Wetter

Wetter-Experte sagt, was uns heuer noch bevorsteht

Was diesen Sommer betrifft, hat sich Europa dieses Jahr endgültig von "normal" verabschiedet. Der ORF-Wetterchef hat eine eindringliche Warnung.

Newsdesk Heute
Marcus Wadsak ist Leiter der ORF-Wetter-Redaktion und Präsentator von "ZIB Magazin Klima" in ORF 1.
Marcus Wadsak ist Leiter der ORF-Wetter-Redaktion und Präsentator von "ZIB Magazin Klima" in ORF 1.
Thomas Ramstorfer / First Look / picturedesk.com

Der Sommer 2023 hat der Erde vieles beschert, was früher undenkbar gewesen wäre. Temperaturrekorde sind reihenweise gepurzelt. In Österreich wurden Kirchtürme weggerissen, ganze Dörfer vor Hagel-Bällen zerstört, innerhalb nur weniger Jahrzehnte gab es abermals ein weiteres "Hundertjähriges Hochwasser".

Mit dem 1. September startet nun endlich der meteorologische Herbst und somit eine hoffentlich wieder etwas ruhigere Wetterphase. Oder? Genau das wollte das "Weekend"-Magazin von ORF-Wetterchef Marcus Wadsak wissen.

Gefahr vorerst gebannt

Dieser kann für alle Kälte-liebenden schon Mal eine gute Nachricht vorne weg schicken: In den nächsten zwei Wochen sieht er keine Hitzewelle auf uns zurollen. Die gemäßigten Temperaturen, die nächste Woche wohl weiter sinken, nehmen den Gewittern die Energie. "Starke Unwetter mit Hagel scheinen zumindest vorerst gebannt", beruhigt der Wetter-Experte.

Diese Entspannung hat sich Österreich auch redlich verdient. "Was diesen Sommer betrifft, sind wir weltweit und in Europa weit von allem entfernt, was man als normal bezeichnen könnte", so Wadsak. In Rom wurde der bisher gemessene Temperaturrekord gleich um zwei Grad übertroffen. Der Nordatlantik ist so warm wie nie zuvor, auf drei Kontinenten gab es enorme Hitzewellen. "Damit haben uns vom alten 'normal' verabschiedet."

43 Grad in Österreich

Zwar habe es solche Wetterphänomene und Ausreißer immer mal wieder gegeben, sagt er im "Weekend"-Interview weiter, nicht aber in diesem Ausmaß. Und die Temperaturen steigen weiter. Waldbrände in Griechenland und Spanien habe es immer schon gegeben, weil es heuer aber bekannte Ferienregionen getroffen hat, bekomme der Begriff der Sommerfrische in Österreich wieder etwas mehr an Bedeutung. Auch Wadsak selbst war heuer nur in Kärnten auf Urlaub.

Wenn sich nichts ändert, wird mit dem gemäßigten Klima in Österreich in einigen Jahrzehnten Schluss sein. "Wir werden in Österreich 42 oder 43 Grad erleben, das klingt noch nicht dramatisch. Aber: Temperaturen über 35 Grad, die auch nachts nicht unter 25 Grad abkühlen, werden wir über drei Wochen lang haben. Hitzewellen dehnen sich aus, 30 Grad kommen schon im April und weit über den September hinaus vor."

Falscher Weg

Um das zu verhindern, sei Österreich aktuell noch auf dem falschen Weg. "Wenn wir so weitermachen, wird aus der Klimakrise eine Klimakatastrophe, die nicht mehr aufzuhalten ist. Wir müssen jetzt beginnen, rasch und energisch sinnvolle Maßnahmen zu ergreifen. Dann können wir das Schlimmste noch verhindern."

"Weekend" stellte zum Abschluss auch noch pikante Fragen. Zu den Klima-Klebern etwa habe Marcus Wadsak "keine Meinung", aber er finde es tragisch, dass sie sich zu diesen Taten gezwungen sehen. "Die Forderungen sind nicht so radikal, wie die Aktionen selbst. Die Aktivisten verlangen Tempo 100 auf der Autobahn. Eine Maßnahme, die schnell umsetzbar wäre und wirklich viel bringen würde." Bei der Bundesregierung sieht er in Sachen Klimaschutz Bemühungen, wünscht sich aber mehr.

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