Spur zu Schwedens Jugend-Gangs
Mann versorgte Teenie-Mörder mit Waffen aus Österreich
Der Waffenhändler nutzte eine Gesetzeslücke in Österreich, um kriminelle Organisationen in der EU mit Schusswaffen zu versorgen.
Ein Hinweis aus Österreich war es, der jetzt zur Festnahme eines polnischen Waffenhändlers führte. Er wurde von polnischen Beamten gefasst, als er gerade eine neue Lieferung von in Österreich erworbenen Waffenteilen über die Grenze bringen wollte. Bei einer Hausdurchsuchung entdeckten die Beamten dutzende Pistolen, Gewehre, Revolver und automatische Waffen wie etwa die tschechische Maschinenpistole Škorpion.
Waffen im Garten vergraben
Diese waren gemeinsam mit weiteren 80 Waffenbauteilen und 20.000 Stück Munition in zahlreichen Behältern im Garten vergraben, wie die Polizeibehörde Europol am Mittwoch in einer Aussendung bekanntgab. Szenen des Einsatzes wurden auch auf Youtube veröffentlicht.
Teenager als Auftragskiller
Der Festnahme gingen lange Ermittlungen in mehreren EU-Staaten voraus. Eine Spur führt etwa direkt zu den berüchtigten schwedischen Teenie-Gangs, die in den letzten Jahren mit eiskalten Auftragsmorden international für Schlagzeilen sorgten. Sie werden von Drogen-Clans gezielt aufgrund ihrer Minderjährigkeit angeworben, da sie dadurch weniger lange Haftstrafen befürchten müssen. Für 10.000 Euro wurden so bereits 15-jährige zu Auftragsmördern, wie aus schwedischen Gerichtsakten hervorgeht.
Gefährliche Gesetzeslücke in Österreich
Brisant ist dabei auch die Rolle Österreichs: Österreich ist das einzige Land innerhalb der EU, in dem die Griffstücke von Schusswaffen weder registrier- noch waffenscheinpflichtig sind. Da der Pole früher als lizenzierter Waffenhändler tätig war, wusste er über diese Gesetzeslücke genau bescheid. Er nutzte daher Österreich als Ausgangspunkt für seine Geschäfte, in dem er hier Schusswaffen in Einzelteilen erwarb, über die Grenze brachte und in Polen dann wieder zusammenbaute, bevor er sie an die organisierte Kriminalität weiterverkaufte.
Vom Staatsschutz observiert
Nachdem die österreichischen Behörden von Europol darüber informiert wurden, schaltete sich auch die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) ein. Deren Chef, Omar Haijawi-Pirchner, zeigt sich stolz, dass es Observationen seiner Behörde waren, die nun zur erfolgreichen Festnahme des Waffenhändlers führten:
„Dieser Erfolg zeigt, was wir durch enge internationale Zusammenarbeit erreichen können. Die Operation ist ein Meilenstein in der Bekämpfung des Waffenhandels. Mein Dank gilt allen beteiligten Bediensteten des Verfassungsschutzes und der Sicherheitsbehörden für Ihre akribische Ermittlungsarbeit“
Laut Ermittlern wurden von ihm zusammengebaute automatische Faustfeuerwaffen und Pistolen auf Tatorten in Belgien, Deutschland, Litauen und Schweden sichergestellt. Dorthin gelangten sie über kriminelle Netzwerke in Deutschland und Polen.
EU-Kommission prüft Österreichs Waffengesetze
Dadurch rückt die seit langem bekannte Gesetzeslücke in Österreich wieder in den Fokus der eruopäischen Sicherheitsbehörden. Erst im Oktober dieses Jahres teilte die EU-Kommission mit, Österreichs Waffengesetze auf ihre Konformität mit der EU-Richtlinie zur Kontrolle des Erwerbs und Besitzes von Waffen zu prüfen. Besonders die Thematik mit den Griffstücken stand dabei besonders im Fokus.
Schwarz-Grün ließ Gesetzesnovelle versanden
Österreichs Innenministerium hat noch bis 3. Februar 2025 Zeit, das Schreiben zu beantworten. Ursprünglich war sogar bereits geplant, die Gesetzeslücke zu schließen. Doch da die ÖVP die Griffstücks-Thematik bei Schusswaffen mit einem Messertrageverbot verknüpfte, dem die Grünen nicht zustimmen wollten, versandete die Gesetzesnovelle vom Juni 2024. Jetzt liegt es wohl an der nächsten Regierung, die Gesetzeslücke zu schließen.
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Auf den Punkt gebracht
- Ein polnischer Waffenhändler nutzte eine Gesetzeslücke in Österreich, um kriminelle Organisationen in der EU mit Schusswaffen zu versorgen, was zu seiner Festnahme führte.
- Die Ermittlungen deckten Verbindungen zu schwedischen Jugend-Gangs auf, die minderjährige Auftragsmörder rekrutieren, und lenkten die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit einer Überarbeitung der österreichischen Waffengesetze.