"Mama flieht vor Weihnachten, landet im Balkan-Schnee"

Die Feiertage um Dezember sind Stress pur. Vor allem für alle Balkaner. Weil nicht nur, dass die komplette Verwandtschaft antanzt (auch diejenigen, die niemand kennt), jeder möchte jeden übertreffen. Egal, in welcher Form. Sei es das Essen, seien es die Mitbringsel, seien es die Geschenke oder die ganzen Geschichten, die man das Jahr über erlebt hat. Oder vielleicht auch überlebt hat. Balkan eben.

Meine Mama wollte diesem ganzen Thema entfliehen. Und was hat sie gemacht? Sie ist ins Auto gestiegen und nach "runter" gefahren. Genauer gesagt nach Bosnien. Und zwar genau dort hin, wo der zweite Teil ihrer Familie lebt. Wo vielleicht noch mehr Familienmitglieder leben. Top Idee...

Falls du den Balkan-Blog bisher verpasst hast:

Doch kurz vor Weihnachten wurde es dann richtig heftig am Balkan. Denn die blinkenden Lichterketten blieben ziemlich oft aus. Stromausfälle und ein Verkehrs-Chaos machten Bosnien, Kroatien und Serbien ordentlich zu schaffen.

Irgendein Cousin und ganz viel Nostalgie

"Fast ein Meter hoch", erzählt mir meine Mama am Handy. Kurz zuvor fragte sie meinen Onkel, was er schätzt, wie hoch der Schnee sei. Er schätzte übrigens einen halben Meter. Ich hab es ganz deutlich gehört.

Ob es ein halber oder ein ganzer Meter war – klar ist, es war ordentlich viel Schnee. Das bewies sie mir dann auch mit einem kurzen Videotelefonat, bei dem sie mir zwischendurch ungefragt Leute zeigte, die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe: "Das ist dein Cousin". Ah ja. Unangenehme Situation für alle Beteiligten.

Während das Schnee-Chaos für viele Bosnier tatsächlich Stress bedeutete, schien sich meine Mama sogar ein wenig zu freuen. Ich denke, sie erlebte durch die überraschende weiße Weihnacht ein wenig Kindheit wieder. Und wir alle lieben doch Nostalgie. In diesem Sinne: "Sretan Božić i sretna Nova godina"