Chronic Fatigue Syndrome
ME/CFS – Wiener Wissenschaftler machen neue Entdeckung
Forscher der MedUni Wien konnten Biomarker nachweisen, die auf Störungen im Immunsystem bzw. auf eine reduzierte Darm-Barriere-Funktion hindeuten.
Bislang konnte die Forschung bisher weder Ursachen noch ursächliche Behandlungsansätze für ME/CFS aufzeigen. Wissenschaftler der MedUni Wien haben nun mögliche Biomarker identifiziert, die Diagnose und Therapie der lang andauernden und entkräftenden Fatigue verbessern könnten. Die Studie ist aktuell im "Journal of Clinical Medicine" erschienen.
ME/CFS ist eine schwere multisystemische Erkrankung, die oft zu einem hohen Grad an Einschränkungen führt. 60 Prozent der Patienten sind nicht in der Lage, einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen, 25 Prozent sind ans Bett gebunden. Die genauen Ursachen der Erkrankung sind bisher noch ungeklärt. Da sich die Diagnose aufgrund bislang fehlender Biomarker schwierig gestaltet, kann die Zahl der Betroffenen nicht genau beziffert werden.
Typische Symptome: Erschöpfung, Schmerzen im Hals, im Kopf oder in den Muskeln, Gliederschmerzen, eine erhöhte Reizempfindlichkeit, kognitive Beschwerden, Schwindel, Schlaflosigkeit und Infektanfälligkeit.
Immunsystem und Darm
Die Studie des Teams um Eva Untersmayr-Elsenhuber vom Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien baut auf früheren Forschungsarbeiten auf, die sich mit Störungen des Immunsystems und der Barrierefunktion des Darms bei Betroffenen beschäftigt hatten. ME/CFS-Patienten weisen bekanntlich in der klinischen Ausprägung ihrer Erkrankung oftmals starke Unterschiede auf. Doch trotz intensiver Forschungen liegt bis heute kein messbarer Parameter (Biomarker) vor, der eindeutig auf die Krankheit hinweist.
Unterscheidung in zwei Untergruppen
Wie das MedUni Wien-Forschungsteam zeigt, können ME/CFS-Patienten anhand der Funktion ihres Immunsystems in Untergruppen unterteilt werden. Im Zuge dieser Einteilung konnten im Rahmen der Studie bei den Betroffenen unterschiedliche Biomarker nachgewiesen werden, die auf Störungen im Immunsystem beziehungsweise auf eine reduzierte Darm-Barriere-Funktion hindeuten. Somit wurden für die klinische Versorgung relevante Unterschiede bei ME/CFS-Patienten identifiziert, die ohne die vorhergehende, immunologische Unterteilung der ME/CFS Patientengruppe unentdeckt geblieben wären.
"Betroffene, die an Immundefizienzen leiden, sind durch ihre veränderte Immunfunktion charakterisiert. Bei ME/CFS-Patientnen mit intaktem Immunsystem war die Darm-Barriere-Funktion herabgesetzt", erklärt Untersmayr-Elsenhuber. Die Besonderheiten, die sich anhand von messbaren Markern im Blut nachweisen lassen, erlauben laut Forschern Rückschlüsse sowohl auf unterschiedliche Krankheitsmechanismen als auch auf unterschiedliche Behandlungsoptionen für ME/CFS-Patienten.
Erste "ME/CFS-Biobank Austria" in Arbeit
Um die Forschung zum Chronischen Fatigue Syndrom voranzutreiben, wird an der MedUni Wien aktuell mit Unterstützung der WE&ME-Foundation die erste "ME/CFS-Biobank Austria" mit biologischen Proben von Betroffenen aufgebaut. Untersmayr-Elsenhuber: "Damit die ME/CFS-Forschung in Zukunft rasch und länderübergreifend stattfinden kann, haben wir uns dabei von Anfang an mit Forschungsgruppen in Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland abgestimmt."
Hier finden Betroffene Hilfe:
Österreichischen Gesellschaft für ME/CFS: cfs-hilfe.at
Long Covid Austria – Verein & Betroffeneninitiative: www.longcovidaustria.at