Großbritannien

Mädchen nach Geburt 1967 vertauscht – dank DNA vereint

Die Familien von zwei Babys, die vor fast 60 Jahren in einem britischen Spital vertauscht wurden, sollen nun von den Behörden entschädigt werden.

20 Minuten
Mädchen nach Geburt 1967 vertauscht – dank DNA vereint
Die Familien von zwei Babys, die vor fast 60 Jahren in einem britischen Spital vertauscht wurden, sollen nun von den Behörden entschädigt werden.
Getty Images

Die Mädchen, inzwischen erwachsene Frauen, die in Berichten nur als Claire und Jessica bezeichnet werden, wurden in einem Spital in den West Midlands kurz nach der Geburt vertauscht, aber ihre Familien entdeckten den Fehler erst 55 Jahre später, wie die BBC berichtet.

Die erschütternde Wahrheit kam erst ans Licht, als der Bruder einer der beiden Frauen im Jahr 2021 einen DNA-Test einer globalen Agentur machte, bei dem eine andere Person als seine echte Schwester angegeben wurde. Der Bruder, von der BBC Tony genannt, hatte den Test von Freunden geschenkt bekommen und nur benutzt, weil ihm an einem verregneten Tag wegen eines abgesagten Golfspiels langweilig war. Also spuckte er ins Röhrchen und schickte den Test ab. Als die E-Mail mit den Resultaten zurückkam, kam auch der Schock.

Auch Schwester hatte seltsamen DNA-Test

Zunächst sah zwar alles so aus, wie er es erwartet hatte. Der Test ermittelte den Ort in Irland, aus dem seine Familie mütterlicherseits stammte, ein Cousin war in seinem Stammbaum zu finden – und auch seine Schwester war dabei. Aber als Tony sich den Namen seiner Schwester ansah, war er falsch. Statt Jessica war jemand namens Claire als seine Schwester aufgeführt.

Am nächsten Morgen nutzte er die Nachrichtenfunktion der DNA-Testfirma, um Claire zu kontaktieren, die angeblich seine Schwester war. "Hallo", schrieb er. "Mein Name ist Tony. Ich habe diesen DNA-Test gemacht. Du bist als biologische Schwester angegeben. Ich glaube, das ist ein Irrtum. Kannst du das aufklären?" Claire selbst hatte vor zwei Jahren ebenfalls einen solchen Test geschenkt bekommen.

"Ich dachte, ich sei adoptiert"

Auch ihre Ergebnisse waren seltsam – es gab keine Verbindung zu den Geburtsorten ihrer Eltern, und sie hatte offenbar eine genetische Verbindung zu einem Cousin ersten Grades, den sie nicht kannte. Dann erhielt sie Tonys Benachrichtigung – ein echtes Geschwisterchen hatte sich ihrem Stammbaum angeschlossen. Es war verblüffend, machte aber irgendwie Sinn: Als Claire aufwuchs, hatte sie nie das Gefühl gehabt, dazuzugehören. "Ich fühlte mich wie eine Hochstaplerin", sagt sie. Es gab keine Ähnlichkeiten, weder im Aussehen noch in den Charaktereigenschaften, erzählt sie der BBC. "Ich dachte: 'Ja, ich bin adoptiert.'"

Als Claire und Tony anfingen, Nachrichten und biografische Details auszutauschen, entdeckten sie aber, dass Claire etwa zur gleichen Zeit und im selben Spital geboren worden war wie Jessica – die Frau, die Tony Schwester nannte und mit der er aufgewachsen war. Langsam tauchte eine unglaubliche Erkenntnis auf: Die beiden Mädchen waren 55 Jahre zuvor nach der Geburt vertauscht worden und in der Folge in verschiedenen Familien aufgewachsen.

Wiedersehen nach 55 Jahren

Es stellte sich heraus, dass Claires Mutter wegen hohen Blutdrucks nach der Geburt ruhen musste und ihre Tochter über Nacht in einen anderen Raum gebracht wurde. Am kommenden Morgen wurde ihr dann das "falsche" Kind gegeben. Dieses hatte zwar im Gegensatz zum Rest der Familie blonde Haare, doch die glücklichen Eltern dachten sich nichts dabei. Im Gegensatz zu heute wurden die Babys nicht mit RFID-Codes identifiziert, sondern mit simplen Zetteln am Körper und am Bettchen.

Tony und seine Mutter beschlossen, sich mit Claire zu treffen. Diese fuhr die kurze Strecke zu Joans Haus, die sie bestens kannte: Jahrelang war sie auf dem Arbeitsweg durch den Ort gefahren, ohne zu wissen, dass dort ihre leibliche Mutter lebte. Tony wartete in der Einfahrt auf sie. "Hallo, Schwester", sagte er. "Komm und lerne Mum kennen." Claire sagt, dass es ihr vom ersten Moment an so vorgekommen sei, als hätten sie sich schon immer gekannt: "Ich sah sie an und sagte: 'Oh mein Gott, ich habe deine Augen! Wir haben die gleichen Augen!'" Und ihre Mutter Joan: "Es fühlte sich einfach richtig an. Ich dachte, sie sieht genauso aus wie ich in meinen jüngeren Tagen."

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    Manfred Fesl, Pierer Mobility AG

    Auf den Punkt gebracht

    • In Grossbritannien ist ein unglaublicher Fall bekannt geworden, bei dem 1967 zwei Mädchen nach der Geburt vertauscht wurden
    • Nun sollen die beiden betroffenen Familien entschädigt werden
    • Das Ganze kam ans Licht, weil zwei Kinder aus den Familien bei auf die Herkunft spezialisierten DNA-Unternehmen Tests gemacht hatten
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