Massen-Hochzeit an Tag eins

"Wahre Gleichheit": Thailand führt Ehe für alle ein

Als erstes südostasiatisches Land hat Thailand die Ehe für alle legalisiert. In einem Einkaufszentrum in Bangkok heirateten an Tag eins Hunderte.

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    Weltweit haben mehr als 30 Länder die Ehe für alle anerkannt.
    Weltweit haben mehr als 30 Länder die Ehe für alle anerkannt.
    LILLIAN SUWANRUMPHA / AFP / picturedesk.com

    "Heute weht die Regenbogenflagge mit Stolz über Thailand": Regierungschefin Paetongtarn Shinawatra feierte das in Kraft getretene Gesetz im Onlinedienst X, während gleichgeschlechtliche und Transgender-Paare den historischen Tag nutzten, um sich das Ja-Wort zu geben: Fast 2.000 Paare gaben sich das Ja-Wort, als das Land am Donnerstag als erstes südostasiatisches Land die gleichgeschlechtliche Ehe legalisierte.

    Seit dem Morgen strömten unzählige homo- und transsexuelle Paare zu den Standesämtern des Königreichs, darunter auch aus dem Ausland. Im bekannten Einkaufszentrum Siam Paragon im Zentrum Bangkoks fand sogar eine Massenhochzeit statt – Zahlen lagen aber zunächst nicht vor.

    Hochzeit, Adoption und Erbe neu geregelt

    Durch das Gesetz, das "Mann" und "Frau" durch geschlechtsneutrale Worte ersetzt, dürfen gleichgeschlechtliche Paare jetzt nicht nur heiraten, sondern werden auch bei Erbangelegenheiten und Adoption gleichgestellt.

    Andere Länder der Region dürften dem Beispiel kaum folgen (siehe Bildstrecke). Deswegen dürfte Thailand von seiner Vorreiterrolle profitieren: Immer mehr gleichgeschlechtliche Paare aus anderen asiatischen Ländern entscheiden sich laut "BBC" für ein Leben dort.

    Obwohl Thailand international für seine Toleranz gegenüber homosexuellen Paaren bekannt ist, ist ein Großteil des mehrheitlich buddhistischen Landes konservativ. Viele LGBTQ-Menschen geben an, mit Diskriminierung konfrontiert zu sein.

    Wandel mit Boy-Love-Dramen

    Es habe eine entschlossene Kampagne gebraucht, um die Einstellung der thailändischen Behörden und der Gesellschaft zu ändern, erzählen Aktivisten. Immerhin hatte das thailändische Gesundheitsministerium Homosexualität 2001 noch als "Geisteskrankheit" bezeichnet.

    Dass sich die allgemeine Einstellung verändert hat, dazu haben auch thailändische TV-Dramen beigetragen. "Sie stellen uns als normale Charaktere dar, wie man sie auch im echten Leben sieht", sagt Tinnaphop Sinsomboonthong von der Thammasat-Universität. "Die Art von LGBTQ+-Kollegen, die man vielleicht im Büro hat, oder der LGBTQ+-Nachbar. Das hat wirklich dazu beigetragen, die Wahrnehmung und die Werte in allen Generationen zu verändern."

    Das LGBTQ-Paar Pat, 35, und Hero, 29, erhält eine offizielle Heiratsurkunde, nachdem das Gesetz zur Gleichstellung der Ehe in Kraft getreten ist, nachdem es vom König gebilligt wurde.
    Das LGBTQ-Paar Pat, 35, und Hero, 29, erhält eine offizielle Heiratsurkunde, nachdem das Gesetz zur Gleichstellung der Ehe in Kraft getreten ist, nachdem es vom König gebilligt wurde.
    REUTERS/Chalinee Thirasupa

    So genannte Boy-Love-Dramen um Liebesbeziehungen zwischen schönen jungen Männern. Sie waren insbesondere während der Covid-Pandemie ein Hit im Land – und mittlerweile einer der erfolgreichsten Kulturexporte Thailands. Serien wie "My School President" und "Love Sick" erreichen Millionen von Zuschauern in Streaming-Netzwerken.

    "Wir haben nicht gekämpft, wir haben verhandelt"

    Außerdem gingen die vielen verschiedenen LGBT-Gruppen bei ihren Kampagnen geschlossen vor, etwa bei "Change 1448" (Klausel 1448 regelt im thailändischen Zivilgesetzbuch die Definition der Ehe) oder der "Rainbow Coalition for Marriage Equality". Pride-Märsche ab 2022 und die Bemühungen der Regierung, Thailand als attraktives Reiseziel für LGBT-Reisende zu fördern, trugen ebenfalls zum Wandel der öffentlichen Wahrnehmung bei.

    "Wir haben nicht gekämpft, wir haben verhandelt", sagt Tinnaphop. "Wir wussten, dass wir mit der thailändischen Gesellschaft reden mussten, und nach und nach haben wir die Einstellung geändert."

    Die 64-jährige Sumalee Sudsaynet und ihre 59-jährige Partnerin Thanaphon Chokhongsung waren die ersten, die im Bezirksamt Bangrak in der Hauptstadt Bangkok heirateten. Stolz zeigten sie ihre Ringe. "Wir sind so glücklich. Wir haben seit zehn Jahren auf diesen Tag gewartet."

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    Auf den Punkt gebracht

    • Thailand hat als erstes südostasiatisches Land die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert, was zu einer Massenhochzeit im Einkaufszentrum Siam Paragon in Bangkok führte, bei der fast 2000 Paare heirateten.
    • Diese historische Entscheidung wurde von der thailändischen Gesellschaft und Regierung gefeiert, obwohl das Land trotz seiner Toleranz gegenüber LGBTQ+-Personen immer noch konservative Tendenzen aufweist.
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