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Gran-Turismo-Schönheit der Sechzigerjahre
Wenn vom Maserati-Styling die Rede ist, dann ist üblicherweise der Maserati Ghibli, das Meisterwerk von Giorgietto Giugiaro, gemeint.
Der Ghibli hat klassische Sportwagen-Proportionen, eine lange Haube, eine kurze Passagierkabine, ein knackiges Heck. So sollen Sportwagen aussehen – fand man zumindest in den Sechzigerjahren. Zwar gab es den Ghibli oft auch in Rot und Gelb, doch bestellten viele Kunden ihr Coupé gern in Metallic-Farbtönen, die die Linien noch stärker betonten.
Seine Konkurrenten waren der Ferrari 330 GTC, der 275 GTB (später der Daytona) und der Lamborghini 350 GT/400 GT. Der Lamborghini Miura gehörte zu einer anderen Kategorie, zu nahe am Rennwagen war sein Mittelmotorkonzept. Viel schneller war er allerdings nicht.
Der Ghibli wollte nie ein Rennwagen sein, er ist dem klassischen Gran Turismo verpflichtet. Entsprechend liegt sein Motor vorne, er verfügt über genügend Stauraum für längere Reisen, und man kann auch als Nichtakrobat in das Auto einsteigen.
Ghia-Design von Giugiaro
Giorgietto Giugiaro, Chef-Designer von Ghia Mitte der Sechzigerjahre, gestaltete den Maserati Ghibli in nur rund drei Monaten. Er schuf damit eine zeitlose Schönheit, die noch über Jahrzehnte andere Fahrzeuge beeinflusste, wie etwa den Bitter CD oder den Matra Bagheera.
Er konnte allerdings auch aus dem Vollen schöpfen. 1,8 Meter Breite, 1,16 Meter Höhe und 4,59 Meter Länge sind eine gute Basis für eine elegante und dynamische Linienführung, speziell wenn über Nutzwert nicht allzu lange nachgedacht werden muss. Aber kaum ein anderer nutzte diese Möglichkeiten so gut aus wie Giugiaro.
Rennwagentechnik
Technisch ließ man bei Maserati nichts anbrennen. Ein Gitterrohrrahmen bildete die Plattform für die Karosserie, der Motor verfügte über eine imposante Ahnengalerie, die bis zum Rennwagen 450S und zum Ultraluxus-Sportwagen 5000 GT zurückreichte.
Mit vier obenliegenden Nockenwellen, Leichtmetallzylinderköpfen und vier Weber-Fallstrom-Doppelvergasern (40 DCNL 5) machte der Motor optisch und technisch eine gute Figur. Zwischen 310 und 330 PS gestand man dem 4.709 cm³ großen Ghibli-Motor damals zu. Zudem erwies er sich als ziemlich drehzahlfest und langlebig.
Ein Granturismo erster Güte
Wenn man sich heute in einen Maserati Ghibli setzt, wird man sich schnell bewusst, dass seit seinem Bau über 50 Jahre vergangen sind. Beschleunigungszeiten von sieben Sekunden auf 100 km/h und 250 km/h Spitze erreichen heute sogar schon biedere Familienlimousinen mit Vierzylinder-Turbodiesel-Motoren. Dafür nehmen sich die Dimensionen heute nicht mehr so groß aus, 1,8 Meter Breite ist inzwischen Standardmaß, und auch 1.600 kg gelten heute unter Sportwagen schon fast als Leichtgewicht.
Trotzdem will im Ghibli gearbeitet werden. Schaltung, Bremse, Kupplung erfordern gut trainierte Muskeln. Entschädigt wird man von einem feinen Motorengeräusch, das aber gerade im Vergleich zu anderen Sportwagen der Sechzigerjahre kaum nach Ohropax ruft. Die Bedienungselemente verlangen nicht nach einem Studium der Anleitung, wenn man einmal von der manuellen Umschaltung zwischen den beiden Benzintanks (mit getrennten Einfüllstutzen) absieht.
Die Sitze sind durchaus bequem, das Cockpit ist dank der großen Glasflächen lichtdurchflutet. Mit einem Ghibli lässt es sich leben, und beim nächsten Tankstopp sind die nicht zu vernachlässigenden Benzinkosten schnell vergessen, wenn sich die Bewunderer um das Auto scharen.
Weitere Informationen, viele aktuelle und historische Bilder sowie Verkaufsunterlagen zum Maserati Ghibli gibt es auf www.zwischengas.com. (jcg)