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Massen-Proteste nach Horror-Taten legen Belgrad lahm
Nach Amok-Taten und mindestens 17 Toten in Serbien stand Belgrad am Freitag stundenlang still. Demonstranten forderten drastische Maßnahmen.
Während Klima-Kleber in Wien beinahe täglich mit "Tempo 100"-Forderungen die Straßen der Hauptstadt einnehmen, geht es anderswo unmittelbar um Menschenleben. In Serbien gingen nämlich tausende Menschen nach mehreren Amok-Taten auf die Straße. Die Demonstranten fordern einen kompletten Tapetenwechsel im Land.
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Serbien-Präsident ordnet Entwaffnung an
Die Wut wächst im Land am Balkan vor allem aufgrund von Waffengewalt – Serbien hat den größten Waffenbesitz pro Kopf in Europa und steht im weltweiten Vergleich auf Platz drei. Die Dunkelziffer an rechtswidrigen Waffen und Waffenbesitzern soll sogar weitaus höher sein.
Nur ein Tag, nachdem in einer Schule im serbischen Belgrad ein 13-Jähriger neun Menschen erschossen hat, kam es nur 50 Kilometer südlich der Hauptstadt zu einem erneuten Gewaltakt. Ein 21-Jähriger schoss aus einem fahrenden Auto und riss mindestens acht Menschen aus dem Leben.
Serben fordern Ende von Reality-TV
Ende letzter Woche ordnete Serbien-Präsident Aleksandar Vučić neben einer dreitägigen Staatstrauer eine drastische Reduzierung von Schusswaffen an: Illegale Schusswaffen sollen bei Verdacht innerhalb von einem Monat ohne rechtliche Konsequenzen beschlagnahmt werden. Protestierende Serben sehen die präventive Arbeit gegen Gewalt damit aber noch lange nicht am Ende.
Bei den "Serbien gegen Gewalt"-Märschen am Freitag (Zu Serbisch: "Srbija protiv nasilja") forderten die Protestierenden in mehreren Städten neben Bildungsreformen und einer neuen Regierung ein Ende von TV-Kanälen, die gewaltverherrlichende Reality-Formate ausstrahlen. Neben Gewalt kann man in einigen landeweiten Formaten auch erotische Inhalte sowie ehemalige Mitglieder der organisierten Clan-Kriminalität zur Prime-Time sehen.
Auch die politischen Kontrollinstanzen für elektronische Medien sollen laut den Demonstranten geändert werden. In Belgrad kam es bis zu den späten Abendstunden auf wichtigen Verkehrsknotenpunkten wie der Stadtautobahn-Brücke "Gazela" zum Protest – es soll nicht der letzte große Anti-Gewalt-Marsch in Belgrad bleiben.
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