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Maskierte entführen Bus in Nordirland und zünden ihn an

Es ist bereits der zweite Vorfall dieser Art innerhalb einer Woche: Entführer stürmten einen Linienbus bei Belfast und steckten ihn in Brand.

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    Ähnlicher Anblick, eine Woche früher: Dieser Bus wurde am 1. November angezündet.
    Ähnlicher Anblick, eine Woche früher: Dieser Bus wurde am 1. November angezündet.
    David Young/PA Wire/dpa

    Ein Linienbus, unterwegs im Vorort Newtownabbey der nordirischen Hauptstadt Belfast, ist am Sonntagabend von vier Männern überfallen und anschließend in Brand gesteckt worden. Wie der Sender BBC berichtet, hätten die Entführer die Fahrgäste zum Aussteigen gezwungen. Nachdem alle an Insassen ausgestiegen waren, sei der rote Doppeldeckerbus auf offener Straße angezündet worden. Die Feuerwehr konnte das Fahrzeug nicht mehr retten.

    Translink, der Betreiber der öffentlichen Buslinien, hat alle Bus und Metro-Verbindungen bis Montag eingestellt. Der betroffene Fahrer sei schwer mitgenommen und würde von seinen Kollegen unterstützt, berichtet der "Belfast Telegraph".

    Der Vorsitzende der Regierungspartei DUP, Jeffrey Donaldson, verurteilte die jüngste Tat auf Twitter. "Das ist sinnlos. Veränderungen erreicht man durch Politik – nicht durch das Abbrennen von Bussen." Die Motive der Brandstifter waren unklar – dürften aber auch wieder politisch motiviert sein.

    Denn es ist bereits der zweite Bus innerhalb einer Woche, der in Nordirland überfallen und abgebrannt wurde. Am vergangenen Montag hatten zwei bewaffnete und maskierte Männer einen Bus westlich von Belfast derselben Behandlung unterzogen. Die Tat wirft ein Schlaglicht auf den Streit um Brexit-Sonderregeln für die britische Provinz – das sogenannte Nordirland-Protokoll. Die nordirische Infrastrukturministerin Nichola Mallon sagte der BBC nach dem Vorfall vor einer Woche, die Angreifer hätten "etwas über das Protokoll gebrummt", als sie den Fahrer mit einer Waffe bedrohten.

    Wie verschiedene Medien berichteten, wollten radikale Loyalisten mit der Tat darauf hinweisen, dass am Montag eine Frist der protestantischen-unionistischen Partei DUP verstrich. Die DUP droht damit, aus der Einheitsregierung mit der katholisch-republikanischen Partei Sinn Fein auszusteigen, falls es keine gravierenden Änderungen des Nordirland-Protokolls gibt.

    Das Nordirland Protokoll soll sicherstellen, dass es nach dem Brexit keine harte Grenze zu Irland gibt und damit neue Konflikte in der früheren Bürgerkriegsregion vermieden werden. Allerdings kam es dadurch zu einer Zollgrenze zwischen Nordirland und dem Rest des Vereinigten Königreichs. Unionisten fordern die Abschaffung des Protokolls, weil sie Handelshemmnisse und eine Entfremdung fürchten. Im April kam es deshalb bereits zu tagelangen Krawallen überwiegend protestantischer Loyalisten.