Long Covid

ME/CFS oder nur müde – daran erkennst du die Krankheit

Minister Rauch plant ein Referenzzentrum für Long Covid und ME/CFS. Neurologe Michael Stingl äußert dazu bedenken und erklärt die Erkrankung.

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ME/CFS oder nur müde – daran erkennst du die Krankheit
Der Wiener Neurologe Michael Stingl ist einer der wenigen Experten auf dem Gebiet ME/CFS in Österreich.
"Heute"-Montage: iStock, Screenshot ORF

In Österreich waren bereits vor der Pandemie schätzungsweise 30.000 Menschen von dem chronische Erschöpfungssyndrom ME/CFS betroffen. Diese Zahl dürfte sich mittlerweile jedoch verdreifacht haben. Hilfe gibt es dennoch kaum - zumindest bisher. Jetzt ließ der österreichische Gesundheitsminister Johannes Rauch verlautbaren, dass ein nationales Referenzzentrum für postvirale Erkrankungen geplant sei. 

Ein wichtiger Schritt in den Augen des Neurologen Michael Stingl, einem der wenigen ME/CFS-Experten in Österreich. Einerseits, um die Erkrankung endlich zu legitimieren, andererseits, um Wissen zu teilen und zu verbreiten, was den Patienten nur zugutekommen kann. Doch in der ZIB3 am Montag äußerte der Arzt auch seine Bedenken dazu: "Auch der Arzt ums Eck muss wissen, wie man mit diesen Erkrankungen umgeht und für Leute, wo die Betreuung im niedergelassenen Bereich nicht ausreichten sollte - und das werden nach wie vor genug sein - braucht es spezialisierte Anlaufstellen, Ambulanzen. Wo wir wieder beim typischen Zuständigkeitspingpong im österreichischen Gesundheitswesen sind. Da kann der Gesundheitsminister nichts machen, das ist Sache der Länder."

Stingl hofft, dass mit dem Zentrum den Ländern signalisiert werde, dass in diesem Bereich endlich Handlungsbedarf bestehe.

ME/CFS erkennen

Wichtig sei hierbei, die Erkrankung überhaupt erkennen zu können. "ME/CFS ist durch ein recht gut klinisch definiertes Erkrankungsbild gekennzeichnet, durch eine sehr deutliche Erschöpfbarkeit, wo häufig sehr banale Aktivitäten dazu führen, dass sich der Zustand auch nachher über Tage noch massiv verschlechtert."

Diese Personen sind am häufigsten von ME/CFS betroffen

Das Kernpublikum sei zwischen 15 und 45 und mehrheitlich weiblich: "Im Normalfall handelt es sich um eine jungen Frau zwischen 20 und 40 Jahren, die nach einer relativen milden Infektion einfach überhaupt nicht auf die Beine kommt", so Stingl.

Erkennen könne man dies mit einer entsprechenden Schulung. Er selbst habe sich die Erfahrung über die Jahre hinweg erarbeitet, sagt Stingl. Doch auch als Laie könne man gewissen Warnsignale erkennen und Unterscheiden, ob es sich um eine Erschöpfung vom Leben oder tatsächlich ME/CFS handelt. 

Diese Verschlechterung des Zustands, die nach einer Überanstrengung eintritt bleibt für mindestens 14 Stunden bestehen.

"Wenn ich nach einem langen Tag schlafen gehen, geht es mir morgen hoffentlich wieder gut. Das grenzt die Alltagsmüdigkeit ganz klar von ME/CFS ab. Diese Verschlechterung des Zustands, die nach einer Überanstrengung eintritt bleibt für mindestens 14 Stunden bestehen und wird auf Ruhe nicht besser. Wenn man erlebt, das Banalitäten im Alltag einen derart für ein paar Tage niederlegen, dann könnte es in diese Richtung gehen und man sollte sich an eine kompetente Stelle wenden."

Chancen erhöhen

Das würde schlussendlich auch die Chancen erhöhen, den Betroffenen weiterhelfen zu können. "Je früher man mit einer entsprechenden Therapie beginnt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Leute wieder erholen. Auch diesem Grund ist es auch wichtig, rechtzeitig zu wissen, was man tun muss."

Je früher man mit einer entsprechenden Therapie beginnt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Leute wieder erholen.

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