Welt
Pfusch? Mannshohe Stufe mitten in neuer Kroatien-Brücke
Die Strabag ist an einer der herausforderndsten Brückenbaustellen Kroatiens beteiligt. Kurz vor Fertigstellung passen die Enden (noch) nicht zusammen.
Alles sieht nach einem gehörigen Pfusch am Bau aus. Die beiden Enden der nagelneuen Brücke in der südkroatischen Küstenstadt Omiš passen kurz vor ihrer sogenannten Hochzeit nicht zusammen. Nur wenige Zentimeter trennen die Hälften der Stahlkonstruktion hoch über dem Fluss Cetina voreinander – und ein mannshoher Höhenunterschied.
Fotos der Baustelle (siehe Bildstrecke unten) gehen jetzt um die Welt. Auf 9GAG heißt es "Oops", auf Reddit wird heiß diskutiert, ob sich die Bauleiter verschätzt haben. Doch wurde bei dem wichtigen Millionenprojekt etwa wirklich geschludert? Hat sich die ausführende Strabag verrechnet?
"Nein. Keine Sorge, hier läuft alles nach Plan", beruhigt das Bauunternehmen am Montag in Folge der Fülle an besorgten Anfragen. Die freischwebende Cetina-Stahlträgerbrücke ist 216 Meter lang, mit einer maximalen Spannweite von 152 Meter, und wird laut Strabag im sogenannten Taktschiebeverfahren gebaut.
Über die Cetina-Brücke
Die Cetina-Brücke ist Teil einer Umfahrung, die die verkehrsgeplagte Küstenstadt Omiš seit einem Vierteljahrhundert herbeisehnt. Sie soll nicht nur das Zentrum entlasten, sondern auch eine bessere Anbindung an die Stadt Split und die Autobahn ermöglichen. Die Brücke selbst muss in einer Höhe von 70 Metern eine Schlucht von 152 Metern Weite überspannen – ganz ohne Stützpfeiler.
Erst wurden dazu in die Klippen auf beiden Seiten der Schlucht lange Tunnel geschlagen. In diesen wurden dann die Stahlkonstruktion der jeweiligen Brückenhälften komplett fertiggestellt. Erst danach wurden sie per Hydraulik Zentimeter für Zentimeter hinausgeschoben.
"Zurzeit stehen beide Brückenhälften auf provisorischen Stützen, die in der Höhe verstellbar sind und bald ausgerichtet werden", so die Strabag. Der kuriose Höhenunterschied ist also eingeplant und überhaupt kein Problem.
Das Absenken geschieht nun im Schneckentempo – aus Sicherheitsgründen, denn das Bauwerk wiegt jetzt schon 1.100 Tonnen. Dabei muss auch auf den Wind geachtet, der hier manchmal mit ordentlich Tempo durch den engen Canyon pfeift. Sind es mehr als elf Meter pro Sekunde muss pausiert werden.
So es das Wetter zulässt, soll, nach langem Warten, in den nächsten Tagen der Bogen zusammengefügt werden. "Der Moment, in dem sich die beiden Brückenteile treffen, wird von den Expert:innen als 'Hochzeit' bezeichnet. Eine Meisterwerk der Ingenieurskunst!", so die Strabag dazu. Dann sollten auch die letzten Zweifel an der Bauführung ausgeräumt sein.