel Hirnschmalz verlangt das Ganze nicht ab. Ob es allerdings noch zeitgemäß ist, dass man ein Level komplett von vorne ohne Checkpoints wiederholen muss, wenn man am letzten Feind scheitert, ist fraglich.
Ebenso, warum man mit derselben kleinen Lebensleiste startet, mit der man etwa bei Abstürzen stirbt, und sie nicht auf 100 Prozent wiederaufgefüllt wird. Immerhin, es zieht die Spielzeit von rund fünf bis sechs Stunden etwas in die Länge. Auch, wenn man alle Items einsammeln will, verbringt man etwas mehr Zeit im Game. Zu sammeln gibt es Kelche zum Tausch gegen neue Waffen, Lebensenergie-Flaschen, Bucheinträge und Goldstücke – sowie neu Verlorene Seelen, die man für einen Geist in einem der Level besorgen soll.
Ein grafischer Spagat
Einen komischen Spagat legen Spielegrafik und Videosequenzen hin. Die Videosequenzen kommen in Hochglanz-Zeichentrickoptik daher und sehen fabelhaft aus, die Spielgrafik selbst wirkt aber vor allem bei Figuren grob und bei Umgebungen zwar etwas schärfer, aber sehr kalt. Die Levels sind bis auf ihre Begrenzungen kaum gestaltet, wirken seltsam leer. Einige Umgebungen wie Zäune sind zwar schöner gestaltet, reihen sich dann aber wieder an Hecken, die nur aus Grafikblöcken bestehen.
Letztlich ist das Remake nur eine grafisch – und da bedingt gelungene – Aufhübschung, hätte aber dringend einige Updates beim Gameplay benötigt. Schade, die Atmosphäre und das Spielgefühl des Originals hat "MediEvil" schließlich auch in der Neuauflage. Allerdings wird das Spiel eher nur jene erfreuen, die auch das Original kannten und es noch einmal in die Konsole stecken wollen. Neueinsteiger werden aber vieles am Game klapprig und nicht mehr zeitgemäß bewerten.