Wintersport
Mayer: "Früher oder später stehen Chinesen vor der Tür"
Dritte Winterspiele, dritte Goldene - Matthias Mayer stieg in Peking endgültig zum "Mr. Olympia" auf. Nur der Zapfenstreich bereitet ihm Sorgen.
Matthias Mayer schrieb am Montag Sport-Geschichte. Der 31-Jährige holte sich nach Abfahrts-Gold 2014 in Sotschi und dem Triumph im Super-G von 2018 auch bei seinen dritten olympischen Spielen einen Sieg, entschied in Peking erneut den Super-G für sich.
Nur Kjetil Andre Aamodt (4 x Gold, 2 x Silber, 2 x Bronze) und Alberto Tomba (3 x Gold, 2 x Silber) haben noch mehr alpine Olympia-Medaillen als Mayer.
"Ging sich um Millimeter aus"
Der Kärntner ließ seinen Coup Stunden nach dem Rennen Revue passieren. "Ich habe mir das Video nochmal angesehen. Der Start war sehr nervenaufreibend. Es war eine knappe Partie, es ist sich um Millimeter ausgegangen." Mayer spricht eine heikle Situation an. Sein linker Stock hatte sich verhakt, rutschte kurz vor dem Wegfahren in eine Aluschiene. Beinahe hätte der Topstar die Zeitnehmung zu früh ausgelöst. "In weiterer Folge hat mich das aber nicht gestört."
Mayer, der bis zur letzten Zwischenzeit zurück lag, weiß, wo er das Rennen gewann. "Die letzte Kurve war das Um und Auf, da hab ich das Tempo besser mitgenommen als alle anderen. Es ist eine abfahrtsähnliche Kurve. Man muss mit Gefühl reinfahren. Kilde (Silber, Anm.) war ein bisserl zu eng, mein Ski hat richtig gut gezogen."
"Was zählt, ist das Endprodukt"
Die dritte Olympia-Goldene ist freilich kein Zufallsprodukt. "Ich habe schon im letzten Winter begonnen, mit gewissen Materialien zu arbeiten, speziell auf diesen Schnee hier und diese Temperaturen hin. Es hat alles gepasst", freut sich Mayer. "Aber es bringt nicht viel über das zu reden, was man in der Vorbereitung macht. Was zählt, ist das Endprodukt."
Wie Mayer den Olympiasieg in Peking feiert, ist noch nicht geklärt. "Ich bin gespannt, ob es einen Zapfenstreich gibt. Früher oder später werden ein paar Chinesen vor der Tür stehen und sagen, jetzt ist Schluss."
Für ein kurzes Telefonat mit seiner Frau war freilich auch Zeit. "Wir haben zehn Minuten über die letzten zwei Tage geredet."
Stark: Mayer löste Toni Sailer als erfolgreichsten österreichischen Alpinen bei Olympia ab. "Dass ich da jetzt Geschichte geschrieben habe, habe ich noch nicht verarbeitet, das kommt sicher in den nächsten Tagen. Es ist jedenfalls eine große Ehre."
Bleibt die Frage: Kommen noch Medaillen dazu? In der Kombination definitiv nicht, die lässt Mayer nämlich aus. "Ich hab keine Lust, dass ich mir jetzt noch weh tue."
Dann vielleicht in vier Jahren bei den Spielen in Mailand und Cortina? "Theoretisch ist es sicher möglich, praktisch will ich es aber jetzt nicht einschätzen."
Fakt ist: An den Trubel könnte sich Mayer gewöhnen. "Ich bin trotz der Umstände ziemlich rumgereicht worden, es war aber keine Tragik. Es ist ja was Schönes, eine Ausnahmesituation. Ich werde es in meinem Leben vermutlich nicht mehr erleben."