Balkan-Blog

"Können wir noch runter?" Jetzt wird Balkan unleistbar 

Seit dem 1. Jänner wird in Kroatien offiziell mit Euro bezahlt. Der Rest vom Balkan will das auch. Ich weiß aber nicht, ob das eine gute Idee ist.

David Slomo
Wie oft geht es noch "runter"?
Wie oft geht es noch "runter"?
picturedesk/heute.at

Ja, wir wissen es alle. Trotz der angeschriebenen Kuna-Preise haben wir im Kroatien-Urlaub mit Euro bezahlt. Es gab da eigentlich nie Probleme. Und spätestens da fiel den meisten auf, wie günstig bestimmte Sachen waren. Wer hat nicht mindestens einmal gesagt: "Oag, in Wien hätten wir für das Essen sicher das Doppelte bezahlt"? Natürlich hat man da meistens übertrieben, weil SO günstig war Kroatien nun auch nicht. Aber seit kurzem dürfte dieser Satz ohnehin nie wieder fallen.

Seit dem 1. Jänner ist Kuna Geschichte. An der Adria sind mittlerweile alle Preise in Euro ausgeschrieben. Und im Sommer wird uns auch auffallen, dass nichts mehr günstiger ist. 

Schon in den vergangenen Jahren sind die Preise in Kroatien immer weiter angestiegen. Wohl auch im Hinblick auf die Euro-Einführung. Seit Neujahr soll es aber nochmal eine ordentliche Preisexplosion gegeben haben. Und zwar so heftig, dass sich sogar der kroatische Premier Andrej Plenković öffentlich aufgeregt hat. Er forderte alle Unternehmen auf, die Preise wieder auf den Stand von 2022 zurückzusetzen. Also wenn's sogar dem Premier zu teuer wird...

Über diesen Blog
Hallo und herzlich willkommen zu "Hajde", dem "Balkan Blog" auf "Heute.at"! Unser Blogger ist zwischen Sarma und Wiener Schnitzeln aufgewachsen. Wie das so ist? Er verrät's euch in seinen Kolumnen. Und zwar immer mit einem Augenzwinkern!
Übrigens: "Hajde" bedeutet auf Deutsch so viel wie "Los geht's!"

Und was ist für euch typisch Balkan? Siehst du manche Sachen vielleicht anders als unser Redakteur?
Eure Inputs sind willkommen unter [email protected]
oder schreib einfach auf Whatsapp unter 0670/400 400 4

Mindestlohn könnte kaum geringer sein

Jetzt will aber auch Bosnien und Herzegowina nachziehen. Nordmazedonien will schon seit 2004 in die EU, Serbien seit 2012. Und ich verstehe natürlich alle Vorteile der Europäischen Union: Man darf überall frei hinreisen, arbeiten, studieren. Es ist der größte Binnenmarkt. Und dann ist da diese Sache mit dem Frieden. Damit haben wir es ja am Balkan eh nicht so einfach. Vielleicht wär da ein Beitritt echt förderlich.

Gleichzeitig kenne ich die finanzielle Situation der Menschen von "unten" nur all zu gut. Klar gibt es ein paar "Reiche", denen der Preisanstieg vielleicht sauer aufstößt, die aber zähneknirschend dann weiterhin mit einem vollen Einkaufswagen in ihre Häuser stampfen. Es gibt aber sehr viele, die jetzt schon am Existenzminimum leben. Für sie werden die kommenden Jahre definitiv nicht einfacher werden. 

Ein klares Beispiel: In Kroatien liegt der Mindestlohn bei circa 620 Euro. Brutto!!! In Bosnien nicht einmal bei 300 Euro.

Da überlegt man es sich wahrscheinlich auch ganze 300 Mal, ob man sich einen Kaffee um drei Euro leisten möchte. Oder überhaupt kann. Und mindestens genau so oft werden sich die Austro-Balkaner fragen: "Können wir noch runter?" Immerhin wird es ja auch hierzulande nicht wirklich günstiger. Wobei: Immerhin erspart man sich jetzt den Stau bei der Grenze Spielfeld. Ist ja schon einmal etwas.

1/5
Gehe zur Galerie
    "Feierlicher" Empfang. 
    "Feierlicher" Empfang.
    privat
    Mehr zum Thema