Österreich
Männer-Coach: "Schmerz wird oft zu Wut und Gewalt"
In seinem neuen Buch zeigt "Männerkenner" Richard Schneebauer, wie Männer verletzt werden und wie sie selbst verletzen.
Es ist mehr als ein Klischee: Viele Männer sind immer noch Meister darin, ihre Gefühle zu verbergen. Dieses alte Rollenmuster kann Schmerzen bei den Betroffenen verursachen, sowie bei den Menschen, die sie lieben. Soziologe Richard Schneebauer arbeitet seit über 20 Jahren daran, vorherrschende Bilder über das vermeintlich "starke Geschlecht" zu hinterfragen. In der Männerberatung begleitet er Klienten, die Gewalt und Aggression aus ihrem Alltag verbannen wollen.
In seinem neuen Buch "Männerschmerz" geht Schneebauer dem maskulinen Leiden auf den Grund. Er zeigt Strategien auf, wie Männer Gefühlen aus dem Weg gehen, etwa mit der Flucht in die Arbeit und in den Sport, beim Verdrängen, Mauern oder Rationalisieren. Doch dadurch fängt es oft an, im Inneren zu brodeln. "Dieses Verhalten kann zu Depression, Aggression und Gewaltausbrüchen und sogar bis zum Suizid führen", sagt der Experte. Er fordert "einen bewussteren und ausgewogeneren Umgang mit dem Schmerz, den Männer ausüben und dem Schmerz, den sie erleiden."
Die Ära des Mannes ist vorbei
Schneebauer solidarisiert sich mit seinen Geschlechtsgenossen: "Das Ende einer Ära betrifft uns Männer gerade alle. Der Cowboy scheint vom Pferd gefallen." Für den Autor stehen "Eroberungs- und Erschafferqualitäten" heute viel weniger im Vordergrund, sondern geraten ihre zerstörerischen Aspekte ins Blickfeld." Es stehe nun fest, dass "traditionelle Männlichkeit als Maß aller Dinge weichen muss." Es brauche neue Vorbilder, die sich selbst aufrichtig hinterfragen. Die veränderten Anforderungen, die von der Gesellschaft und von Frauen im speziellen an Männer gestellt werden, "müssen erst nach und nach gelernt werden."
"Eine Trennung muss schmerzen"
In der Männerberatung erlebt Schneebauer Schmerz am häufigsten bei Trennungen. "Dieser kommt allerdings häufig in Gestalt von Wut, Gewalt oder als orientierungslose, betäubte Niedergeschlagenheit." Hier appelliert der Trainer daran, die unangenehmen Gefühle nicht einfach möglichst schnell loswerden zu wollen. "Eine Trennung muss schmerzen, das ist ein Zeichen, dass die Verbindung und die Liebe echt waren."
Der Soziologe will Männern deshalb dabei helfen zu erkennen, woher der Schmerz kommt und wie man damit umgehen könne. Selbstbetrachtung ist dabei der erste Schritt. "Das ist nichts für Feiglinge", weiß er. Denn zuerst müsse man sich der eigenen, zerstörerischen Seite widmen, der "Schattenseite der Männlichkeit."